Die Korallentaucherin
Sexsternchen, hingen an ihm. Ein Mann mit einer Videokamera bewegte sich rückwärts von ihm fort, ein Reporter, durch sein Aufnahmekabel mit ihm verbunden wie durch eine Nabelschnur, streckte ihm ein flauschiges Mikrophon entgegen.
»Das ist Dougie Wilson, der Fernsehstar«, flüsterte Christina ehrfürchtig.
»Willsy, verdammt noch mal«, fauchte Jennifer. »Was will der hier?«
Im Buchungsbereich traf sie auf Vera. »Was soll dieser Medienrummel am Anleger?«
»Sie drehen hier eine Szene für Willsys Show. Er ist ein Scheißkerl«, sagte sie knapp.
»Vera, das ist meine Mutter, Christina Campbell, sie will sich von mir verabschieden. Willsy will doch hoffentlich nicht auf die Insel?«
»Nicht Branch. Er ist Gast auf dieser Monster-Jacht. Zum Angeln. Vielleicht fahren sie nach Sooty.«
Jennifer schauderte. »Ich hoffe, ich muss ihn nicht sehen.«
»Ich sehe ihn gern in seiner Show«, sagte Christina. »Frech ist er, hat ein bisschen was von einem Rowdy, aber so sind sie heutzutage nun mal.«
»Wie ich hörte, hat er ordentlich gefeiert, als er das letzte Mal auf Branch war«, sagte Vera. »Offen gesagt, ich glaube nicht, dass sie angeln wollen. Das Schiff dort ist dazu gedacht, im Hafen zu liegen und Partys zu feiern oder nach Hawaii oder Neuseeland zu kreuzen.«
Jennifer antwortete nicht. Wie konnte er es wagen, sich hier noch einmal blicken zu lassen? Sie hatte die Fotos von Rhonda als Brautjungfer in Dublin gesehen, und das Letzte, was sie und Blair von ihr gehört hatten, war, dass sie im Büro ihres Vaters arbeitete und es abscheulich fand. Einen gutbezahlten Job in einer Kneipe hatte sie abgelehnt, weil sie, wie sie eingestand, Angst vor Betrunkenen hatte. Im Gastgewerbe wollte sie nie wieder arbeiten.
Aus dem rundum verglasten Wartebereich sahen sie zu, wie die Gruppe gefilmt wurde, und schließlich stiegen Willsy und die Mädchen in ein schnittiges Rennboot, das sie aus dem Hafen, vorbei an den Booten am Anleger, zu der Luxusjacht
Kicking Back
brachte. Jennifer hätte gern gewusst, ob die Schleimer und der junge britische Mitarbeiter an Bord waren. Es war ihr aber im Grunde gleichgültig. Sie hoffte lediglich, dass die Jacht nicht nach Branch kam.
Rosie fuhr erst am nächsten Morgen zurück nach Branch, und Jennifers Rückkehr verlief ziemlich ruhig. Sie hatte Mac angerufen, der ihr bestätigte, dass sie in der Forschungsstation unterkommen konnte. Sie waren übereingekommen, den Wohnungswechsel damit zu erklären, dass sie für eine akademische Zeitschrift über die derzeitige Arbeit der Station schreiben sollte und bei Professor Macdonald Masters und Dr.Isobel Belitas einen Intensivkurs belegt hatte. Diese Nachricht erschien im täglichen Mitteilungsblatt der Ferienanlage.
Als der große weiße Katamaran aus dem Hafen auslief, überkam Jennifer ein Gefühl der Vorfreude und Entspannung. Die Passagiere waren ebenfalls sichtlich entspannter, lässiger, schlüpften aus ihren Schuhen, tranken Sekt und kamen mehr und mehr in Urlaubsstimmung. Jennifer spürte es genauso wie die Leute um sie herum, die sich auf eine schöne Zeit freuten. Es war ein Zwischenspiel, wie ein blauer Raum zwischen dem vertrauten Festland und dem Flecken Grün auf den Korallen, der jetzt ihre Inselheimat war.
Doyley sah sie und lächelte sie strahlend an. »Wie war’s in der großen Stadt? Ich fahre morgen für eine ganze Woche aufs Festland.« Wie es aussah, hatte die Neuigkeit im Mitteilungsblatt der Insel kaum Staub aufgewirbelt.
»Treib’s nicht zu toll. Was gibt es hier Neues?«, fragte Jennifer, so fröhlich sie konnte. Obwohl sie froh war, wieder auf der Insel zu sein, bereiteten ihr die neuen Regelungen doch Unbehagen.
Falls Doyley es merkwürdig fand, dass die Frau des stellvertretenden Geschäftsführers aus der gemeinsamen Wohnung auszog, ließ er es sich nicht anmerken. »Im Westen nichts Neues. Viel Glück bei deinen Studien übrigens. Wann sollen deine Sachen zur Station gebracht werden?«
»Oh, ich weiß noch gar nicht, was ich mitnehme. Wo steckt Blair?«
»In seinem Büro.«
»Ach ja, hast du irgendetwas davon gehört, dass ein Fernsehteam herkommen soll?« Sie konnte nur hoffen, dass Blair Willsy nicht beauftragt hatte, die Ferienanlage zu filmen.
»Nein. So etwas ist immer ein Alptraum für die Gäste.«
»Danke, Doyley, bis später.« Jennifer machte sich auf den Weg zur Rezeption.
Als sie näher kam, trat Blair gerade nach draußen. Er lächelte ihr herzlich zu. »Hey, ist alles in
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