Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Korallentaucherin

Die Korallentaucherin

Titel: Die Korallentaucherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
Vom Netzwerk:
das Kind überhaupt auf der Welt ist, ist seine Familie schon kaputt.«
    »Nicht zwangsläufig. Zwei selbstsichere zuversichtliche Individuen, die ihr Kind lieben, sind besser als ein unglückliches Paar, die das Kind mit Verbitterung, Zorn und Frust umgeben«, sagte Isobel ruhig.
    »Ich muss immerzu an meine Mutter denken und wie unser Leben aussehen würde, wenn mein Vater und mein Bruder noch bei uns wären. Sie ist so verletzt und wütend auf die Welt. Ich habe oft das Gefühl, dass sie mich mit einer Art Hass ansieht, weil ich hier bin und mein Vater und Teddy nicht.«
    »Mach dich nicht fertig und lass nicht zu, dass sie dir Schuldgefühle einredet wegen etwas, auf das du keinen Einfluss hattest«, sagte Isobel streng. »Unterbewusst fühlt sie vielleicht so, aber sie tut es nicht absichtlich. Sie wäre gekränkt, wenn sie wüsste, dass du sie solch unfreundlicher Gedanken für fähig hältst.«
    »Manchmal benimmt sie sich so. Als Märtyrerin ist sie hervorragend. Ich wurde zum Zentrum ihres Universums, ich bin alles, was sie hat, und es ist eine Last, damit leben zu müssen«, platzte Jennifer heraus.
    »Und jetzt hast du Angst, dass sie dich beherrschen will – dich und dein Kind. Hat Blair sich jemals zwischen dich und deine Mutter gestellt? Dich beschützt? Ist er je für dich eingetreten? Hat er deiner Mutter Grenzen gesetzt?«
    »Herrgott, nein. Er ist immer auf Distanz geblieben. Meine Mutter ist
mein
Problem.«
    »Dann wird sich durch den Umstand, dass er nicht mehr bei dir ist, zwischen dir und deiner Mutter nicht viel ändern, oder?«, fragte Isobel sachlich. »Du wirst endlich erwachsen, stellst dich auf die eigenen Füße, triffst deine eigenen Entscheidungen. Du läufst nicht davon, du stellst dich großen Herausforderungen und bewältigst sie. Sei stolz darauf.«
    »Du munterst mich immer so wunderbar auf und gibst mir das Gefühl, dass ich Dinge in Angriff nehme, an die ich nie zu denken gewagt habe.«
    »Hast du jemals geglaubt, Mutter zu werden, dein Diplom zu machen, ein Buch zu schreiben, an einer so wichtigen Aufgabe wie die der Erforschung der Zukunft eines Weltwunders wie das Riff teilzuhaben?«
    Jennifer musste lachen und schüttelte den Kopf. »Niemals. Ich glaube nicht, dass Blair oder meine Mutter – oder auch ich – wirklich verstehen, worauf ich mich einlasse.«
    »Ein Schritt nach dem anderen, mein liebes Mädchen. Und was hast du mit Blair zu besprechen?«
    »Ich weiß es nicht; er hat mich um ein Treffen gebeten.«
    »Tu du den ersten Schritt. Sag ihm, dass es sinnlos ist, noch länger zusammenzubleiben, und fange an, die wesentlichen Punkte zu klären.«
    »Ist das dein Ernst?«
    »Ist es deiner?«
    Jennifer atmete tief durch. »Ja, es ist mein Ernst. Wenn ich es jetzt nicht tue, solange ich noch den Mut dazu habe, ende ich wie meine Mutter – verbittert, traurig, mit dem Gefühl, etwas versäumt zu haben.«
    »Sei entschlossen. Nimm dein Leben in die Hand. Du hast dir und deinem Kind gegenüber eine Verantwortung und teilst dir die Elternschaft mit Blair. Mach Nägel mit Köpfen.«
    »Himmel, das wird ein Schock für ihn sein. Es klingt so einfach, wie du es sagst.«
    »Es ist einfacher, als du denkst. Wenn du dich entschieden hast, siehst du auch deinen Weg deutlicher vor dir. Und du brauchst einen klaren Kopf, um deine Arbeit durchzuziehen. Ein Diplom öffnet dir Berufsmöglichkeiten. Alles, was du jetzt tust, ist auf ein Ziel für deine Zukunft und die deines Kindes ausgerichtet.«
    »Wie, um alles in der Welt, soll ich das meiner Mutter klarmachen?«
    Isobel lächelte. »Siehst du, du hast dich längst entschieden. Weißt du, ich glaube, sie wird sich freuen, ihre Tochter zurückzuhaben. Und natürlich musst du mit dem ewigen ›Hab ich’s dir nicht gesagt?‹ rechnen.«
    »Ganz sicher. Ich fürchte nur, sie wird verlangen, dass ich bei ihr einziehe, und sie wird sich in die Erziehung meines Kindes einmischen.«
    »Das tun Mütter allemal. Versuche, jetzt nicht zu weit in die Zukunft zu denken. Solange du hier bist, werden einige von uns kommen und gehen, aber dir stehen immer ein Netzwerk und eine erweiterte Familie zur Verfügung.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, ohne dich hier zu sein. Du wirst mir so fehlen …« Jennifer traten Tränen in die Augen.
    »Keine Sorge, von jetzt an sind wir immer in Verbindung. Du wirst zu mir kommen, zu Besuch und vielleicht auch, um mit mir zusammenzuarbeiten. Womöglich schreibst du eines Tages meine Lebensgeschichte auf.«

Weitere Kostenlose Bücher