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Die Korallentaucherin

Die Korallentaucherin

Titel: Die Korallentaucherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Tür. »Aha. Die Zusammenarbeit nimmt ihren Anfang, wie?«
    »Wie kann Jennifer über das geheimnisvolle, wundersame Riff schreiben, ohne es je gesehen zu haben?«, fragte Tony. »Was sagte Gideon doch gleich über Dinge, die man noch nie gewagt hat?«
    »Eine Reise beginnt mit einem einzigen Schritt, Tony. Es handelt sich um einen Prozess. Wie eine Schwangerschaft.« Isobel lächelte.
    Er sah Jennifer an. »O ja, davon habe ich gehört. Herzlichen Glückwunsch. Deswegen siehst du so … gesund aus«, schloss er leicht verlegen.
    »Tony, es ist Ebbe. Weißt du noch, was wir gestern gemacht haben? Nimm Jennifer doch mit und zeige ihr die Spitze des Eisbergs!« Isobel lächelte Jennifer an. »Ein einfacher Spaziergang auf dem Riff. Geh, atme frische Luft. Los.« Sie winkte ihnen zu und ging hinüber zu Mac.
    »Du brauchst Gummischuhe. Lass uns zurück zur Anlage gehen und einen Gehstock und ein Sehglas holen. Sonnencreme, Hut und so weiter. Verkleiden wir uns als Touristen«, sagte Tony.
    »Entschuldige, du musst das nicht machen. Isobel kann sehr bestimmend sein«, sagte Jennifer.
    »Aber ich möchte es. Sie hat mir für so vieles die Augen geöffnet.«
    »Darin ist sie besonders gut. Na ja, ich schätze …«
    Er berührte sie leicht an der Schulter und erinnerte sich an das, was sie ihm über ihr Kindheitstrauma erzählt hatte. »Wir gehen nicht zu weit ins Meer hinaus. Nur an den küstennahen Stellen entlang. Okay?«
    Sie durchquerten den Pisonienwald und schlugen den Weg zur Ferienanlage ein. Dabei unterhielten sie sich lebhaft über die verschiedenen Forschungsprojekte, an denen Macs Studenten arbeiteten. Plötzlich blieb Jennifer stehen, als ihr bewusst wurde, dass sie vor ihrer und Blairs Unterkunft angelangt waren.
    »Stimmt etwas nicht? Hast du etwas vergessen?«, fragte Tony.
    »Ah, nein. Schon gut. Ich hole rasch meine Sonnencreme.«
    »Ich warte hier.« Er spürte ihr Unbehagen.
    Jennifer lief in den hinteren Garten, öffnete die Glastür und zog die Vorhänge zurück. Sie ließ sie immer offen. Es roch anders im Haus. War es das Parfüm einer anderen Frau, oder bildete sie es sich nur ein? Die Mädchen hatten bereits sauber gemacht, doch sie erkannte auf Anhieb, dass manches anders war, als sie es zurückgelassen hatte. Andere CD s lagen herum. Ein paar Zeitschriften, die sie nie las, lagen auf dem Kaffeetisch. Trotz der zusammengelegten frischen Handtücher und Blairs ordentlich aufgereihter Rasier- und Haarpflegeprodukte war etwas fehl am Platz. Das Fläschchen mit Nagellack. Nicht ihres. Sie griff nach ihrer Sonnencreme und lief nach draußen, wobei sie es vermied, zu dem Bett zu sehen. Nein. Sie konnte nicht hierher zurückkehren und mit Blair zusammenleben. Noch nicht.
     
    Rosie machte, wie das Personal es nannte, ihre Runde – ein beiläufiger Gang über das Gelände, durch den Wohnbereich der Angestellten, die Aufenthaltsräume und den Animationsbereich. Doch ihre Adleraugen entdeckten dabei jede Nachlässigkeit, jede liegengebliebene Arbeit, unzulänglich gekleidete Angestellte, Unordnung oder Unsauberkeit. Sie sah Blair mit einem blassen jungen Mann in Hoteluniform sprechen und näherte sich ihnen mit einem Lächeln.
    »Guten Morgen, Blair. Willkommen, du bist sicher Gordon.« Sie reichte dem Mann die Hand.
    »Rosie Jordan, die Geschäftsführerin. Das ist Gordon Blake aus England. Ich zeige ihm gerade das Gelände.«
    Der Handschlag des Jungen war schlaff. »Sehr erfreut. Ich bin glücklich, endlich hier zu sein.« Seine Stimme klang müde, sein Lächeln war schmal, so, als brächte er nur knapp die Kraft für ein Gespräch auf. Die lässige, farbenfrohe Tracht der Angestellten passte nicht zu seinem Erscheinungsbild.
    »Kommst du direkt aus England? Oder bist du schon ein bisschen durch Australien gereist?«
    »Noch nicht. Ich hoffe, noch Gelegenheit dazu zu finden.«
    Das erschien Rosie merkwürdig. »Branch ist eine kleine Insel. Australien ist eine sehr, sehr große Insel – nun ja, ein Kontinent«, sagte Rosie aufgeräumt. »Ich hoffe doch, dass du noch sehr viel mehr zu sehen bekommst. Wenn du hier arbeitest, kannst du dir das Geld für die Rundreise zusammensparen.«
    »Sicher.« Er sah Blair an. »Was sehen wir uns als Nächstes an? Können wir die Insel auch außerhalb der Ferienanlage besichtigen? Ich würde mir gern diese wissenschaftliche Forschungseinrichtung ansehen.«
    Rosie wehrte sich gegen das Gefühl, dass er sie links liegenließ. Sie lächelte immer noch. »Oh, du

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