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Die Korallentaucherin

Die Korallentaucherin

Titel: Die Korallentaucherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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resümierte: »Die Schädigung der Artenvielfalt des Meeres als großes Problem wird nicht in ausreichendem Maße erkannt und diskutiert.«
    »Und hier findet sich ein weites Forschungsfeld. Für dich, Jennifer, steckt da die Promotion drin«, fügte ein anderer hinzu.
    »Oh, so weit hatte ich noch gar nicht gedacht«, sagte sie. »Meine Interessengebiete sind zu weit gestreut.« Doch sie dachte an Blair, an seine Karriere, seine Pläne und seine Weigerung, zuzulassen, dass sie sich zu sehr in Interessen außerhalb des häuslichen Bereichs verstrickte.
    »Professor Matt Dawn sucht einen Doktoranden, der mit ihm an der Erforschung der EAC arbeitet. Du solltest dich bewerben«, schlug einer der Seminarleiter vor.
    Als sie ihn verständnislos ansah, erklärte er: »Die Erforschung der Ostaustralischen Strömung. Das ist die größte Strömung an der australischen Küste. Sie beginnt im Korallenmeer und führt eine oberflächliche Warmwasserströmung, zig Meter tief, am Korallenmeer und der Tasmanischen See entlang.«
    Ein anderer Professor fügte hinzu: »Wissenschaftler erforschen diese Strömung schon seit einem Jahrhundert, doch erst im vergangenen Jahrzehnt ist klargeworden, wie wichtig sie für unseren Lebensstil und unsere Lebensqualität ist. Ganz zu schweigen von der Pflanzen- und Tierwelt im Wasser.«
    »Klingt interessant. Ich glaube, ich würde aber lieber auf dem Land forschen. Ich bin ein Mädchen vom Land.« Jennifer stand auf und blickte auf ihre Uhr. »Ich muss gehen, sonst komme ich zu spät zum Unterricht.« Sie half einem Professor aus, indem sie gelegentlich unterrichtete, Vorlesungen organisierte, die Studenten beriet und dem Fachbereichsleiter sogenannte Routinearbeit abnahm. Ihr Schreibstil galt als gut; sie war in der Lage, akademisches Material poetisch und sensibel darzustellen, und wurde deswegen oft zur Überarbeitung von trockenen Sachtexten herangezogen, die sie für die Studenten leichter zugänglich gestaltete.
    Sie blickten ihr nach, als sie ging. Ein weibliches Mitglied des Fachbereichs sagte leise: »Jennifer fühlt sich unbehaglich bei der Meeresforschung. Ihr Vater und ihr Bruder sind ertrunken.« Mitfühlendes Gemurmel wurde laut, doch schnell wandte man sich wieder den eigenen Aufgaben zu.
     
    Ein paar Wochen später pochte Jennifer gegen die Zeitung, in der Blair gerade las. Seit drei Wochen hatten sie einander nur zum Frühstück gesehen. Blair arbeitete als Geschäftsführer in der Nachtschicht, und an den Wochenenden übernachtete er im Hotel. »Hallo! Ist da jemand?«
    »Hm … Ja?«
    »Blair, ich arbeite an einem Buch.« Sie lächelte.
    »Du schreibst?«
    »Klar! Und ich freue mich rasend darüber.«
    Er sah sie verblüfft an, verstand nicht ganz, warum sie ihn so erwartungsvoll ansah. »Was denn, einen Roman? Den großen Australienroman?«
    »Nein. Sei nicht so albern. Es ist ein Fachbuch. Über Umweltverschmutzung. Ich helfe dabei, Professor Dawns Forschungsergebnisse schriftlich umzusetzen.«
    »Oh.«
Ist das alles?
, schien unausgesprochen im Raum zu hängen. »Und was bedeutet das? Mehr Geld, hoffe ich doch.«
    »Vielleicht.« Und dann brach es aus ihr heraus. »Es klingt vielleicht nicht interessant, aber Professor Dawn hofft, es könnte bahnbrechend und wichtig sein. Wie ›Der stumme Frühling‹, verstehst du? Ich helfe, seine Forschungsergebnisse zu interpretieren. Und eines Tages gehe ich selbst in die Forschung.«
    Blair legte die Zeitung zusammen. Die Eindringlichkeit in ihrer Stimme ließ ihn aufhorchen. »Hör zu, Jennifer, aus diesem Kram machst du keine Vollzeitbeschäftigung. Es ist nichts weiter als ein Job … vorerst.«
    Etwas in seinem Tonfall bereitete ihr Unbehagen. Warum redeten sie ständig aneinander vorbei, konnten nie wirklich kommunizieren? »Wie meinst du das? Dass ich mir nur die Zeit vertreibe, bis ich Kinder bekomme? Aber natürlich ist es ein
richtiger
Job.«
    »Ich hoffe, du kannst auch aus der Ferne weiter an diesem Buchprojekt arbeiten.« Er stand auf und lächelte gequält. »Ich wollte dich mit meiner Neuigkeit überraschen. Ich wollte sie dir bei einer Flasche Sekt mitteilen.«
    »Was denn?«
    »Ich bin befördert worden. Zum stellvertretenden Hoteldirektor. In einem Urlaubshotel.« Er breitete die Arme aus. »Freust du dich nicht? Es ist ein großer Schritt nach vorn. Und das verdanke ich Jeff und Trudy, die wir im Hunter kennengelernt haben.«
    In Jennifers Kopf drehte sich alles. »Die beiden, die das Hotel leiten? Was hat das

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