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Die Konkubine

Die Konkubine

Titel: Die Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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aufgrund der gebundenen Füße nur mit kleinen Schritten trippeln. Mulan sah direkt in die hellen Augen einer grobknochigen Frau. Sie kannte sie nicht. Und sie mochte sie nicht. Es war gegenseitige Abneigung auf den ersten Blick. «Diese Langnase sieht aus wie ein Pferd», flüsterte Chen Meili ihr zu.
    Mulan lächelte. «Sie ist auch aufgezäumt wie ein Pferd», antwortete sie. «Allerdings wie ein Ackergaul.»
    Chen Meili hob den weiten Ärmel ihres Seidenkleides vor den Mund, um ihr Kichern zu verbergen. Es lag eng an und betonte ihre wundervolle Figur.
    «Du hingegen siehst wunderschön aus, Jiejie, in dieser lindgrünen Seide mit den Drachenmotiven und den Blumen», fuhr Mulan fort. Sie selbst trug eine weite blaue Jacke. Sie reichte bis zum Oberschenkel und war reich mit Borten und goldenen Litzen verziert. Darunter schaute eine rote Hose hervor. Beide Frauen hatten sich die Haare kunstvoll hochgesteckt. Statt des üblichen Kopfputzes zierten frische Blumen und goldene Spangen mit glücksverheißenden Motiven die Frisuren. «Du siehst aus wie eine Kaiserin, Meili, niemand kann sich mit dir vergleichen. Schon gar nicht diese kulturlosen Frauen, die ihre Taillen einschnüren, bis sie keine Luft mehr bekommen, und sich absurde Hüte aufsetzen.»
    «Mulan, wenn du nicht aufhörst zu lästern, dann kann ich mir das Lachen bald nicht mehr verkneifen. Ich würde unhöflich erscheinen. Wir wollen Herrn Liu doch keine Schande machen.»
    «Du hast recht, Schwester. Aber eines musst du zugeben: Diese fremden Teufel stinken.» Im nächsten Moment hätte sie diesen Satz am liebsten wieder zurückgenommen. Sie wollte Meili nicht beleidigen. Doch sie fragte sich, wie die Freundin es aushielt, mit Europäern im Bett zu liegen. Sie rochen nach Bier und hatten Haare auf der Brust. Zumindest behauptete das Liu Taitai, die es wiederum von ihren Freundinnen erfahren hatte. Aija, doch ohne Chen Meili und ihre Beziehungen wäre sie damals verloren gewesen. Sie begann zu zittern, dann riss sie sich zusammen. Sie musste versuchen, niemals wieder an diese Tage zu denken. Schon gar nicht jetzt. Es könnte dem Kind schaden.
    Salome Wilhelm kam ihnen entgegen. «Ich freue mich, Sie in meinem Haus begrüßen zu dürfen, wir haben viel von Ihrer einzigartigen Tanzkunst gehört», begrüßte sie die beiden Chinesinnen in deren Sprache und strahlte Meili an. Die meisten anderen Europäerinnen verstanden kaum ein Wort Chinesisch.
    Meili verneigte sich mit einem feinen Lächeln. «Das ist zu viel Lob, diese Unwürdige tut nur, was sie kann», erwiderte sie auf Deutsch. «Ich fühle mich geehrt, im Hause der Gattin des berühmten Chinakenners Wei Lixian sein zu dürfen.» Ein Raunen ging durch die Reihen der versammelten Damen. Eine gebildete Chinesin! Eine, die dazu noch Deutsch sprach!
    Salome Wilhelm zeigte ihre Überraschung nicht. «Ich bin entzückt, Sie kennenzulernen. Außerdem haben Sie meine liebe Freundin Mulan mitgebracht. Wissen Sie eigentlich, dass sie eine fabelhafte Lehrerin ist? Die kleinen chinesischen Schülerinnen, die sie in Tapautau unterrichtet, schwärmen alle von ihr.»
    Mulan verbeugte sich ebenfalls. Sie hatte Mühe, dem Gespräch zu folgen. Doch Meili übersetzte. «Sie beschämen diese Unwürdige mit Ihrer guten Meinung», murmelte sie, noch immer erstaunt über die Eleganz und Leichtigkeit, mit der Jiejie sich zwischen diesen Europäerinnen bewegte. Die Freundin wirkte wie ein Schmetterling unter Schildkröten. Und dann ihr Deutsch! Sie hatte überhaupt nicht gewusst, wie perfekt die Freundin diese barbarische Sprache beherrschte. Sie hatte sich bemüht, möglichst viel zu lernen, als Yuan Shikai sie ins Haus von Richard Wilhelm gebracht hatte. Und auch Salome Wilhelm tat in den wöchentlichen Deutschstunden ihr Bestes. Doch sie würde diese zungenbrecherischen Laute niemals so mühelos über die Lippen bringen wie Meili.
    Salome Wilhelm lächelte der grobknochigen Deutschen mit strohfarbenen Haaren zu. Diese beäugte die beiden Chinesinnen mit zusammengekniffenen Augen. Mulan konnte die Verachtung trotzdem erkennen, die in ihnen lag. Erneut stellte sie fest, dass diese Fremden unkultiviert waren. Diese hier war äußerst unhöflich. Die Gastgeberin tat ihr leid. Das musste ihr doch peinlich sein.
    Doch Salome Wilhelm schien überhaupt nichts davon zu bemerken.
    «Fräulein Chen, ich würde Ihnen gerne die Damen vorstellen. Als erste natürlich Ihre Exzellenz, Frau Gouverneur Truppel. Neben ihr sitzt Klara

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