Die Korallentaucherin
mit uns zu tun? Was heißt Urlaubshotel? Wo liegt es?«
»In einem tropischen Paradies. Auf einer Insel. Am Great Barrier Reef. Was sagst du dazu?« Sein Lächeln erlosch, als Jennifer ihn schockiert ansah.
»Auf einer
Insel?
« Sie brachte das Wort kaum heraus. Etwas Schlimmeres konnte sie sich gar nicht vorstellen. Irgendwie hatte sie sich vorgestellt, ihr erster Umzug, wenn er denn irgendwann kam, würde sie nach Übersee führen. Sie hatte sich Boulevards, Cafés, Antiquitätenmärkte vorgestellt. Eine Urlaubsinsel war das Letzte, woran sie gedacht hätte, schlimmer als Asien oder der Südpazifik, und schon gar nicht so bald.
»Das wird toll. Ich übernehme große Verantwortung und kann mich in der Edelhotelbranche beweisen.«
»Und ich? Und die Uni? Mein Buchprojekt?«
»Hör mal, Schatz, du wusstest doch, was zu erwarten war, was unsere Pläne waren. Du bist nicht vertraglich gebunden, und kannst du das Buch denn nicht per E-Mail machen?«
»Aber was soll ich tun?« Jennifer schien den Tränen nahe zu sein. Blairs Neuigkeit war ein Schock für sie. »Ich habe nicht mal gewusst, dass du dich für diesen Job beworben hast!«
Blair ging in die Defensive. »Du könntest in diesem Urlaubshotel Arbeit finden.«
»Was denn? Betten machen?«
»Komm schon. Tut mir leid, wenn ich dich überrumpelt habe. Ich dachte, du würdest dich freuen. Lass uns heute Abend in Ruhe über alles reden. Ich bringe die Prospekte mit, Fotos, eine CD - ROM … Es wird dir gefallen. Ich gebe dir Bescheid darüber, wo wir essen gehen. Heute Abend habe ich frei.«
»Warum kannst du es mir nicht jetzt sagen? Womöglich muss ich nach meinem Treffen mit Matt Dawn direkt zum Restaurant gehen. Himmel, ich weiß wirklich nicht, wie ich ihm das beibringen soll.«
Blair gähnte und ging zum Schlafzimmer. »Ich dachte, wir könnten etwas später mit den beiden Geschäftsführern essen. Dann erfährst du alles aus erster Hand.«
Jennifer sah ihn nur an. »Und ich kann mich nicht beschweren oder sagen, dass ich nicht dorthin will, um dich nicht in Verlegenheit zu bringen.«
»Du willst nicht?«
»Habe ich denn eine Wahl?« Jennifer kehrte ihm den Rücken zu. »Gib mir einfach Zeit, mich an diese Vorstellung zu gewöhnen, Blair.«
Später in dieser Woche traf Jennifer sich mit einer Freundin, die in der Universitätsverwaltung arbeitete, und mit Trisha, einer Kommilitonin, zum Mittagessen. Trisha war der Meinung, das Urlaubshotel und die Insel wären bombastisch.
»Jenny, es ist direkt beim Barrier Reef – einem der großen Weltwunder!«
»Ich sehe mich geradezu mit einer Pina Colada dort am Pool sitzen und den Wellen zuschauen, die sich am Riff vor der Lagune brechen«, fügte das andere Mädchen hinzu.
»Ja, ein, zwei Wochen vielleicht, aber was mache ich dann?«, fragte Jennifer und seufzte.
»Kannst du nicht mit Laptop und E-Mail arbeiten?«, fragte Trisha.
»Oder hin und her fahren? Wie weit ist es bis zum Festland? Von welcher Stadt aus setzt man über?«
Jennifer erkannte, dass sie die Sache nicht von ihrem Standpunkt aus betrachteten. Keine von beiden war verheiratet, beide arbeiteten in einem Büro, nicht an der Uni. »Von Headland Bay aus. Die Überfahrt mit dem Katamaran dauert ein paar Stunden. Ein teurer Flug im Hubschrauber wäre die einzige Alternative. Es ist eine sehr kleine Insel.«
»Wie romantisch.«
»Ja. Zum Einkaufen, Ausgehen und so weiter muss man aufs Festland. Und ich werde wahrscheinlich seekrank.« Die Mädchen lachten, aber Jennifer war wirklich besorgt. Je mehr sie von Blair und Reg Holding und Joe Fanzio, den Repräsentanten des Hotelunternehmens, hörte, desto deprimierter wurde sie.
Sie rief Vi an und verabredete sich mit ihr zum Kaffee, um ihr die Neuigkeiten mitzuteilen. »Aber erwähne Mum gegenüber noch nichts davon. Ich sage es ihr, wenn ich mich mit dieser Vorstellung einigermaßen abgefunden habe.«
»Anscheinend ist es nicht das, was du dir von Blair erhofft hast. Was ist mit deinem Buch? Könntest du auf dem Festland bleiben und Blair auf der Insel besuchen?«
»Das ist keine schlechte Idee, Vi«, sagte Jennifer. »Weißt du noch, was du mal gesagt hast? Dass Frauen immer Kompromisse eingehen müssen? Ich finde das ungerecht.«
»Wenn du ihn liebst, ist das der Preis, Schatz.«
Jennifer besuchte im Internet die Seiten über das herrliche Great Barrier Reef. Branch Island wurde ein paarmal erwähnt; sie schaute sich die Website des Urlaubshotels eingehend an und versuchte sich
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