Die Korallentaucherin
Kinder zu haben und die Rolle als Großmutter restlos auskosten zu können.
»Vi, wir werden dieses Kind bestimmt nicht verwöhnen«, sagte Christina fest. »Und ich kann nur hoffen, dass Blair mit diesem Namen Bella nicht einverstanden ist.«
Isobel kam ins Zimmer zurück. »Das war Tony, er ist überglücklich und erleichtert. Anscheinend haben sie da draußen so etwas wie ein Abenteuer erlebt.« Isobel beschloss, den schönen Augenblick nicht durch Tonys Informationen über die Vorgänge auf der Insel zu verderben.
Als alle gegangen waren, schlich Isobel auf Zehenspitzen in Jennifers Zimmer und blickte auf das schlafende Kind im Tragebettchen neben Jennifers Bett herab.
»Sie ist wunderschön, nicht wahr?« Jennifer drehte sich um und schob den Kopf über die Bettkante.
»Natürlich ist sie das«, sagte Isobel. »Deine Familie war hier. Deiner Mama gefällt der Name Isabella nicht.«
»Sie heißt Bella. Mum wird sich daran gewöhnen müssen.« Jennifer lächelte. »Hast du mit Blair gesprochen?«
»Noch nicht. Tony hat angerufen. Er ist sehr, sehr glücklich. Und stolz auf dich.«
»Gibt es was Neues von der
Kicking Back?
Haben sie die Kerle gefasst?«
»Er sagt, Genaueres wissen wir erst in ein paar Stunden. Was er getan hat, war sehr mutig.«
»Es war schon ein bisschen drastisch. Ich kann Bella eine tolle Geschichte über die Nacht ihrer Geburt erzählen.« Jennifer hielt inne. »Isobel, es war merkwürdig. Die Fahrt hierher. Wahrscheinlich habe ich halluziniert oder war ohne Bewusstsein, aber ich bildete mir die ganze Zeit ein, wieder unter Wasser zu sein … Ich habe ständig diese Meereslebewesen gesehen und mir eingebildet, Gideons Fisch wäre bei mir im Boot und redete mit mir. Was zum Kuckuck hat das zu bedeuten?« Sie lachte, doch in ihren Augen standen Fragen.
»Wer bin ich, um dir darauf eine Antwort zu geben? Manchmal, wenn wir emotional stark beansprucht sind, sehen wir vielleicht Dinge … Dieser Fisch ist Gideon, der weise alte Mann. Der Großpapa, den du dir für Bella wünschst. Deine Vergangenheit steht im Zusammenhang mit dem Meer, deine Zukunft ebenfalls, Jenny. Wir werden noch ausführlicher darüber reden. Ein anderes Mal. In deinem Herzen warten noch viele unbeantwortete Fragen.« Sie beugte sich herab, als das Baby sich rührte und leise wimmerte, und legte es Jennifer in die Arme. »Sie hat Hunger.«
»Ich auch. Meine letzte Mahlzeit war das Picknick auf der Jacht … Herrgott, mir ist, als wäre seitdem eine Ewigkeit vergangen!«
Endlich war die
Kicking Back
über das Riff hinaus aufs offene Meer zu ihrem Treffen mit dem rostfleckigen alten Frachter gelangt. Das Umladen der Kisten mit Hilfe einer Seilschlinge war gefährlich, aber reibungslos vonstattengegangen. Gordon war derjenige, der den gewagten Aufstieg über die Metallleiter auf sich nahm, um über die Bezahlung zu verhandeln. Holding, Fanzio und Willsy sahen gespannt zu.
Die beiden Besatzungsmitglieder, einer von ihnen mit schmerzendem Kopf, hielten die Jacht in Position, während die zwei Schiffe auf den Wellen schaukelten. Gordon erschien an Deck und reckte die Daumen hoch.
»Hast du das Zeug geprüft? Sieh nach, ob es rein ist«, brüllte Willsy.
Die Seilschlaufe mit großen, in Plastik gehüllten Kartons wurde herabgelassen.
Gordon kletterte wieder hinunter und sprang an Deck. »Das Zeug ist gut. Keine Sorge, Kumpel.« Er imitierte Willsy.
Die Leine wurde von dem öligen Frachter gelöst, die Motoren sprangen an. Die
Kicking Back
nahm Fahrt auf und fuhr durch das dunkle Wasser den Weg zurück, den sie gekommen war. Die Besatzung hatte Anweisung, an Deck auf der Laufbrücke zu bleiben. Über das Rauschen von Wind und Wasser hinweg waren die erhobenen Stimmen zu hören. Holding brüllte. Insbesondere mit Fanzio.
»Hör zu, du steckst mit drin! Bis über beide Ohren. Man kann nicht ein bisschen schwanger sein, zum Teufel«, schrie Fanzio.
»Als wir mit dieser Sache angefangen haben, ging es bloß um den Verkauf von Spezien mit Sammlerwert. Nicht um Drogenhandel und Geldwäsche, verdammt noch mal!«, sagte Holding.
»Deinen Gewinnanteil hast du aber keineswegs ausgeschlagen. Also musst du auch das Risiko teilen.«
Fanzio trat zur Seite. »Gordon, komm her.«
»Er wird schon nicht singen, keine Angst«, sagte Gordon leise zu Fanzio.
»Ich gebe ihm alles, was wir an Bargeld an Bord haben, als Anzahlung. Wir behalten das Zeug. Aber er soll nicht wissen, wohin es wandert. Wir müssen ihn ruhigstellen,
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