Die Korallentaucherin
wie können Vi und Don einfach so losfahren? Was wird aus seinen geliebten Vögeln? Wird der Mieter sie versorgen?«
»Ah, nein. Jemand hat sie geklaut. Don war ein bisschen bekümmert deswegen.«
»O nein, das ist ja schrecklich. Er hat seine Vögel doch geliebt. Wer tut denn so etwas?«
Blair zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Sie haben das Haus vermietet, um sich die Reise leisten zu können. Vi glaubt wahrscheinlich, sie könnte ihn dadurch von seinem Kummer ablenken. Gut, führ mich ein bisschen herum.«
Jennifer ging voran nach draußen. »Das ist das Hauptlabor, und das da drüben ist Macs Haus. Er teilt es mit dreien von den Graduierten.«
Sie gingen weiter, doch Blair zeigte kein großes Interesse für seine Umgebung. »Dann könntest du in etwa sieben Monaten also reisen, umziehen?«
»Umziehen? Wohin? Ich dachte, laut Vertrag müsstest du achtzehn Monate hierbleiben?«, sagte Jennifer plötzlich sehr aufgewühlt.
Er zuckte die Schultern. »Ich arbeite an meiner Beförderung. Ich dachte, du würdest dich freuen. Du warst doch nicht gerade begeistert von dieser Insel.«
»Blair, falls du glaubst, diese Leute – Fanzio und Holding – könnten dir zu einem raschen Aufstieg verhelfen, irrst du dich meiner Meinung nach. Und ich glaube, du unterschätzt Rosies Fähigkeiten.«
»Hör mal, pass gut auf, was du in ihrer Gegenwart sagst. Vergiss nicht, sie ist meine Chefin.«
»Sie ist meine Freundin!«
»Und wer ist wichtiger?« Er blieb mitten auf dem Weg stehen und sah sie böse an.
Jennifer verbiss sich eine wütende Entgegnung und holte tief Luft. »
Wir
sollten wichtig sein. Du und ich. Wir sind bald Eltern. Wir haben gemeinsam eine lebenslange Verpflichtung übernommen – ganz gleich, was geschieht.«
»Was soll
das
nun wieder heißen?«
»Ich weiß es nicht. Ich finde nicht, dass ich in gesicherten Verhältnissen lebe. Du etwa? Bitte, lass uns nicht mitten auf dem Weg streiten.« Sie sah Kirsty und Rudi in ihre Richtung kommen, kehrte der Kantine den Rücken zu und ging weiter zum Ende des Sandwegs, wo die zwei doppelstöckigen Häuschen einander gegenüberstanden.
»Ich wohne dort oben. Willst du es sehen?«
»Warum nicht? Wenn ich schon mal hier bin.« Er folgte ihr die Außentreppe hinauf. »Wer wohnt hier sonst noch?«
»Tony hat die untere Wohnung, Isobel die gegenüberliegende. Im Moment benutzt sie beide Etagen. Unten befindet sich ihr Büro.«
Blair steckte den Kopf zur Tür hinein. »Herrgott, hier ist ja noch weniger Platz als in unserer Unterkunft.«
»Es reicht. Ich habe einen Arbeitsplatz neben Rudi, wir essen bei Mac oder in der Kantine, und ich könnte mich auch in der Ferienanlage verköstigen lassen. Wie kommst du zurecht?«
»Ach, ganz gut. In unserem Haus habe ich zumindest Zimmerservice. Das hier ist ein Abstieg, um Himmels willen. Da hast du ja als Studentin in Sydney besser gelebt. Mit dem Kind kannst du hier nicht wohnen.«
»Das habe ich auch nicht vor.«
Sie stiegen die Treppe wieder hinunter. »Was hast du dann vor?« Er warf einen Blick durch Tonys offene Tür. »Das ist ja alles ein bisschen eng aufeinander. Was will er hier auf der Insel?«
»Er schreibt Artikel über die Zukunft des Riffs.«
Am Fuß der Treppe drehte Blair sich um und senkte die Stimme. »Ich hoffe, er schreibt nichts Negatives. Nichts, was die Touristen vertreibt.«
»Was geht es dich an, Blair? Dir ist doch alles egal, das Riff, die Mantarochen, die Delphine, Schildkröten, Vögel, alles. Du willst nur schnell die Karriereleiter hinaufsteigen, nicht wahr?«
»Das ist mein Job! Ich will ordentlich Geld verdienen. Wir werden mehr Geld brauchen. Kinder sind teuer. Je besser ich in meinem Job bin, je besser angesehen die Ferienanlage ist, desto besser werde ich vom Management beurteilt. Unter Rosies Geschäftsleitung schleppt sich die Anlage nur so dahin. Ich könnte es viel besser machen.«
»Indem du Fernsehleute wie diesen Willsy hierherholst?«
»Wenn es nur so wäre. Seine Show ist ein Renner. Aber nein, Joe und Reg sagen, sie arbeiten an bestimmten Ideen und werden mich einbeziehen. Ich schätze, deswegen kreuzen sie in dieser Gegend herum.«
»Ich dachte, sie wollten angeln.«
»Vielleicht wollen sie verhindern, dass andere Bauunternehmer Wind von ihren Plänen bekommen.«
»Bauunternehmer? Das ist nicht dein Ernst! Das ist das Letzte, was diese Gegend benötigt. Wo soll gebaut werden?«
»Vergiss, dass ich überhaupt was gesagt habe. Vielleicht geht es nur um ein
Weitere Kostenlose Bücher