Die Korallentaucherin
wieder zuversichtlich. Isobel zog sich ins Boot und half, gemeinsam mit Gideon, auch Jennifer hinein.
»Ich fühle mich so unbeholfen mit diesem dicken Bauch«, sagte Jennifer und lachte.
»Sie lacht, das ist ein gutes Zeichen«, sagte Gideon. »Gut gemacht, Mädchen. Gut gemacht.«
Sie glitten in die Lagune hinein. »Sobald wir an Land sind, wird der Kessel aufgesetzt«, sagte Gideon.
»Ich würde tatsächlich gern was essen«, bemerkte Jennifer.
»Bedien dich. Es gibt Eier, Obst, Ziegenkäse und auch die gute Ziegenmilch«, zählte Gideon auf.
Dieses Mal sprang Jennifer aus dem Boot und watete, die Tasche mit der Schnorchelausrüstung in der Hand, an den Strand. Isobel folgte ihr; sie gingen zu Gideons Haus. Jennifer stellte die durchnässte Tasche draußen ab, und Isobel nahm sie in die Arme.
»Ich bin sehr stolz auf dich. Weißt du, was du heute Morgen gewagt hast?«
»Etwas, was ich mir nie zugetraut hätte!«
»Jetzt führt kein Weg mehr zurück, Jenny. Du hast eine Grenze überschritten.« Sie tippte sich an die Schläfe. »Hier drinnen hast du deinen Entschluss gefasst. Und wenn du willst, helfe ich dir, all das Potenzial, das in dir steckt, aufzudecken und zu nutzen. Benutz dein Gehirn, dein Herz, dein Leben, um etwas zu
tun
. Ein Kind zu bekommen ist wunderbar und wird dich in vielerlei Hinsicht so ausfüllen wie sonst gar nichts. Aber, Jenny, Kinder werden groß und gehen ihrer Wege. Und du musst sie gehen lassen. Und dann, dann brauchst du ein eigenes Leben. Fang am besten jetzt gleich damit an.«
»Ich wollte, meine Mutter würde das beherzigen.«
»Irgendwann wird deine Mutter zu deinem Kind und du zur Mutter. Lebe dein Leben, forsche, lerne, liebe.« Sie lächelte. »Und jetzt wollen wir ordentlich frühstücken!«
Jennifer arbeitete, umgeben von ihren Aufzeichnungen und Videokassetten, konzentriert an ihrem Computer. Zuerst nahm sie das Klopfen an der Tür gar nicht wahr. Dann hob sie den Blick und sah zu ihrer Überraschung Blair dort stehen.
»Hier steckst du also.«
»Entschuldige, ich habe dich nicht gehört. Komm rein. Was gibt’s?« Jennifer sah ihn besorgt an.
»Ah, nichts übermäßig Wichtiges. Ich dachte, ich schau mal rein und bring dir eine Nachricht von deiner Mutter.«
»O nein, was ist passiert? Möchtest du Kaffee? Komm mit nach nebenan zu Rudi.«
Er folgte ihr ins Labor. »Christina war putzmunter. Ich soll dir sagen, dass sie im Krankenhaus als freiwillige Helferin arbeitet. Das ist doch praktisch für dich, oder?« Er lächelte und sah sich im Labor um. »Himmel, was geht hier denn vor? Diese Aquarien sind ja alle leer.«
»Nein. Rudi forscht über Pflanzen. Toxine, Verschmutzungen, Genetik.«
»Faszinierend«, kommentierte Blair trocken. »Geht’s dir gut? Doyley meint, dass man hier ziemlich behelfsmäßig lebt.«
»Nett, dass du dir Sorgen machst. Mir geht’s gut. Tony, Isobel und ich bewohnen die sogenannten VIP -Unterkünfte. Ich führe dich herum, wenn du magst.«
Gott sei Dank, dass ich nach dem Segelausflug aufgeräumt habe.
»Hey, weißt du, was ich heute Morgen gemacht habe? Ich war segeln, bin ins Wasser gesprungen und habe am Riff geschnorchelt.«
»Nein! Auf wessen Boot? Etwa auf der
Kicking Back?
« Er wirkte erschrocken, und Jennifer hatte den Eindruck, dass er sauer war, weil er womöglich etwas verpasst hatte.
Entmutigt rührte Jennifer den Instantkaffee um. »Nein, Blair. Ich war mit den Forschern draußen am Riff, nicht mit den Stars.«
»Ich dachte, du magst keine Wassersportarten. Danke.« Er nahm den Kaffeebecher entgegen. »Darf ich mich umschauen?«
»Klar.«
Und über die Tatsache, dass ich ins Meer gesprungen bin, gehst du einfach hinweg, als wäre es nichts Besonderes.
»Ich habe das Thema für meine Forschungsarbeit, und das freut mich. Ich muss noch eine Menge Beobachtungen und Befragungen durchführen.« Sie hielt inne, und als er nicht nachfragte, erklärte sie: »Ich forsche über die Brutergebnisse der grünen Schildkröten auf Branch Island.«
»Tatsächlich. Hör mal, ich soll dir von deiner Mutter ausrichten, dass Vi und Don das Haus vermietet haben.«
»Warum denn das?«
»Haben sich fürs Nomadenleben entschieden. Haben sich einen Caravan gekauft und sind losgefahren. Ich schätze, sie wollen zur Geburt deines Kindes hier sein. Wann ist es so weit?«
»Ach, Blair!« Sie seufzte und hätte beinahe gelächelt. »Das interessiert dich rasend, wie? Der Arzt sagt, ich bin Ende des vierten Monats. Rechne nach. Aber
Weitere Kostenlose Bücher