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Die Konkubine

Die Konkubine

Titel: Die Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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Kattunrock mit der kleinen Schleppe glänzte fröhlich in der Sommersonne.
    Die anderen Damen verfolgten den Wortwechsel zwischen dem Gast aus Berlin und den beiden Chinesinnen gespannt. Die Situation roch nach Skandal. Welch wunderbare Entwicklung, die Teegesellschaft würde viel Stoff für spätere Gespräche bieten.
    Einige der Europäerinnen hielten sogar die Luft an in Erwartung eines Eklats. Als Gerda Freimuth lächelte, wirkten sie dann doch etwas enttäuscht. «Es ist erstaunlich, was eine chinesische Tänzerin so alles weiß», bemerkte sie mokant.
    Die Hoffnungen der Damen, wenigstens ein kleines Skandälchen zu erleben, stiegen bei diesem im spitzen Ton vorgebrachten Satz wieder ein wenig. Mulan konnte nicht sehen, was ihre Freundin dachte, Meilis Miene blieb undurchdringlich. Dann verneigte sie sich graziös und mit einem Lächeln. «Die ehrenwerte Dame aus dem fernen Land tut einer armseligen Tänzerin zu viel der Ehre an.»
    Mulan sah, dass Salome Wilhelm den Gast namens Gerda für einen kurzen Moment angespannt anblickte. Die Frau des Missionars erkannte die Spitze sehr wohl, die in Meilis Worten lag. Dann lachte sie. Es klang ein wenig nervös: «Ich freue mich, eine Besucherin mit so viel Humor bei mir zu sehen», erklärte sie und ließ offen, wen sie damit meinte, Gerda oder Meili. «Jetzt wollen wir unserem lieben Fräulein Freimuth aber eine Kostprobe dieser famosen chinesischen Kultur geben.»
    Einige der Damen atmeten wieder aus. Sie würden doch nicht auf ihre Kosten kommen. Salome Wilhelm ignorierte das. «Schließlich soll sie sich bei uns in Tsingtau ja wohlfühlen und nicht glauben, hier lebten nur Barbaren.»
    Richard Wilhelm hatte sich unbemerkt zu ihnen gesellt. Er lächelte seiner Frau zu. «Ach Me, Schätzle, wenn ich daran denke, wie anders alles hier war, als wir ankamen!» Dieser Mann machte unbestreitbar seinem Ruf alle Ehre, ein großer Charmeur zu sein.
    Die Damen in der Runde bekamen runde Augen. «Oh, bitte erzählen Sie, lieber Wilhelm», forderte ihn Gerda Freimuth auf. «Die Deutschen haben ja schon in diesen wenigen Jahren hier Unglaubliches geleistet.»
    Mulan war Wei Lixian dankbar, dass er die Aufmerksamkeit auf sich zog. Er grinste ihr kurz zu, und sie senkte schnell die Lider.
    «Jedenfalls lebte ich anfangs in einem Geisterhaus.»
    «Richard, so etwas Gruseliges werden die Damen sicherlich nicht gerne hören!» Es war klar, Salome wollte ihren Mann davon abhalten, weiter zu erzählen. Doch der vielstimmige Protest ließ auf höchstes Interesse schließen.
    «Siehst du, Me, deine Besucherinnen wollen die Geschichte hören. Nun, eigentlich war ich ursprünglich im Hotel Agir untergebracht, Me war noch nicht hier», begann Wilhelm weitschweifig. Er genoss es sichtlich, Hahn im Korb zu sein. «Am Abend des ersten Tages hörte ich unter dem Bett die Ratten auf den Strohmatten rascheln, die den Ziegelboden bedeckten, ebenso über der Zimmerdecke, die nur aus Papier zusammengeklebt war. Mein Zimmer konnte auch nicht abgeschlossen werden. Trotzdem schlief ich gut. Am nächsten Morgen erwachte ich von einem Hahnenschrei. Ich rieb mir die Augen und entdeckte einen chinesischen Gockel am unteren Ende meines Bettes, der sich aufplusterte und herzhaft krähte, während seine Hennen auf dem Boden umherscharrten. Ich muss sagen, es war nicht die schlechteste Zimmergenossenschaft, die man in jenen Zeiten in Tsingtau finden konnte.»
    «Richard!»
    Wilhelm ließ sich durch den Zwischenruf seiner Frau nicht irritieren. Es schien ihm Vergnügen zu bereiten, die Runde ein wenig zu schockieren. Die Damen hingen an seinen Lippen, und auch die Besucherin aus Deutschland folgte gespannt seiner Erzählung. «Wissen Sie, liebes Fräulein Freimuth, die Straßen waren damals erst im Bau. Von den Hügeln herunter zogen sich tiefe und recht breite Rinnen, auch Ravinen genannt. Es kam nicht selten vor, dass ein heimkehrender Kolone, der den Kopf etwas voll hatte – von Entwürfen und Plänen und manchmal auch von etwas anderem –, eine solche Ravine herunterrutschte und der Einfachheit halber gleich dort sein Nachtquartier aufschlug, wo er hängengeblieben war. Manchmal erwachte er sogar durch einen Nachkömmling, der denselben Weg genommen hatte und plötzlich auf ihm lag.»
    «Und wie war das nun mit dem Wohnhaus?», erkundigte sich Gerda Freimuth.
    «Ach ja, mein erstes Haus. Es war eine Chinesenhütte, mein verehrter Vorgänger Dr. Faber hatte sie mir besorgt. Das war ein ganz besonderer

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