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Die Korallentaucherin

Die Korallentaucherin

Titel: Die Korallentaucherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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einen Sarong über ihrem Badeanzug trug, doch ihr war klar, dass es niemanden störte. Die Studenten wateten an Land, und alle trugen Shorts oder Badehosen.
    »Ich fasse beim Boot mit an. Vielleicht könntest du einen der Eimer tragen«, sagte Mac.
    Als sie, nachdem sie das Gummiboot bei ihrem Strandlager, wie Mac es nannte, an einem Baum festgebunden hatten, landeinwärts schritten, fragte Jennifer: »Was trage ich denn hier?« Soweit sie es beurteilen konnte, enthielt ihr grüner Eimer nichts als Seetang.
    »Kleine Wesen mit gehörigem Appetit, und dieser gewöhnlich aussehende Tang hat seltsame Eigenschaften. Man findet ihn nur in Korallenaufschlüssen, und Rudi experimentiert damit.«
    Jennifer betrat das Gelände der Forschungsstation zum ersten Mal, und zu ihrer Überraschung fand sie ein Milieu und eine Gemeinschaft vor, die sich doch sehr stark von der Ferienanlage unterschieden. Die Station lag geschützt im Zentrum der Insel, und anfangs fühlte sie sich an die Universität erinnert. Die Gemeinschaftsunterkünfte waren anders als die der Hotelbelegschaft, die alle gleich aussahen und eine billige Version der eleganteren Gästesuiten darstellten. Hier schienen die Gebäude gewachsen zu sein, wie der Bedarf es diktierte. Markisen, Trennwände und behelfsmäßige Arbeitsbereiche waren an und zwischen den Hütten und einfachen Häuschen angebracht. Es gab ein paar doppelstöckige Unterkünfte, und überall lagen Taucherausrüstungen, Neoprenanzüge, Schwimmflossen, Taucherbrillen, Handtücher und Kleidungsstücke herum.
    Hinter den Unterkünften befanden sich zwei langgestreckte Gebäude, getrennt durch eine Reihe von großen Betontanks und Gestellen mit Plexiglas-Aquarien. Schläuche, Motoren, Pumpen, Gerätschaften und Werkzeuge waren aufgereiht. Noch weiter zurück lag ein Holzschuppen mit Insektenschutztüren und -fenstern und einem überdachten Essbereich mit langen Bänken und zwei großen Tischen. Im Gegensatz zu dem Essbereich der Belegschaftsunterkünfte schien dieser auch als Arbeitsplatz zu dienen. Jennifer brannte darauf, zu sehen, wie die zwei Laborgebäude eingerichtet waren.
    »Hast du auch ein Büro, Mac?«, fragte Jennifer.
    »Eine Ecke in einem der Labors und der Esstisch in meinem Haus. Ich teile mit Rudi.«
    »Den Tisch oder das Haus?«
    Er lachte. »Beides. Aber wir haben ein System entwickelt. Es wird ein bisschen chaotisch, wenn wir Besuch haben. Dafür gibt es ein Gästezimmer mit vier Schlafplätzen. Und dann wird’s recht gemütlich in unserer kleinen Küche mit nur einem Kühlschrank. Die Studenten essen im Aufenthaltsraum. Wir haben nur drei Häuser mit Küche.«
    »Wer kommt zu Besuch? Verwandte? Freunde? Arbeitskollegen?«, fragte Jennifer. Macs Privatleben weckte plötzlich ihre Neugier.
    »Wir versuchen, die Insel nur als Arbeitsmittelpunkt zu nutzen. Wir verfügen über einen Internet-Anschluss und können so in regelmäßigem Kontakt bleiben. Unsere Besucher sind in erster Linie Professoren, internationale Forscher und Graduierte. Komm rein, sieh dich um.«
    Und ich weiß immer noch nichts über seine Familie.
»Kann ich helfen, das Frühstück zuzubereiten?«
    »Unbedingt. Als Koch kenne ich bestenfalls die Grundlagen. Aber diese Bande wird hungrig genug sein, um zu essen, was auf den Tisch kommt.«
    Die hölzerne, vorgefertigte Konstruktion war eingefasst von zerfasertem Gitterwerk und Leinenbahnen, so dass vor dem Haus ein abgeschirmter Vorhof entstand. Eine Wäscheleine auf einer Seite unter dem Dachüberhang schien als eine Art Garderobe für Neoprenanzüge und Hemden auf Bügeln zu dienen. Darunter lagen wild durcheinander Taucherschuhe, Flip-Flops und Turnschuhe
    »So viele Neoprenanzüge auf einmal habe ich noch nie gesehen«, bemerkte Jennifer. »Und in allen Farben. Trägst du an jedem Wochentag eine bestimmte Farbe?«
    »Unsere amerikanischen Freunde haben uns die schicken Anzüge vermacht. Ich meide die Farbe Schwarz; darin fühle ich mich zu sehr wie ein essbarer Seehund. Carmel führt zu diesem Thema allerdings höchst interessante Forschungen durch.«
    Jennifer folgte ihm ins Haus in ein Wohnzimmer mit mehreren Sofas, jeder Menge Polster, einer Stereoanlage in der Ecke und einem großen Tisch mit Laptop, Papierstapeln und Büchern.
    Plötzlich war das Haus erfüllt von Lachen, als mehrere Mitglieder der Truppe eintrafen und alle gleichzeitig redeten. Jennifer fiel auf, wie jeder Einzelne seine Neuigkeiten mitteilen oder Mac zur Seite nehmen wollte, um privat mit

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