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Die Korallentaucherin

Die Korallentaucherin

Titel: Die Korallentaucherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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könnte je die Erwartungen meiner Mutter erfüllen, Blair«, sagte Jennifer, doch ihre Gedanken über seine letzte Bemerkung überschlugen sich. »Welche Pläne meinst du?«
    »Jennifer, ich will es dir sagen, aber es ist streng vertraulich. Fanzio und Holding haben große Pläne. Sie überzeugen einen asiatischen Investor, einen Haufen Geld bereitzustellen, und dann wollen sie überall in der Welt in ausgesuchten Gegenden Sportzentren bauen – wirklich exklusive Privatclubs. Südafrika, Neuseeland, Aldabra im Indischen Ozean und Branch Island. Ich kann an dem gesamten Unternehmen beteiligt sein, nicht nur als Angestellter.«
    Jennifer war nicht so beeindruckt, wie Blair es erhofft hatte. »Sei vorsichtig, Blair. Ich an deiner Stelle würde zunächst einmal ein paar Informationen einholen. Vermutlich ist Willsy mit von der Partie?«
    »Warum fragst du?«, wollte Blair überrascht wissen. Dann fügte er hinzu: »Ich glaube schon.«
    »Du glaubst es nur? Blair, im Grunde interessiert es mich nicht allzu sehr, aber ich würde Fanzio und Holding nicht über den Weg trauen. Ich möchte nicht, dass du über den Tisch gezogen wirst, finanziell. Natürlich aus rein persönlichen Gründen.« Sie versuchte zu lächeln.
    »Jennifer, wie redest du? Du hast dich verändert.« Es klang nicht erfreut.
    »Und du dich auch. Vielleicht haben wir beide uns verändert. Und deswegen können wir miteinander nicht mehr glücklich sein«, sagte sie traurig.
    Hilflos sahen sie einander an, ehrlich, ohne Schutzwall zwischen ihnen.
    »Was ist schiefgegangen?«, fragte Blair.
    Zunächst einmal hast du eine Affäre.
»Bitte, lassen wir das«, verlangte Jennifer. Sie wollte nicht noch einmal auf die Frage eingehen, warum Blair glaubte, eine Affäre haben zu müssen. »Viel wichtiger ist doch, wie wir damit umgehen wollen.« Jennifer erhob sich. »Wenn du unsere Trennung geheim halten willst, solange wir auf der Insel sind, wird es merkwürdig aussehen, wenn wir getrennt wohnen oder mit einem anderen Menschen zusammen«, sagte sie spitz. »Für den Fall, dass deine großen Pläne mit Fanzio und Holding nicht Wirklichkeit werden, könntest du vielleicht im Firmensitz in London anfragen, ob Reef Resorts International dich ohne Ehefrau irgendwohin versetzen kann. Du könntest sagen, deine Frau will mit dem Baby zu Hause bleiben.«
Allerdings habe ich keine Ahnung, wo zu Hause ist,
dachte Jennifer.
    »Gute Idee.«
    »Lass mich wissen, was du vorhast. Ich bleibe hier, bis das Baby kommt. Gute Nacht, Blair.«
Das ist jetzt der Abschied.
Sie wandte sich ab. Er sollte die Tränen in ihren Augen nicht sehen.
    Blair blickte seiner blonden Frau nach, als sie sich entfernte, und plötzlich stieg Panik in ihm auf. Dann kamen Schuldgefühle. Dann, als sich seine Gedanken Fanzios und Holdings Plänen zuwandten, fühlte er sich euphorisch.
Jennifer schafft das schon. Ich werde meinen Pflichten dem Kind gegenüber nachkommen. Wie teuer kann ein kleines Kind schon sein? Jennifer wird es auf die Uni schicken wollen. Wenn die Zeit kommt, da ich an Schulgeld denken muss, bin ich längst ein reicher Mann. Ohne Sorgen. Auch Susie ist ehrgeizig, wir denken ähnlich. Aber ich werde mich nicht wieder binden, nie im Leben. Mir gefällt die Vorstellung, frei zu sein.
    Jennifer verließ die Ferienanlage und schlenderte gemächlich zurück zur Forschungsstation. Sie kannte den Weg durch den Pisonienwald wie ihre Westentasche.
    Es waren nur wenig Leute unterwegs. Die meisten machten sich für das Abendessen zurecht, ruhten aus oder arbeiteten. Sie folgte dem Hauptweg der Station bis zum Ende, wo sich die VIP -Häuschen befanden. Als sie das doppelstöckige Gebäude erreicht hatte, das sie sich mit Tony teilte, blieb sie stehen und hielt den Atem an.
    Aus dem Haus drang Musik. Und was für Musik. Jennifer stand da wie gebannt, ließ sich mit geschlossenen Augen von der Orchestermusik überrollen, die sie hochhob, als würde sie über die Bäume, über die Insel emporgewirbelt. Sie hatte das Gefühl, als müsste ihr das Herz brechen. Sie wollte weinen, lachen, sich wild umarmen lassen, äußerste Leidenschaft für einen Geliebten empfinden. In diesen Sekunden empfand sie ein Hochgefühl und war überwältigt von Freude und dem Gefühl,
alles
erreichen zu können. Sie schlug die Augen auf.
    Von seiner Tür aus sah Tony sie lächelnd an. »Wunderschön, nicht wahr? Ich höre gern Musik, wenn ich eine Schreibblockade habe.«
    »Sie ist herrlich und gibt mir das Gefühl, ich

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