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Die Konkubine

Die Konkubine

Titel: Die Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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Und Konrad hatte für einen Moment den Eindruck, dass er doch Humor besaß. Wenn, dann zeigte er ihn allerdings zu merkwürdigen Gelegenheiten.
    Oskar Truppel trug den nun schon bekannten Morgenmantel aus schwerer chinesischer Seide, als Fauth und Konrad auf sein «Herein» hin ins Zimmer traten. Das Rumoren des erwachenden Haushaltes drang bis in den Raum, und das Gezwitscher der Vögel, das von draußen kam, vermittelte den Eindruck einer friedlich erwachenden Welt. Dieser stand in krassem Kontrast zur zornigen Miene eines zweiten Mannes, der am Tisch unter dem Lüster saß. Die schweren Vorhänge waren aufgezogen, die Morgensonne ließ die Zornesfalten auf der Stirn des Dunkelhaarigen noch deutlicher hervortreten. Seine Augen signalisierten, dass hier ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch stand und nur der Deckel der Höflichkeit ihn bisher daran hinderte zu explodieren.
    Konrad registrierte aus dem Augenwinkel, dass der Gouverneur von Tsingtau dem Polizeichef einen warnenden Blick zuwarf. Er wusste wenig über diesen Mann, außer dass er «lange Kerls» für seine Polizeitruppe bevorzugte, ebenso wie der Soldatenkönig, Friedrich Wilhelm I. Also mussten auch die Rekruten für die Chinesenpolizei mindestens 1.85 Meter groß sein. Das war weiter kein Problem, die Menschen im Nordosten Chinas hatten in etwa dieselbe Körpergröße wie Europäer. Josef Schöller, der Polizeichef von Tsingtau, erreichte das geforderte «Stockmaß» für Polizisten gerade so. Man sagte ihm nach, dass er gerne mal einen über den Durst trank. Im Moment war er jedoch stocknüchtern und stinksauer.
    Oskar Truppel kam sofort zum Thema. «Was ist das für eine Sache? Den verschwundenen Braumeister, meine ich.»
    «Ich weiß es noch nicht, Exzellenz», antwortete Fauth.
    «So. Und was sollen die Erkundigungen? Ziemlich eigenmächtig. Hätten die Angelegenheit sofort Schöller melden müssen. Warum ist das nicht geschehen?»
    «Weil ich die erste Frage von Exzellenz erwartet habe und eigentlich gehofft hatte, Ihnen schon eine Antwort geben zu können. Außerdem hatte ich nicht damit gerechnet, unseren allseits geschätzten Polizeichef schon so früh wach zu finden.»
    Schöller war kurz davor, sich auf den Maat zu stürzen. Er sah aus, als wolle er ihn erwürgen. Fauth würdigte ihn keines Blickes. Seine Aufmerksamkeit war auf den Gouverneur gerichtet. «Aha. Und wer weiß etwas darüber?»
    «Verzeihen Sie, Exzellenz, aber das kann ich nicht sagen.»
    «So, wahrscheinlich stecken Sie mit diesen Verbrechern unter einer Decke, machen gemeinsame Sache mit ihnen», presste Schöller zwischen den Zähnen hervor.
    In Fauths Augen schimmerte für einen kurzen Moment die blanke Mordlust, er beherrschte sich aber. «Mit welchen Verbrechern? Ich weiß nur von Gottfried Landmann, dass sein Kompagnon verschwunden ist. Mehr nicht. Aber vielleicht hat der Herr Polizeipräsident ja etwas gehört, was auf ein Verbrechen hinweist», konterte er.
    «Meine Herren, bitte. Keine Dispute. Schöller, haben Sie derartige Hinweise? Dann raus damit.»
    Der Polizeichef kniff die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. «Nein, nichts Konkretes.»
    «So. Nun, dann los an die Arbeit, dafür sind Sie ja da, was? Ach ja, etwas Neues in Sachen dieses Heizers zu berichten? Kruse hieß er, was?»
    Erneut musste Schöller verneinen. «Wir stoßen überall auf eine Mauer des Schweigens. Die Chinesen tun einfach so, als verstünden sie uns nicht.»
    Truppel sah plötzlich sehr unzufrieden aus. «Dann machen Sie mal Druck, Mann. Müssen wissen, woran wir sind, was? Am besten gleich. Haben Sie denn keine Agenten, die sich umhören können?»
    Schöller kochte. Er begriff sehr wohl, dass ihn Fauth ausmanövriert hatte. Die Feindseligkeiten zwischen diesen beiden Männern bestanden offenbar schon länger, vermutete Konrad.
    Truppel sah dem Polizeichef nach, bis sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte. «So, Fauth, reden Sie, Kerl. Was ist mit diesem Neidhardt?»
    «Er soll viel Geld verspielt haben. Sein Geld und das der Brauerei. Wahrscheinlich hat er den Rest für Opium und Weiber ausgegeben, zumindest deutet manches darauf hin. Landmann steht vor dem Ruin. Er muss verkaufen. Es gibt da ein englischdeutsches Konsortium, das in Tsingtau eine Brauerei gründen will. Sie haben ihm bereits ein Angebot gemacht.»
    Truppel nickte. «Ja, habe davon gehört. Slevogt war bereits bei mir. Wollen eine Aktiengesellschaft gründen. Dummerweise nach englischem Recht. Habe versucht, es ihm

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