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Die Korallentaucherin

Die Korallentaucherin

Titel: Die Korallentaucherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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wütend werden musste? Bist du ganz sicher, dass er dich vergewaltigen wollte?«
    »Blair! Selbst, wenn sie mit ihm geflirtet oder ihn gereizt hätte, rechtfertigt es nicht, dass er sie so geschlagen hat!«
    »Er war betrunken. Als er mich schlug, hat er vor sich hin gemurmelt«, wimmerte Rhonda. »Darf ich bitte duschen? Ich will einfach nur vergessen, was passiert ist. Bitte, bitte, sprecht mit niemandem darüber.« Sie begann wieder zu weinen. »Ich möchte nur schlafen, mich zusammenrollen und alles vergessen. Mein Gesicht tut so weh.«
    Blair stand auf. »Geh nur duschen, Rhonda, wir kümmern uns um dich. Du kannst heute Nacht hierbleiben.«
    Jennifer hielt immer noch Rhondas Hand. »Meinst du nicht, dass wir den Vorfall anzeigen sollten?«
    Rhonda drückte ihre Hand fester. »Ich erstatte keine Anzeige. Ich bitte euch, sagt nichts. Ich will nicht, dass die Leute denken, ich wäre vergewaltigt worden. Niemand würde glauben, dass er mich nur zusammengeschlagen hat. Bitte sagt es nicht Rosie. Sagt es niemandem. Nie.«
    »Natürlich nicht. Es bleibt unter uns«, sagte Blair beschwichtigend. »Jennifer, hilf ihr. Ich hole den Erste-Hilfe-Kasten aus der Rezeption und reinige diese Kratzer.«
    Kratzer! Ihr Gesicht sieht aus, als hätte man sie mit Steinen beworfen. Warum willst du die Sache vertuschen?
»Okay, Blair, wie du meinst. Komm, Rhonda, nach der Dusche wird es dir etwas bessergehen. Ich koche uns einen Tee.«
    Rhonda stand noch unter der Dusche, als Blair mit dem kleinen Erste-Hilfe-Kasten zurückkam. »Gut, sie ist noch unter der Dusche.«
    »Sie steht einfach nur unter dem Wasserstrahl, als wollte sie die ganze Sache von ihrem Körper und aus ihrem Kopf spülen«, sagte Jennifer. »Himmel, das ist schrecklich. Das arme Mädchen.«
    Blair ergriff Jennifers Arm, drehte sie zu sich um und sagte mit leiser, drängender Stimme: »Hör zu, Jennifer. Wir müssen darüber Schweigen bewahren. Unbedingt. Niemand darf davon wissen. Es wäre eine Katastrophe für das Unternehmen. Wenn sie hingeht und einen bekannten Fernsehmenschen anzeigt, wird er alles abstreiten, und hinter ihm stehen ein mächtiger Fernsehsender und jede Menge wichtiger Leute. Sie werden sie in Stücke reißen, und auch das Hotel. Das werde ich nicht zulassen.«
    »Sie will es niemandem sagen. Aber ich finde es nicht richtig. Der Mann darf nicht ungestraft davonkommen.«
    »Es ist wahrscheinlich nicht das erste und auch nicht das letzte Mal«, sagte Blair.
    »Er ist ein Verbrecher!«, rief Jennifer empört.
    »Würdest du gern die öffentliche Demütigung eines Prozesses auf dich nehmen, es ertragen, dass die Leute denken, du wärst vergewaltigt worden, du hättest ihn herausgefordert? Du weißt doch, wie die Menschen sind, sie nehmen immer das Schlimmste an. Wo Rauch ist …«
    Menschen wie du …
dachte Jennifer betrübt.
    »Es ist schrecklich, aber sie wird darüber hinwegkommen und ihr Leben weiterführen. Sie ist irische Katholikin, um Himmels willen. Stell dir vor, was sie zu Hause erwartet, wenn es hier in die Zeitungen käme und ihr Ruf leiden würde, ob sie nun unschuldig ist oder nicht.«
    »Ich weiß nicht, wie du den Vorfall vertuschen willst.« Jennifer war schockiert. Schockiert über sich selbst, weil sie bereits anfing, Blairs Standpunkt zu übernehmen: Nichts war geschehen. Rhonda war nicht vergewaltigt oder fast umgebracht worden. Blair würde in die Schusslinie geraten; derartiger Ärger während seines ersten Einsatzes war kein Zeichen für eine sichere Hand.
    »Wir fliegen sie morgen Vormittag aus«, fuhr er fort. »Sie hatte einen Unfall, zu viel getrunken, ist auf dem Heimweg in den Felsen oder auf dem Damm gestürzt oder so. Sie will sowieso in Kürze abreisen, dann kann sie es auch jetzt schon tun, mit ihrem gesamten Kram und allem, was ihr zusteht. Ich möchte wetten, dass sie damit einverstanden ist.«
    Das Rauschen der Dusche hörte auf.
    »Was würde Rosie dazu sagen?«
    »Sie ist nicht anwesend, also habe ich die Verantwortung. Sie darf nichts erfahren. Rhonda ist gestürzt, und damit basta. Sie will es ja selbst nicht anders.«
    Jennifer war wie betäubt. »Ich hole ihr frische Kleidung.«
    Sie reinigten Rhondas Verletzungen, gaben ihr Schmerztabletten und richteten ihr für den Rest der Nacht ein Bett auf dem Sofa. Sie ließen das Licht an und verschlossen die Türen. Sie lag da, die Bettdecke hochgezogen, die Augen geschlossen, und noch immer schimmerten Tränen in ihren Wimpern.
    Im Schlafzimmer schmiegte

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