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Die Korallentaucherin

Die Korallentaucherin

Titel: Die Korallentaucherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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mit ihren Eltern hier, um die Insel und das Riff zu erkunden.
    Auf dem Wochenkalender hatte Jennifer die Ankündigung einer Vorlesung mit Video-Präsentation eines Meeresbiologen gesehen, wie sie vermutete, zur Einführung von Gästen aus Übersee in »Geschichte, Wissenschaft, Kultur und Geheimnisse des Great Barrier Reef«. Das ganze Jahr hindurch konnten Gäste mit einem Naturforscher des Nationalparks Vögel und – während der Zeit der Eiablage – Schildkröten beobachten und später mit etwas Glück das Schlüpfen der Jungtiere verfolgen.
    Als sie am Pool entlangschlenderte, blieb sie plötzlich stehen. Ihr Atem stockte, die Brust wurde ihr eng. Inmitten einer Gruppe von jungen Männern in Shorts oder kurzen Neoprenanzügen sah sie Willsy, den TV -Moderator. Alle trugen dunkle Sonnenbrillen, lachten und hielten ein Frühstücksbier in den Händen.
    Er bemerkte Jennifer auf der anderen Seite des Pools und musterte sie über den Rand der Sonnenbrille hinweg mit einem wohlwollenden Flirt-Lächeln von Kopf bis Fuß. Wütend wandte sie sich ab und ging schnell weiter, während Willsys Freunde ihn in den Pool stießen.
    Sie nickte der jungen Frau an der Rezeption zu und ging zu Blairs Büro. An der Tür hielt sie inne. »Darf ich hereinkommen?«
    »Was gibt’s?« Er löste den Blick nicht von dem Computermonitor auf seinem Schreibtisch.
    »Dieser schreckliche Kerl, Willsy, er amüsiert sich am Pool. Sie trinken alle, verdammt. Und er wirkt völlig glücklich und zufrieden.«
    Blair sprang auf, zog sie in sein Büro und schloss die Tür. »Hör zu, Jennifer, sei still. Wir können nichts tun oder sagen. Was ist in dich gefahren?« Er sprach mit leiser Stimme.
    »Ich finde es abscheulich. Können wir ihn nicht wissen lassen, dass wir über den Vorfall von gestern Abend im Bilde sind?«
    »Das würde uns nichts einbringen. Du kannst nicht einfach jemanden beschuldigen, und außerdem haben wir Rhonda versprochen, nichts zu sagen. Übrigens, sie fahren morgen mit dem Cat ab. Gehe ihnen einfach aus dem Weg. Was hast du heute vor?«
    »Ich wollte es mir eigentlich am Pool gemütlich machen. Dazu habe ich jetzt keine Lust mehr.«
    »Besorg dir einen Picknickkorb, geh und schau dir die Insel an, such dir ein schönes Plätzchen am Strand. Gegen Mittag kommt die Flut. Geh schwimmen, es ist zauberhaft, du brauchst dich ja nicht weit hinauszuwagen. Bei Flut ist es ideal, wate einfach nur bis zur Taille hinein, das Wasser ist kristallklar. Bei Ebbe musst du auf Steine an den seichten Stellen achtgeben.«
    »Ich weiß nicht.«
    »Ich weiß, du kannst dem Meer nichts abgewinnen, aber, verflixt noch mal, wir sind von einer Lagune umgeben. Leg dich wenigstens mal unter eine Palme. Zum Sonnenbaden.«
    »Wann isst du zu Mittag?«
    »Ich esse hier an meinem Schreibtisch. Muss noch eine Menge aufarbeiten.«
    »Dann bis später.« Als sie sein Büro verließ, fühlte sie sich wie ein zurechtgewiesenes Kind.
    Die Vormittagssonne schien heiß. Sie bestellte sich einen Picknickkorb, besorgte sich Sunblocker mit Sonnenschutzfaktor Dreißig-Plus und begegnete Doyley auf dem Weg nach draußen.
    »Hey, Jennifer, hast du dich schon eingelebt? Schrecklich, die Sache mit Rhondas Sturz. Gar nicht ihre Art, sich so zu betrinken.«
    »Es war wohl sehr dunkel. Sie bedauert, dass sie keine richtige Abschiedsparty geben konnte.«
    »Ach, wir versuchen, sie auf dem Festland zu treffen, falls sie noch nicht abgereist ist. Was hältst du von unserem kleinen Paradies?«
    »Es ist bestimmt großartig für einen Urlaub. Ich suche mir mit Picknick und Buch ein schattiges Plätzchen. Wenn es sich vermeiden lässt, möchte ich mir ein Melanom ersparen.«
    »Ganz meine Meinung. Da ist blasse Haut doch gesünder. Bei Coral Point findest du eine wunderschöne kleine Bucht. Bei Flut kannst du sie vom Strand her nicht erreichen, wohl aber, wenn du den Weg über die Landspitze nimmst. Ein ausgedehnter Spaziergang, die wenigsten machen sich die Mühe. Aber es lohnt sich.«
    »Danke, Doyley. Bis später.«
    Jennifer schlüpfte in ihren Badeanzug, setzte einen Sonnenhut mit breiter, weicher Krempe auf, steckte ein Handtuch in ihre Baumwolltasche sowie Sonnenmilch, ihr Buch, das Radio, den Hausschlüssel und eine Flasche Wasser. Als ihr Picknickkorb geliefert wurde, stellte sie fest, dass er vollständig ausgerüstet war mit Servietten, Gläsern, Tellern, Besteck, gekühltem Fruchtsaft und Gerichten in kleinen Behältern. Sie nahm etwas Obst, den Saft, ein Brötchen,

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