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Die Korallentaucherin

Die Korallentaucherin

Titel: Die Korallentaucherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Gelächter hallte von der
Kicking Back
bis ans Ufer.
     
    Nachdem Blair mit Susie und einigen anderen wieder an Land gegangen war, hielt er ein Nickerchen und stieß dann zu Jennifer und den anderen Gästen, um den Aperitif zu nehmen. Das Dinner in der Gemeinschaftshütte war eine gesellige Angelegenheit. Jennifer war reserviert, überließ es Blair, zu plaudern und zu scherzen und es Susie gleichzutun, wenn es um die Unterhaltung der Gäste und einiger Leute von den Schiffen ging. Sie verstand, was Blair mit der Bedeutung geselliger Kontakte in Ferienanlagen meinte. Für kurze Zeit wurden Leute zu besten Freunden und trennten sich dann mit dem Versprechen, Kontakt zu halten, das niemand jemals einlöste.
    Die Bosse des Unternehmens blieben auf der
Kicking Back
, doch es hieß, sie würden später noch herüberkommen. Jennifer fiel Tonys Abwesenheit auf. Sobald es irgend möglich war, entschuldigte sie sich und ging zu ihrem Zelt. Dort lag sie zwischen den schwarzen Seidenlaken und sah zu, wie das Wasser dunkler wurde. Endlich verstummten auch die Seeschwalben und die anderen kleinen Tiere. Sie dankte dem Himmel, dass keine Sturmtaucher hier nisteten, deren Balzkämpfe und Klagen sie auf Branch verfolgten und weckten. Als Blair schließlich ins Zelt wankte, schlief sie bereits, und daher wurde die Diskussion ihrer Lage wieder einmal hinausgeschoben.
    Früh am Morgen schlüpfte Jennifer aus dem Bett und ging zum Strand hinunter. Der Sonnenaufgang war ruhig, perfekt. Ein neuer Tag hatte etwas so Hoffnungsfrohes und weckte den Anschein, alles könnte gut werden, alle Probleme ließen sich ausräumen. Würde es ein neuer Anfang sein für sie und Blair? Sie würde noch etwas warten, bevor sie mit ihm redete. Blair war kein Frühaufsteher und würde noch ein paar Stunden lang an den Nachwirkungen des vergangenen Tages leiden.
    Weiter unten am Strand sah sie Tony am Wasser stehen, eine einsame, reglose Gestalt. Jennifer fragte sich, was er dort sah. Diesen friedlichen Sonnenaufgang, oder suchten ihn Erinnerungen heim? Bald darauf warf er sich ins rosig schimmernde Meer und schwamm mit regelmäßigen Zügen auf den Horizont zu.
    Jennifer drehte sich um und ging den gleichen Weg zurück zum Zelt.
    Beim Frühstück war Blair nett und aufmerksam, und Jennifer ahnte einen Hauch von Bedauern. Ob über seinen Exzess des Vorabends oder ihre hitzige Debatte über das Baby, das wusste sie nicht. Jedenfalls erklärte er, dass der gestrige Tag sehr schön gewesen wäre. Er ging allerdings nicht näher darauf ein. Und er erwähnte mit keinem Wort ihr Kind, ihre Zukunft oder auch nur den nächsten Tag.
    Wer, fragte sich Jennifer, hatte gesagt: »Morgen ist ein neuer Tag«? Nun, ihr Entschluss stand fest, und von nun an hatte ihr Kind die Priorität. Es war ein Pakt zwischen ihr und dem in ihr wachsenden Leben. Nur zwischen ihnen beiden. Sie wollten sich aufeinander einstellen. Und nachdem sie das nächste Mal beim Arzt war, würde sie auch Christina informieren, dass sie bald Großmutter sein würde. Als Jennifer nach dem Frühstück, während Blair mit Susie und ihrer Belegschaft redete, am Strand entlangwanderte, legte sie die Hände auf ihren Bauch. »Du und ich, Kleines!«
    Der Sonnenaufgang hielt sein Versprechen. Es wurde ein guter Tag.

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    Kapitel neun
    Wassertreten
    E s war Ebbe, das freigelegte Riff mit seinen Tümpeln und Prielen schimmerte unter dem Wasser. Das Meer war zweihundert Meter entfernt, erstreckte sich als türkisfarbener Ring bis zu dem weißen Wellenkamm, der das äußere Riff kennzeichnete. Ein paar Gäste pilgerten schon vor dem Frühstück übers Riff, traten in gummibesohlten Schuhen oder alten Turnschuhen, die für Gäste an der Seite des Tauchbedarfgeschäfts hingen, zwischen die Auswüchse der Korallenbänke.
    Jennifer setzte ihren frühmorgendlichen Spaziergang fort, ein Ritual, das sie liebte. Blair war kein Morgenmensch, und Jennifer hielt kaum noch durch, wenn Blair abends nach dem Essen so richtig zum Leben erwachte. Er zeigte sich den Gästen gegenüber charmant, besprach sich mit dem Koch, überprüfte Dienstpläne und traf sich mit Doyley zur Besprechung etwaiger Personalprobleme. Einmal pro Woche setzte Blair sich morgens mit Rosie zusammen, um das, was er »das Gesamtbild« nannte, durchzugehen.
    Während Blair noch schlief, schlenderte Jennifer am unberührten Strand entlang. Hier hatte sie Zeit für sich und ihre Gedanken, denen sie freien Lauf ließ, statt sich auf etwas Bestimmtes zu

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