Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Korallentaucherin

Die Korallentaucherin

Titel: Die Korallentaucherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
Vom Netzwerk:
sagte ihr, dass sie durch dieses Erlebnis eine bessere Wissenschaftlerin würde – sie war mit ihrem Forschungsobjekt zusammengetroffen und hatte für einen kurzen Moment eine angeborene Gemeinsamkeit mit ihm gespürt.
     
    Die Woche über hatten sich immer größere Spannungen aufgebaut, als der Tauchtag näher rückte. Isobel hatte ein Dokumentarfilm-Team engagiert, und einige Wissenschaftler statteten der Forschungsstation einen Besuch ab.
    »Ich dachte, Isobel und Gideon machten das allein. Warum sind so viele Leute interessiert?«, flüsterte Jennifer Mac bei einem geselligen Abendessen zu.
    »Die Bedingungen sind ungewöhnlich günstig. Sie hat gesagt, wenn der Tauchgang mit Gideon gut verläuft, würden die Leute vielleicht abenteuerlustiger und brächten die Sea-Life von Hawaii hierher. Das ist eine revolutionäre geflügelte Mikro-Tauchkapsel. Isobel fürchtet, dem Riff läuft die Zeit davon.«
    »Ja, sie ist in Eile. Wollen sie irgendeinen Rekord brechen oder nur sehen, was dort unten zu finden ist?«
    »Jeder Tauchgang in die Tiefe ist wichtig. Öffentlichkeit fördert die Erkenntnis, wie wertvoll das Riff ist. Der Großteil des Tiefseelebens spielt sich offenbar in vier- bis sechstausend Metern Tiefe ab. Aber natürlich gibt es in den Tiefen des Ozeans auch noch etwas anderes zu beobachten. Schließlich sind die hiesigen Korallenarten denen ähnlich, die überall in der indopazifischen Region gefunden werden, aber das Zeug in der Tiefe ist einzigartig.«
    Rudi schloss sich ihnen an. »Seltsame Kreaturen und der Ursprung der Menschheit?«
    »Wie lautet deine Theorie zur Evolution? Glaubst du, dass wir aus dem Meer stammen?«, fragte Jennifer, an Rudi gewandt.
    »Was meinst du, Mac?«, fragte Rudi den Professor.
    »Das hier ist eine gesellige Veranstaltung, ich werde hier keine Theorien aufstellen. Nur so viel …«
    Jennifer und Rudi lachten leise. »Weiter, Mac.«
    »Tja, manche sagen, das Leben entstand in extremen Umgebungen, zum Beispiel in großer Hitze. Und die hydro-thermalen Tiefseespalten enthalten Organismen, die unter ähnlichen Bedingungen existieren wie die ersten Lebensformen auf unserem Planeten. Abgesehen von philosophischen Debatten über den Ursprung der Menschheit, bedeutet die Tatsache, dass unsere Nahrungskette vom Sonnenlicht abhängt, welches die Tiefsee nicht erreicht, dass Lebensformen dort unten andere Energiequellen benötigen – das, was aus diesen Spalten dringt.«
    »Und nicht nur Energie. Die biomedizinische Industrie gibt ein Vermögen aus für die Suche nach brauchbaren Enzymen für Medikamente auf genetischer Basis und Industriechemikalien und -prozesse«, erklärte Rudi.
    Mac nickte. »Ich weiß, dein Ressort ist die Suche nach Medikamenten aus dem Meer, Rudi, aber auch Energiereserven sind lebenswichtig. Wie viel Öl enthält der Meeresboden? Und was ist mit den Kies-, Sand-, Mangan-, Zinn-, Gold- und Diamantablagerungen? Wir wollen wissen, welche Mineralien Tiefsee-Gebirge und -Vulkane beherbergen.«
    »Ich verstehe mehr und mehr, warum Isobels Arbeit so wichtig ist«, sagte Jennifer. »Es geht nicht nur um die idealistische Rettung der Ozeane. Hier stehen hohe Investitionen und Geschäfte auf dem Spiel. Aber Abbau im Meer ist riskant.«
    »Ich bin immer noch der Meinung, dass Medikamente aus dem Meer helfen werden, menschliche Krankheiten zu heilen«, bemerkte Rudi. »Korallenriffe enthalten Chemikalien, die zur Bekämpfung von Krebs, Aids oder Diabetes eingesetzt werden können. Wir fangen gerade erst an, das Molekular-Potenzial des Meeres zu entdecken.«
    »Du bist also der Meinung, wir sollten Abbau auf dem Meeresboden betreiben?«, fragte Jennifer.
    Rudi schüttelte den Kopf und zuckte die Schultern, doch bevor er antworten konnte, stand Tony plötzlich neben Jennifer.
    »Hey, auf den Straßen wird getanzt. Irgendwer hat eine Lautsprecherbox rausgestellt, und alle tanzen. Kommst du mit?«
    »Klar. Allerdings habe ich schon lange nicht mehr getanzt«, sagte Jennifer und dachte an ihre Uni-Zeit und überfüllte Kneipen mit unbekannten Bands.
    »Ich auch nicht. Ich habe mich an orientalische Musik gewöhnt, und darauf kann man nicht gut tanzen.«
    Sie verließen Macs überfülltes Haus und liefen an den Tanzenden vorbei, als eine Ballade ertönte. Tony zuckte die Schultern, und sie drängten sich am Rand des Sandwegs zusammen, der vom Licht aus den Unterkünften und mehreren Sicherheitslampen an den Gebäuden ausgeleuchtet war.
    Tony wandte sich ihr zu, und

Weitere Kostenlose Bücher