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Die Konkubine

Die Konkubine

Titel: Die Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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einfach verschwunden. Dann tauchte er wieder auf, wie aus dem Nichts und als wäre nichts gewesen. Aber Fauth ließ nichts auf ihn kommen. Konrad hatte sich schon mehr als einmal gefragt, was diese beiden so ungleichen Männer verband.
    Sie waren angekommen, und Konrad feixte innerlich. Tugend und Laster lagen auf dieser Welt manchmal eng beisammen. Sato hatte seinen Laden direkt neben der ehemaligen Wohnung von Pater Franz Bartels, dem Prokurator für die Steyler Mission eröffnet. Hier hatten die Patres die Schreinerei untergebracht. Im selben Haus gab es die Missionsdruckerei und die so genannte Deutsche Schule, in der junge chinesische Katholiken in Deutsch und Eisenbahndienst unterwiesen wurden. Die Schantung-Eisenbahngesellschaft brauchte Nachwuchs.
    Konrad hatte Bruder Hermann, den Leiter der Schreinerei, schon getroffen; beim Bau der Bismarck-Kasernen gab es jede Menge Holzarbeiten zu erledigen. Bruder Adolf leitete die Druckerei. Immer wieder hatte Konrad in den vergangenen Wochen Druckaufträge der Gouvernementsverwaltung dort abgeliefert, auch das Amtsblatt kam aus dieser Druckerpresse. Außerdem ließen Firmen und die Eisenbahnverwaltung hier ihre Veröffentlichungen herstellen. Für die Eisenbahnfahrkarten hatte die Mission sogar eine eigene Druckerpresse angeschafft. Und natürlich nutzten die Steyler die Druckerei auch für ihre eigenen Wälzer, Gesang- und Gebetsbücher, Unterrichtsmaterialien, Kontroversschriften – seit Neujahr 1900 gab es auch eine chinesische Zeitschrift. Das inzwischen wöchentlich erscheinende Organ vertrat die katholischen Interessen in Schantung.
    Und diese wurden immer umfangreicher, obwohl die meisten Deutschen in Tsingtau Protestanten waren. Der Steyler Bischof Anzer und sein Abgesandter Freinademetz waren unter den Ersten gewesen, die versucht hatten, sich nach dem Einmarsch der Deutschen in Tsingtau Grundstücke zu sichern. Sie wollten die Sahnestücke. Einige hatten sie nach Eingreifen der Herren in Berlin dann auch bekommen. Inzwischen waren dort die ersten Mietskasernen entstanden. Aus der Vermietung der Wohnungen finanzierte die «Gesellschaft vom Göttlichen Wort» aus Steyl ihre Süd-Schantung-Mission, in die auch das Schutzgebiet Kiautschou «eingemeindet» worden war.
     
    Es dauerte eine Weile, bis Satos verschrumpelter Diener öffnete. Beim Anblick von Fritz Fauth verzog er seinen zahnlosen Mund zu einem breiten Grinsen. «Ich gehe Herrn holen», sagte er. Offenbar war es für ihn nichts Ungewöhnliches, dass der Artilleristenmaat zu ungewöhnlichen Zeiten hier auftauchte. Damit schlurfte er davon. Er ließ die Tür offen.
    Fauth winkte Konrad, ihm zu folgen. Sie gingen einen schummrig beleuchteten Gang entlang. Das Klacken von Würfeln wurde lauter, Männerstimmen waren zu hören. Als Fritz Fauth eine Türe öffnete, kam ihnen der Rauch aus Opiumpfeifen in Schwaden entgegen. Männer dämmerten auf großen Polstern vor sich hin, die an der Wand entlang ausgelegt waren. Vor einigen waren die Vorhänge zugezogen und dahinter kamen Geräusche hervor, die so eindeutig waren, dass ihnen zweideutige Handlungen zugrunde liegen mussten. Doch Konrad sah keine Frauen.
    Im Raum verteilt standen auch einige Spieltische. Die Gesichtszüge der Männer, die er dort sah, waren keineswegs nur asiatisch. Nach einem ersten Blick starrte Konrad konsequent auf seine Stiefelspitzen. Es waren auch zwei Offiziere hier. Es war besser, keiner von ihnen bekam den Eindruck, er könne am Ende anderen von ihrem Doppelleben erzählen. Fritz Fauth marschierte zwischen den Tischen hindurch, als sei es das Selbstverständlichste der Welt. Er zog einen Vorhang beiseite, öffnete eine Tür und schlüpfte hindurch. Konrad folgte ihm.
    Sato Takashi schaute auf, als Fauth das Zimmer betrat. Er lächelte. «Schön dich zu sehen, mein Freund, aber überraschend. Was führt dich zu mir? Kann ich dir etwas anbieten? Ah, ich sehe, du bist nicht allein.»
    «Er heißt Gabriel und wird die Klappe halten. Du kannst ihm vertrauen.»
    Der Blick, mit dem Sato ihn maß, machte Konrad klar, dass es auf jeden Fall gesünder für ihn war, wenn er den Mund hielt. Er nickte heftig. «Jawoll, Exzellenz.» Er hatte keine Ahnung, wie er den Japaner ansprechen sollte. Und Exzellenz konnte ja nicht schaden. Sato schmunzelte, erwiderte aber nichts.
    Während Fauth seinem Freund die Geschichte vom Verschwinden dieses Braumeisters Ludwig Neidhardt erzählte, verzog sich Konrad in eine Ecke des Zimmers. Er entdeckte eine

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