Die Korallentaucherin
Gruppe von Wissenschaftlern und angesichts der Tatsache, dass sie verheiratet und tabu für ihn war, wie von selbst entwickelt. Von ihr drohte keine Gefahr. Doch als ihre Ehe mit Blair scheiterte, begannen ihrer beider Leben und Beruf sich zu verweben, und jetzt waren sie auf einer anderen Ebene angelangt.
Er hatte in einem bedeutungsvollen Augenblick ihres Lebens eine kleine Rolle gespielt und fühlte sich ihr dadurch noch enger verbunden. Doch er hatte Angst davor, den ersten Schritt zu tun, sich ihr zu nähern, aus Sorge, damit die Freundschaft zu gefährden, die ihm so kostbar geworden war. Wenn der derzeitige Zustand das Beste war, das sie erreichen konnte, sollte es ihm genügen. Er würde nichts unternehmen, was ihre Verbundenheit stören könnte.
Tony war fast eingeschlafen, als jemand an sein Fenster klopfte. Er sprang auf, zog den Vorhang zurück und erkannte Patch. Er öffnete die Glastür und ließ ihn ins Zimmer, schaltete jedoch kein Licht ein.
Sie unterhielten sich leise; der alte Mann war so nervös, dass er stärker stotterte denn je.
»Patch, geh und hol Rosie. Erzähl ihr das, was du mir gerade berichtet hast. Sie wird wissen, was zu tun ist.«
Die Nachtluft war kühl. Der Mond hatte seinen höchsten Stand noch nicht erreicht und wurde von den Bäumen verdeckt. Tony fluchte, als er über einen schlafenden Sturmtaucher stolperte.
Er verlangsamte den Schritt, als er Gideons Lager erreichte. Die Ziege war angepflockt, alles war an Ort und Stelle. Doyley war während Gideons Abwesenheit für die Ziege, den Garten und allgemein anfallende Arbeiten zuständig.
Tony blieb stehen und blickte in den sandigen Garten. Trotz des schwachen Lichts sah er die Schleifspuren im Sand. Rosie hatte ihm den Schlüssel gegeben, doch er ging zunächst zum Schuppen, wo das Haimobil säuberlich zugedeckt stand. Er betrachtete es im Schein einer trüben Glühbirne und bemerkte an einem Ende der Abdeckung eine lose Schnur. Er zog das Segeltuch zurück und öffnete die kleine Luke. In der Tauchkapsel befanden sich ein halbes Dutzend große Kartons.
Er riss einen auf; der Karton war randvoll mit Plastiksäckchen. Er brauchte keines zu öffnen, um zu wissen, was sie enthielten. Das weiße Pulver war unverkennbar. In dieser Form wurde also für die Tiere bezahlt, vermutete Tony. Er trat zurück, versuchte zu rechnen, gab es jedoch auf. Über eine Million Dollar, abhängig von der Reinheit des Pulvers. Wie viele Ladungen unschuldiger Tiere mögen dafür verkauft worden sein, fragte er sich. Wahrscheinlich war auch noch eine riesige Geldwäscherei Teil des Verbrechens.
Wer wäre auf den Gedanken gekommen, den Besitz des großen alten Mannes der Insel zu durchsuchen? Angeltouren, soso. Dies hier sollte wohl am nächsten Tag ausgeliefert werden und würde dann in wenigen Tagen auf den Straßen von Sydney, Melbourne oder Brisbane gedealt.
Zurück in der Ferienanlage, rief Tony Bob in Headland an, der sich bereit erklärte, ihn bei Tagesanbruch im Hubschrauber abzuholen. Nach ein paar weiteren Telefonaten hatte er alles erledigt, um Willsy, Gordon und die Schleimer vor Gericht zu bringen. Und er hatte eine Wahnsinns-Story für die Zeitung zu schreiben.
Schon nach zwei Tagen konnte Jennifer sich das Leben ohne Kind nicht mehr vorstellen. Isobel und sie waren bereits jetzt der Überzeugung, dass Bella eine eigenständige Person war, eigenwillig, niedlich und zum Liebhaben.
»Ich möchte sofort mit ihr auf die Insel zurück. Aber ich habe Mum versprochen …«
»Jenny, sie ist noch so klein; der Arzt sollte ständig erreichbar sein, und du musst zu Kräften kommen. Gönn dir ein paar Wochen des Zusammenseins mit deiner Mutter. Betrachte es als Genesungszeit, denn sie leidet große Schmerzen«, sagte Isobel.
»Ja. Aber ich bin heilfroh, dass Vi und Don auch hier sind«, sagte Jennifer.
Später wurde Jennifer bewusst, welch ein Glück es für sie bedeutete, in diesen ersten paar Tagen mit ihrem Baby Isobel still und hilfreich im Rücken zu haben.
Als Bella die Brust verweigerte, legte Isobel sie auf ein Kissen, gab Jennifer einen kleinen Cocktail zur Entspannung, setzte sich zu ihr und plauderte, und bevor sie sich’s versahen, hatte Bella das Rosenknospenmündchen fest um den Nippel geschlossen.
Christina war außer sich, weil sie nur »Besucherin« bei ihrer Tochter war, doch Jennifer erklärte, man habe ihr geraten, das Kind nicht jetzt schon durch einen Umzug aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Als sie dann
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