Die Korallentaucherin
beeinflussen.«
»Ganz recht. Gott sei Dank. Ich will nicht mehr dein Fußabtreter sein, Blair. Ich werde erwachsen – endlich. Und solange ich hier bin, werde ich weiter wachsen.«
»Tja, ich würde mich nicht darauf verlassen, dass du in der Forschungsstation bleiben kannst. Da braut sich was zusammen.«
»Was soll das heißen?«
»Das Unternehmen plant tiefgreifende Veränderungen. Dazu gehört nicht, eine verwahrloste alte Forschungsstation der Uni auf bestem Parkland zu dulden.«
»Wer sagt das? Falls du Genaueres weißt, sag es mir jetzt. Wenn ich in finanzielle Schwierigkeiten gerate, ist dir auch nicht gedient. Isobel ermutigt mich, mich auf eigene Füße zu stellen. Du solltest dich freuen.«
»Du hörst zu sehr auf diese Frau. Sie hat dir mit ihrem feministischen Quatsch einen Floh ins Ohr gesetzt. Und was machst du, wenn sie nicht mehr bei dir ist?«
»Ich werde Isobel bitten, die Patenschaft für mein Kind zu übernehmen. Sie wird immer mit meinem Leben verbunden sein«, sagte Jennifer.
»Da habe ich vielleicht auch noch ein Wörtchen mitzureden. Und ich bezweifle, dass deine Mutter einverstanden sein würde.«
»Was du und meine Mutter denken, geht mich nichts an.«
»Es ist aber auch mein Kind!«
»Das hättest du dir überlegen sollen, bevor du dich mit Miss Susie eingelassen hast – oder mit wem auch sonst noch.«
»Es gibt und gab nie sonst noch jemanden.«
»Dann hoffe ich, dass ihr beide sehr glücklich werdet.«
Der heftige Wortwechsel war beendet; sie sahen einander böse an.
»Jennifer, was du tust, ist Wahnsinn. Ich wollte dich heute Abend treffen, um dir zu sagen, dass ich nach London muss. Nur ganz kurz, zu einem Vorstellungsgespräch. Joe und Reg haben den Termin für mich ausgehandelt.«
»Die Schleimer? Und was bietest du ihnen als Gegenleistung?«
»Hör auf, sie so zu nennen. Sie sind leitende Angestellte. Ich dachte, du würdest dich freuen.« Er hielt inne. »Vielleicht solltest du mitkommen. Mal weg von hier, damit du alles in einem anderen Licht betrachten kannst.«
»Möchtest du, dass ich mitkomme?«
Möchte wetten, du hast längst Miss Susie von Sooty Isle gefragt.
Als er nicht antwortete, seufzte Jennifer. »Blair, unsere Wege haben sich getrennt. Ich würde dich nur aufhalten. Wir verfolgen unterschiedliche Ziele, und leider wird sich auch nichts an dieser Situation ändern. Mach, was du willst.«
Das hast du ja schon immer getan.
Sie schwiegen. Beide hingen den Gedanken über ihre eigene Zukunft nach.
»Ich hoffe nur, dass du dir Mühe gibst, deinem Kind gerecht zu werden«, sagte Jennifer.
»Natürlich.« In Blairs ernsthaften Tonfall mischte sich auch eine Spur Erleichterung.
Du glaubst, du kommst einigermaßen unbehelligt davon.
»Blair, wir können über Geld, über das Sorgerecht, über alles Mögliche streiten. Aber welchen Sinn hat das? Es bringt nur Kummer und Bitterkeit, was ich nicht brauche. Wenn du auch nicht viel davon hältst, dass ich mit einem Haufen Akademiker herumspiele, solltest du doch froh sein, dass ich mich um eine Zukunft und ein eigenes Leben bemühe. Und versuche, für mich selbst aufzukommen.«
Mit einer Mischung aus Staunen und widerwilligem Respekt sah er sie an. »Du meinst es wirklich ernst mit diesem Kram? Wenn du glaubst, etwas damit anfangen zu können, schön für dich. Vielleicht streben wir beide nach Höherem, in verschiedenen Welten, wie du es ausdrückst. Merkwürdig, früher haben wir nie über so etwas geredet«, schloss er verlegen.
»Ja. Vielleicht waren wir zu sehr damit beschäftigt, über unsere Träume und Erwartungen zu sprechen. Du bist davon ausgegangen, dass ich tun würde, was du willst, und ich wusste im Grunde noch gar nicht, was ich vom Leben erwarte.«
Blair lächelte gequält. »Du hast mich geheiratet, um von deiner Mutter fortzukommen.«
Zuerst war Jennifer schockiert über diese gemeine Bemerkung, doch bald wurde ihr klar, dass er recht hatte. »So habe ich unsere Ehe nie gesehen. Mum ist kein Ungeheuer, aber ich fühlte mich schon ziemlich eingeengt, hatte noch nicht richtig gelebt, so viel steht fest.«
Und jetzt bin ich in mancher Hinsicht wieder da, wo ich angefangen habe.
»Ich hatte immer das Gefühl, die unmöglichen Erwartungen deiner Mutter niemals im Leben erfüllen zu können«, sagte Blair. »Wenn ich an großen Plänen und Projekten teilhabe, sieht sie mich vielleicht in einem anderen Licht. Ich werde zumindest in der Lage sein, mein Kind gut zu versorgen.«
»Niemand
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