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Die Konkubine

Die Konkubine

Titel: Die Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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männlich?»
    Tang schüttelte den Kopf. «Ja, ich habe davon gehört.»
    «Was soll’s. Komm, die ersten Boote gehen an den Start. Lass uns zuschauen.»
    Sie schlenderten hinüber an den Anlegesteg des Kleinen Hafens. Konrad schaffte es nicht, die Gruppe aus den Augen zu lassen, zu der Mulan gehörte. Da sah er, wie sich Fauths japanischer Freund durch die Menge schob und der Frau zunickte, die sich vorhin mit Mulan unterhalten hatte. Diese antwortete mit einem fast unmerklichen Senken des Kopfes. Was hatten diese Chinesin und der Japaner miteinander zu tun? Dann vergaß er den Vorfall wieder. Seine ganze Aufmerksamkeit wurde von den Drachenbootrennen gefangengenommen.
    Plötzlich fühlte er sich beobachtet. Mulan hatte den Kopf gehoben und sah direkt zu ihm her. Er hatte das Gefühl, als entstehe ein Strom zwischen ihnen, ein Fluss von warmer Energie.
    Sie senkte die Lider. Konrad war verwirrt. Gab es so etwas zwischen zwei Menschen? Er dachte an Else, die junge Frau, mit der er in Berlin zum Tanzen gegangen war. Er wusste, dass sie sich Hoffnungen machte, mehr von ihm erwartete, wenn er aus China zurückkehrte. Doch so etwas wie eben hatte er bei ihr niemals empfunden. In diesem Moment wurde ihm klar, dass er schon seit Wochen nicht mehr an Else gedacht hatte. Was würde Martha dazu sagen, wenn er ihr von seinen derzeitigen Empfindungen für eine fremde Chinesin erzählte? Romantische Flausen, würde seine praktische Schwester erklären. Du hast zu viele schlechte Romane gelesen oder etwas gegessen, das dir schwer im Magen liegt.
    Vielleicht war es dieses rätselhafte Land, der ständige Eindruck, neben sich zu stehen, dem Begreifen immer einen Wimpernschlag hinterherzuhecheln. Als hinge ein Teil seiner Wurzeln in der Luft. Und das Gefühl, nur diese Mulan, diese Fremde in diesem fremden Land, könnte sie wieder einpflanzen. Dabei war sie ihm so fern. Und doch so nah.

Kapitel 8
    MULAN UND CHEN MEILI HATTEN SICH eine Rikscha genommen. Ein Bewacher trabte hinterher, einer voraus. Es war Anfang Juli und bereits recht schwül, aber immerhin regnete es nicht. Doch bald war Neumond, dann stand wahrscheinlich ein Wetterwechsel bevor. Dann, wenn der Wind aus Südost wehte und sich die Spitzen des Laoshan und des Perlengebirges in weiße Wolken hüllten. Beide Frauen genossen den Luftzug, der durch den Fahrtwind entstand. Für eine chinesische Frau gab es wenige Gelegenheiten, aus dem Haus zu kommen. Bei den Wilhelms fand eine Teegesellschaft statt. Salome Wilhelm hatte Mulan und Chen Meili dazu eingeladen. Mulan vermutete, die Damen wären sehr gespannt darauf, eine der Tänzerinnen des berühmten Balletts von Beijing kennenzulernen, über das der Klatsch blühte. Auch bei den Europäerinnen. Liu Guangsan hatte darauf bestanden, dass sie die Einladung annahmen. Mulan war gut vorbereitet, die Guzheng gestimmt. Keiner der Europäer würde es merken, dass sie heute nicht in der üblichen Tonlage spielte.
    Sie gab sich ganz dem Genuss des Ausfluges hin. Der Zug bog vom Kaiser-Wilhelm-Ufer in die Bismarckstraße ein. Deutsche Straßennamen natürlich, kaum auszusprechen, dachte Mulan. Kurz vor dem Lazarett wurde die Rikscha langsamer. Es ging jetzt steil bergan, dann aber wieder bergab in Richtung zur Kreuzung, an der eine Straße zum chinesischen Arbeiterviertel Taidongzhen abging. Etwa fünfhundert Meter davor bog der Fahrer ab. Der Weg führte am Gebäude der deutschen Artillerieverwaltung vorbei und dann wieder bergauf. Das letzte Stück musste sich der Mann vor der Rikscha über Stock und Stein quälen. Vom Ende der Bismarckstraße aus führte nur ein kleiner Trampelpfad zu den Häusern der Berliner und der Weimarer Mission.
    Mulan wies auf eine Gruppe wunderbarer alter Bäume. «Dort gab es früher ein chinesisches Dorf, ich meine, bis diese Deguo ren, die Deutschen kamen. Xiaobaodao. Es ist nur noch der Tempel inmitten dieser Bäume übrig.» Ihre Stimme klang traurig. Als habe sie einen lieben Freund verloren.
    Eine Dienerin führte die beiden Chinesinnen in den Garten. Etwa zehn Damen saßen unter Sonnenschirmen an kleinen Tischen, vor sich Gebäck und Süßigkeiten, die Kinder spielten Fangen auf dem Rasen. Mulan erkannte Rolf, den kleinen Sohn von Klara Schrameier, der auf seinen stämmigen Beinchen versuchte, hinter den Größeren herzulaufen. Sie lächelte. Bald würde auch ihr Sohn mit den Kindern im Hause Liu spielen.
    Die Gespräche der Damen verstummten, als sie die beiden Chinesinnen sahen. Beide konnten

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