Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Korallentaucherin

Die Korallentaucherin

Titel: Die Korallentaucherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
Vom Netzwerk:
Lichtschein zwischen den Bäumen zu.
    Im Gänsemarsch näherten sie sich der Haifischbar. Die Musik aus einem alten Ghettoblaster auf der Theke war ohrenbetäubend. Rosie schwang die Hüften. »Das geht ins Blut!«
    Jennifer lachte. »Salsa!«
    Carmel tanzte an ihnen vorüber. »Nein, Calypso!«
    Gideon hatte die bunte Partybeleuchtung an dem durchhängenden Strohdach eingeschaltet; draußen brannten die Fackeln und verströmten Citronella-Duft. Laternen, Kerzen und das elektrische Licht über der Bar flackerten mit den bewegten Schatten. Zuerst dachte Jennifer, alle würden tanzen. Doch die Leute schienen wie Motten vom Licht in auf und ab schwellenden Wellen von einem Magneten in ihrer Mitte angezogen zu sein.
    Gideon, wenn möglich noch freundlicher als gewöhnlich, erhob sich aus seinem Lieblingssessel, um sie zu begrüßen. Die anderen tauchten rasch im Gedränge unter, abgesehen von Rosie, die zur Bar ging und Wein in Gläser schenkte.
    »Nun, Jennifer, welche Neuigkeiten bringst du?« Gideon legte ihr den Arm um die Schultern.
    »Aus Headland Bay? Nichts Besonderes.« Aus Aberglaube oder Schüchternheit, sie wusste es selbst nicht, hielt sie ihre gute Nachricht noch zurück.
    »Und hast du an dem Buch des abwesenden Professors gearbeitet?«
    »Habe ich, sehr viel sogar. Das verdanke ich Mac. Er hat mir in der Forschungsstation einen Arbeitsplatz zur Verfügung gestellt.«
    »Höre ich da meinen Namen? Schön, dass du gekommen bist.« Mac hatte sich aus der Gruppe gelöst. »Alle reden durcheinander, und dazu die Musik … Warten wir, bis die Aufregung sich legt. Such dir draußen einen Platz.«
    Jennifer warf einen Blick in die Bar, enttäuscht, weil sie die berühmte Isobel Belitas noch nicht kennengelernt, ja, nicht einmal gesehen hatte.
    »Keine Sorge, ich mache dich gleich mit ihr bekannt«, sagte Mac.
    Rosie reichte Jennifer ein Glas. »Trink einen Schluck Rotwein. Aus medizinischen Gründen.« Sie zwinkerte ihr zu.
    »Kommst du oft hierher? Wie gut kennt ihr euch untereinander?«, fragte Jennifer, an Rosie gewandt. Mac, Rosie, Gideon. Alle drei entstammten unterschiedlichen Welten auf der Insel und wirkten doch sehr vertraut miteinander, und gut eingespielt.
    Jennifer beobachtete, wie die Lichtstreifen am Abendhimmel die Farbe wechselten. Flüchtig fragte sie sich, was Blair wohl machte. Doch dann wurden Stühle gerückt. Mac stand auf. Und da war Isobel, ließ sich zu dem freien Segeltuchsessel neben Jennifer führen.
    Sie war winzig! Jennifer verschlug es die Sprache, als Isobel Belitas ihr beide Hände entgegenstreckte. Große dunkelbraune Augen, kurzes, welliges dunkles Haar. Und ein Lächeln, ein strahlendes Lächeln, das ihr Gesicht beherrschte. Ein diamantener Ohrstecker fing das Licht ein und blitzte. Ihre Hände waren klein, weich, aber kräftig. Sie trug ein schweres Moschusparfüm, das nach Nachtblumen duftete. Sie war in Rot gekleidet. War sie fünfzehn oder fünfzig Jahre alt? Es schien keinen Unterschied zu machen. Sie strahlte Energie, Wärme, Freude aus.
    »Ein Neuzugang. Wie schön, dich kennenzulernen. Wir haben eine Menge zu besprechen, nicht wahr?« Ihre Stimme klang kehlig, ihr leichter Akzent noch melodischer als Carmels. Immer noch Jennifers Hand in der ihren, setzte sie sich neben sie. Jennifer hatte das Gefühl, im grellsten Rampenlicht zu stehen, als Isobel sie ansah.
    »O ja, das heißt, ich hoffe es. Ich habe im Internet über Sie gelesen«, sagte Jennifer schüchtern.
    »Hah! Glaube bloß nicht alles, was du dort findest. Aber ich hoffe, dass du einiges doch vielleicht … interessant gefunden hast?«
    »Sehr sogar.«
    Mac und Rosie füllten Gläser auf und reichten Speisen herum. Gideon lehnte sich zurück, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schenkte dem Treiben, wie es schien, kaum Beachtung.
    »Und du bist wegen deines Mannes hier. Bist du schon lange genug hier, um zu wissen, wie bedeutend diese Insel ist?«, fragte Isobel.
    »Ich weiß nicht recht, was Sie meinen. Sprechen Sie von der Arbeit hier in der Forschungsstation?«
    »Sag doch bitte ›du‹. Was ich meine, ist … Freust du dich, dass er dich hierhergeholt hat? Wirst du traurig sein, wenn du von dieser Insel, diesen Gewässern, fortmusst?« Sie neigte den Kopf, ihr strahlendes Lächeln wirkte jetzt leicht fragend.
    Jennifer spürte, dass mehr hinter dieser Frage steckte. Sie überlegte kurz, bevor sie antwortete: »Zuerst fand ich es schrecklich hier. Jetzt akklimatisiere ich mich. Wenn Mac, Gideon

Weitere Kostenlose Bücher