Die Korallentaucherin
verlangsamte, als wäre der Wind abgestellt worden. Flink ließ er das Segel fallen, schwang sich auf den Bug und ließ den Riffanker über die Seite auf eine sandige Stelle fallen. Allmählich hörte das Schaukeln auf, das Boot kam zum Stillstand.
Das kleine Boot mit seiner Dreierbesatzung lag niedrig auf dem Wasser, und Isobel beugte sich vor und spähte in die Tiefe. Dann richtete sie sich auf und entnahm einem Spind zwei Garnituren Schwimmflossen und Taucherbrillen mit Schnorcheln.
Jennifer zuckte zurück. »O nein. Ausgeschlossen!«
»Das Meer könnte gar nicht ruhiger sein. Es ist perfekt. Und auch keine nennenswerte Strömung«, bemerkte Gideon.
»Ich kann nicht gut schwimmen. Ich habe erst als Teenager überhaupt schwimmen gelernt, und auch da nur im Pool.«
»Hier ist das Wasser ganz seicht, absolut sicher. Jenny, ich bitte dich doch nur, von hier aus zu gucken, so etwa.« Isobel spie in ihre Taucherbrille, spülte sie in Meerwasser aus, schüttelte sie und hielt sie auf die Wasseroberfläche. »Sieh nur, wie klar, ein bisschen vergrößert, aber es ist ein Fenster zu einer verzauberten Welt.« Sie zog sich die Brille über den Kopf, schlüpfte in die Schwimmflossen, schwang die Beine über die Seite des Boots und ließ sich ins Wasser gleiten.
Isobel hielt sich am Bootsrand fest und lächelte zu Jennifer hinauf. »Ich möchte, dass du mir folgst. Gideon gibt dir eine Halteleine. Nur, um ein Gefühl für die Sache zu bekommen.«
Jennifer wünschte sich verzweifelt, Isobel nicht zu enttäuschen, die aufmunternd lächelnd am Bootsrand schaukelte. Doch es war zu viel verlangt.
Gideon zeigte Jennifer das weiße Nylonseil mit der Schlaufe am Ende. »Du kannst dich daran festhalten oder den Arm hindurchschieben. Du hast gesehen, wie sie die Taucherbrille präpariert hat, aber zuerst sind die Füße an der Reihe.«
»Gideon, ich kann das nicht …«
»Doch, du kannst es. Du bist so weit. Isobel hätte dich nicht hierhergebracht, wenn sie nicht wüsste, dass du bereit dazu bist. Vertrau ihr, Jennifer.«
Mit zitternden Händen zog sie die Plastik-Flossen an. »Ich kann in diesen Dingern nicht gehen. Ich werde stolpern; sie behindern mich so.«
»Setz dich auf den Bootsrand, schwinge die Beine rüber, lass los und gleite ins Wasser. Versuche, deine Beine wie beim Gehen zu bewegen, dann halten die Flossen deinen Kopf über Wasser. Man nennt es Wassertreten. Vergiss nicht, in die Brille zu spucken, damit sie nicht beschlägt.«
Ich tu das nicht.
Doch sie imitierte alles, was Isobel getan hatte, streifte sich die Taucherbrille über den Kopf und öffnete spontan den Mund, da ihre Nase blockiert war.
»Das Schnorcheln kannst du später probieren. Mach dich zunächst einmal mit dem Gefühl vertraut. Ich kann dich jederzeit zurück an Bord holen.« Zu ihrer Beruhigung hob er das Seil in die Höhe.
»Entferne dich nicht; es dauert keine Minute. Ich geh nur kurz rein und dann wieder raus«, sagte Jennifer.
»Stoß dich vom Boot ab und lass dich einfach treiben«, wies Isobel sie an. »Ich bin direkt neben dir.« Sie streckte die Hand aus.
Es gab keinen Ausweg. Jennifer schloss die Augen, schluckte Luft, stieß sich vom Boot ab und stürzte unbeholfen mit einem großen Platsch ins Wasser. Sie tauchte unter, doch bevor sie die Augen öffnete, war ihr Kopf aus dem Wasser, und Isobel hielt ihren Arm. Das Wasser war erfrischend, es fühlte sich wie Seide auf der Haut an.
»Siehst du, wie mühelos es mit den Schwimmflossen ist? Jetzt schau durch die Brille nach unten.« Isobel hielt noch immer ihren Arm und rückte dicht an Jennifer heran, die sich das Seil, das sie mit dem Boot verband, ums Handgelenk gewickelt hatte.
Jennifer legte das Gesicht auf die Wasseroberfläche. Es war, als würde sich ein schmutziges Fenster öffnen, so dass sie deutlich sehen konnte, was sich dahinter befand. Sie sah ihre wedelnden Schwimmflossen beim Wassertreten. Sie sah, wie klar das Wasser war. Und dann – eine Korallenbank, leuchtend gelb-orange und olivgrün. Sie wirkte so nah, dass sie darauf hätte stehen können. Sie streckte den Fuß aus, doch die Schwimmflosse reichte nicht so weit. Sie hob den Kopf und schluckte einen Mundvoll Luft.
»Es ist nicht so nah, wie es aussieht. Komm jetzt mit mir, tu genau das, was ich tue. Vertrau mir, Jenny.« Isobel ergriff ihre Hand und streckte sich waagerecht aus. »Schwimm mit mir, tritt einfach mit den Füßen, eins, zwei, drei, langsaaam …«
Jennifer schlug instinktiv mit den
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