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Die Korallentaucherin

Die Korallentaucherin

Titel: Die Korallentaucherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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liegen überall Eierschalen auf dem Boden.«
    Er lachte. »Ich prüfe den Wetterbericht und besorge Proviant.«
     
    Tony hatte sich verspätet und entschuldigte sich, als er die Vorräte verstaute und das Boot flottmachte. Als sie aus dem Hafen hinausfuhren, ging Jennifer unter Deck, um den Proviant einzuräumen. Die winzige Kombüse war nicht für schwangere Frauen konzipiert, wie sie feststellen musste.
    Als er den Eindruck hatte, dass sie sich schon sehr lange unten aufhielt, steckte Tony den Kopf durch die Luke. »Was machst du?«, rief er. »Du bist schon eine Ewigkeit dort unten. Komm, wir haben Besuch von Delphinen in der Bugwelle.«
    Jennifer ließ sich auf ihrem Lieblingsplatz nieder, die Beine gekreuzt, die Hände zärtlich auf ihrem mächtigen Bauch gelegt, das Gesicht dem Wind und der salzigen Gischt zugewandt. Das sanfte Schaukeln der Jacht empfand sie mittlerweile als vertraut und gemütlich.
    »Geht’s dir gut? Möchtest du schon bald zu Mittag essen?«, rief Tony. Er blickte zum Himmel auf. »Da ziehen ein paar Wolken auf. Auf dem Heimweg müssen wir womöglich mit einem kräftigen Nordwest rechnen.«
    »Was sagt der Wetterbericht?«
    »Habe vergessen, ihn einzuschalten, hatte zu viel in der Bäckerei zu tun. Aber wir haben die komplette Hightech-Ausrüstung an Bord, keine Angst.«
    »Ich habe keine Angst. Ich habe mir nie träumen lassen, dass ich mich auf so einer auf den Wellen schaukelnden Nussschale mal so wohl fühlen würde«, sagte Jennifer.
    Sie aßen zu Mittag. Tony trank ein kaltes Bier. Das Boot war beigelegt; sie genossen die Sonne, und das leichte Schaukeln lullte sie in den Schlaf.
    Tony erwachte als Erster, sprang auf, blickte zum Himmel und rüttelte Jennifer an der Schulter. »Aufwachen, Matrose, wir könnten nass werden. Sturm am Horizont.« Sein Tonfall war unbeschwert, doch er prüfte die Instrumente und fluchte leise, als er auf das rapide sinkende Barometer sah. »Pack ein, was irgend möglich ist, und gib darauf acht, dass alle Luken dicht verschlossen sind. Vorn im Spind findest du Ölzeug. Hol’s raus, nur für alle Fälle. Und leg eine Schwimmweste an.«
    Innerhalb von Minuten war der sonnige Tag grau und bedrohlich geworden. Jennifer konnte nicht fassen, wie schnell die Veränderung vor sich ging. Sie sah zu, wie Tony ruhig und sicher das Boot manövrierte, und war entschlossen, nicht in Panik zu geraten.
    In das Ölzeug gehüllt, hörte sie Tony ins Funkgerät sprechen. Ihr Magen krampfte sich zusammen, als sie sein Gesicht sah. »Was gibt’s? Ist es ein Sturm?«
    »Ich fürchte, ja. Kommt schon mal vor in den Tropen. Das Problem ist, jetzt gibt es kein Zurück mehr. Wir müssen uns entscheiden.«
    »Was heißt das?«
    »Wir sind auf halbem Weg überallhin … Nach Headland ist es genauso weit wie zur Leeseite einer der Inseln. Diesseits von Sooty gibt es ein paar davon. Wir können in den Sturm hineinsegeln, wodurch wir langsamer werden, oder mit dem Wind im Rücken segeln.«
    »Das, was am schnellsten geht. Zur Insel, würde ich sagen. Entscheide du.« Sie zog sich das Ölzeug fester über die klamme Haut.
    Er lächelte flüchtig. »Du hast dir diesen Ausflug gewünscht. Solange wir noch Funkkontakt haben, gebe ich der Küstenwache in Headland durch, was hier los ist.«
    Das Meer war nicht mehr freundlich. Wogende graue Wassermassen verdeckten Meer, Himmel und Horizont. Der Regen peitschte schräg auf das Deck, das Boot erklomm eine Welle, bis es beinahe in der Luft schwebte, und krachte dann auf der anderen Seite ins Wellental hinab. Nur das winzige Sturmsegel war gehisst, das ihnen ein wenig Steuerfähigkeit und Kontrolle gewährte. Jennifer war übel; sie hatte Angst. Tony verlangte, dass sie unter Deck blieb, doch dort lief der Motor, damit die Lenzpumpe das Wasser abpumpte, das sie an Bord nahmen, und die Dieseldämpfe und der brackige Geruch des Wassers verursachten ihr Übelkeit. Außerdem wollte sie mit eigenen Augen sehen, dass alles gutging. Er schnallte sie mit einem Sicherheitsgurt an der Reling fest und versuchte, gute Miene zum bösen Spiel zu machen.
    »Mit dieser Schwimmweste bleibst du an der Oberfläche, falls du über Bord gehst.«
    »Ich hoffe, Lloyds Vater hat bei der Renovierung gute Arbeit geleistet.«
    »Wir werden Heath ausführlich Bericht erstatten können.«
    Plötzlich krachte es, und Jennifer fürchtete, der Mast könnte gebrochen sein, doch er war intakt, nur ein Teil der Takelage hatte Schaden genommen. Das Boot ächzte, schoss jedoch

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