Die Korallentaucherin
Geschäften in der Stadt herumzeigte, doch unablässig auf Jennifer konzentrierte.
Ausflüge, Restaurantbesuche, Pausen zur Erholung von Christina mit Rosie und Beverly, Isobel, Vi und Don verschafften Jennifer eine gewisse Erleichterung. Sie und Bella hatten sich aneinander und an einen festen Tagesablauf gewöhnt; Jennifer passte sich den Still- und Schlafzeiten des Säuglings an. Zwischendurch setzte sie sich an den Computer und schickte Mac per E-Mail Fotos von Bella und ihre überarbeiteten Seiten.
Als sie auf dem Balkon der Wohnung ihrer Mutter saß, wo Don an der frischen Luft eine Zigarette rauchte, sagte Jennifer: »Ich bereite mich auf die Rückkehr zur Insel vor. Irgendwann muss ich ein paar Seminare an der Uni belegen, aber ich ziehe wieder auf die Insel. Die Namengebung würde ich gern auf Branch feiern. Dich und Vi will ich unbedingt dabeihaben. Was meinst du?«
»Wir freuen uns auf einen Inselurlaub. Auf dem Campingplatz ist es langweilig. Aber ich weiß nicht, was deine Mum von dieser Idee halten wird. Sie sprach davon, eine große Party im RSL zu veranstalten …«
»Ausgeschlossen, Don. Alle meine Freunde wohnen auf der Insel.«
Don drückte bedächtig seine Zigarette aus und wedelte den Rauch fort, so dass er Bella nicht behelligte. »Tu, was du für richtig hältst und was du dir für dein kleines Mädchen wünschst. Wir richten uns nach dir, Schatz.«
Jennifer wartete bis zum letztmöglichen Augenblick, bis sie Christina von ihren Plänen unterrichtete, obwohl Rosie und Isobel schon seit zwei Wochen an der Vorbereitung arbeiteten.
Christina gab sich unbeeindruckt. »Ich weiß, dass Don und Vi auf dieser Insel Urlaub machen wollen. Mein Geschmack ist es weiß Gott nicht.«
»Mum, wir werden jede Menge Gäste haben. Carmel und Lloyd sind zurück, als Verlobte. Die Party ist auch für sie. Bitte komm doch.«
»Wir werden sehen«, sagte Christina, was bedeutete, dass sie den Besuch der Insel nicht einmal in Erwägung ziehen wollte.
Jennifer war startbereit und zog mit dem Einverständnis des Arztes zurück auf die Insel. Bella war ein friedliches Baby, sie mochte Menschen und ließ es sich gern gefallen, wie ein Päckchen bei Fremden herumgereicht zu werden. Über Isobel und Gideon wurde in den Medien berichtet – angeregt durch eine großartige Story von Tony, als ihr Film auf einem Dokumentationsfestival für einen Preis nominiert wurde. Isobel nutzte die Publicity als Mittel zur Bewusstmachung der Gefahren für das Great Barrier Reef.
Rosie hatte eine Suite für Vi und Don reserviert, die mit dem Katamaran in ihren Urlaub aufbrachen. Jennifer flog mit dem Baby im Hubschrauber. Blair hatte versprochen, zur Taufzeremonie zu erscheinen, und bislang war Christina die einzige Eingeladene, die noch nicht zugesagt hatte.
Als Jennifer ihre Taschen und Kisten hinunter zu Isobels Wagen trug, sah Christina mürrisch zu. Bella schlief im Tragebettchen. Jennifer kam noch einmal zurück und sah sich in der mit Grußkarten, Blumen und kleinen Spielzeugen angefüllten Wohnung um.
»Tja, das war’s dann wohl. Den Stubenwagen und ein paar andere Sachen lasse ich hier. Das ist praktisch, wenn wir dich besuchen kommen.«
»Ach, und wie oft wird das sein?«
»Mum, wir kommen alle zehn Tage. Mindestens. Hör mal, warum kommst du nicht mit? Es ist doch keine große Sache. Und es wird dir gefallen, wenn du erst einmal dort bist.«
»Nie im Leben setze ich einen Fuß auf diese Insel mitten im Nirgendwo. Ich mag das Meer nicht, Jennifer«, sagte sie mit Nachdruck.
»Mum, ich will dich nicht kränken, aber ich will Bellas Namengebung auf der Insel feiern.«
»Dummes Zeug. Mir wäre es lieber, wenn meine Enkelin eine richtige Taufe in der Kirche bekäme, bevor Vi und Don zurück nach Sydney fahren.«
»Wenn du darauf bestehst, können wir das zusätzlich machen. Der Geistliche, der auch die Trauungen vornimmt, tauft sie. Rosie hat alles arrangiert.«
Isobel erschien an der Tür und trat leise ins Zimmer. Sie wollte nicht stören.
»Und wenn Blair nicht rechtzeitig aus Europa kommt?«, fragte Christina hastig, auf der Suche nach Gründen, die Jennifer würden aufhalten können.
»Mum, das ist dann eben Pech. Blair und ich haben uns getrennt. Ich möchte, dass er an Bellas Leben teilnimmt, aber ich werde mich dabei nicht nach Blairs Wünschen und Vorstellungen richten. Wenn er nicht kommt, ist es sein eigener Schaden.«
Christina bemerkte Isobel, die im Hintergrund darauf wartete, ihr Tochter und
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