Die Korallentaucherin
hat Blair gesagt? Kein schlechtes Gewissen. Führe einfach dein Leben weiter. Freu dich aufs Heimkommen. Und, bitte, lass uns wissen, wie es dir geht.«
Die Aufforderung klang abgedroschen, aber Jennifer wusste sonst nichts zu sagen. Der Vorfall hatte sie erschreckt, aber noch stärker hatte Blairs Reaktion sie schockiert. Wie hätte er empfunden, wenn es sie statt Rhonda getroffen hätte? Hätte er auch dann den Ruf des Hotels an die erste Stelle gesetzt?
Nur wenige Gäste waren zugegen, als Jennifer zusah, wie die hübsche Rothaarige ihre kleine Sporttasche an sich nahm. Ein Hut und eine dunkle Brille verbargen Rhondas Gesicht. Eine Kiste und ein Koffer sollten mit dem Katamaran nachgeschickt werden. Rhonda schüttelte Blair die Hand, der dann Bob, den Piloten, beiseitenahm.
»Es ist nicht nötig, dass du diesen Sonderflug erwähnst. Ich möchte die Sache möglichst diskret behandeln. Es war nur ein schlimmer Sturz, verstanden?«, sagte Blair leise.
Der Pilot blickte ihn ratlos an und zuckte die Schultern. »Klar doch. So was kann passieren.«
Jennifer schüttelte Rhonda zum Abschied die Hand.
Rhonda sah elend aus. »Ich glaube nicht, dass Sheree mir meine Geschichte abgekauft hat. Kannst du den Leuten irgendetwas sagen, eine Erklärung abgeben oder so?«
»Das tun wir auf jeden Fall«, antwortete Jennifer. »Du verdrückst dich schließlich nicht heimlich. Wir werden ihnen sagen, wir wollten, dass du dich in einem Krankenhaus gründlich untersuchen lässt. Nach deinem Sturz.«
Rhonda nahm Jennifer in den Arm. »Ich hoffe, dich mal wiederzusehen. Und, bitte, lass dich von dieser Sache nicht beeindrucken. Diese Insel, dieses Riff, es ist wirklich etwas ganz Besonderes. Ich war sehr gern hier«, sagte sie ernst.
Wie kannst du das sagen, nach dem, was dir zugestoßen ist?
»Ich werde mich bestimmt gut eingewöhnen. Pass auf dich auf, Rhonda.«
Da Blair während Rosies Abwesenheit die Geschäftsführung innehatte, war Jennifer sich selbst überlassen. Sie trug den Tisch und die Stühle von dem kleinen Balkon der Nebenwohnung in den Garten hinter dem Haus, stellte sie unter einem Baum auf, und hier nahm sie ihr Frühstück ein, bestehend aus Obst, Müsli und einer Kanne Tee. Blair hatte versprochen, einen Toaster zu besorgen, da ihre Kochnische nur spärlich mit Geräten ausgestattet war. Derartige Dinge hatte sie nicht eingepackt, da ihr persönliche Sachen und das, was sie zur Arbeit benötigte, wichtiger waren.
Schuldbewusst dachte sie an den Computer und die Kiste mit Unterlagen, die sie am Morgen ihrer Ankunft im hintersten Winkel des Einbauschranks verstaut hatte. Ihre Begeisterung für Professor Dawns Buch und ihr Bedürfnis, während der nächsten paar Monate hier zu arbeiten und etwas zu leisten, hatten sich ganz und gar verflüchtigt. Sie fühlte sich immer noch müde, psychisch, körperlich, seelisch. Sie schob es auf die Feuchtigkeit und die Hitze und den trägen Lebensstil. Bisher hatte sie noch in keine Zeitung geschaut oder ferngesehen, und sie musste sich zwingen, in Dons kleinem Radio die Frühnachrichten anzuhören. Ereignisse auf der anderen Seite der Welt, selbst in Sydney, interessierten sie kaum. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie sich weder bei ihrer Mutter noch bei Vi und Don gemeldet hatte, abgesehen von dem Fax, in dem sie ihre Ankunft mitgeteilt hatte.
Das Haus wurde vom Hotelservice hergerichtet, deshalb ließ sie alles, wie es war. Sie ging zur Rezeption und suchte in den Selbstbedienungsregalen der Bücherei des Aufenthaltsraums nach einem Buch.
Sie beobachtete, wie die Gäste zu ihren Vormittagsaktivitäten aufbrachen – Tauchen, Angeln, ein Spaziergang am Riff, Paddeln vor der Insel, Segeln in kleinen Booten, mit Korb und Strandlaken ausgerüstet einen ungestörten Picknickplatz suchen, ein Ausflug unter Wasser mit dem Besichtigungs-U-Boot.
Andere gingen zu ihren Lieblingsplätzen beim Pool und richteten sich auf den Liegestühlen mit Handtüchern, Sonnenmilch, Büchern, Zeitschriften, Sonnenbrillen und einem Tischchen für Snacks und Drinks häuslich ein. Einige verbrachten den ganzen Tag dort mit Kartenspielen, Plaudern, Lesen, exotischen Drinks oder gekühltem Wein und eiskaltem Bier in hohen Gläsern und schliefen, bis es Zeit war, sich zum Sonnenuntergangscocktail umzukleiden.
Im Pool und in der gesamten Anlage trieben sich keine kreischenden Kinder herum. Kinder unter vierzehn Jahren waren in der Ferienanlage nicht zugelassen. Die meisten Teenager waren
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