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Die Korallentaucherin

Die Korallentaucherin

Titel: Die Korallentaucherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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und alle anderen nicht wären, würde es mir hier nicht gefallen. Außer …« Sie wandte sich ab und blickte in die Ferne aufs ruhige Meer hinaus.
    »Du hast, wie man so sagt, noch Rechnungen offen«, bemerkte Isobel sanft. »Das verstehe ich.« Sie tätschelte Jennifers Hand. »Auch, wenn du es selbst nicht verstehst.«
    Gideon beugte sich vor. »Das wenige, was ich von dir weiß, Jennifer, habe ich Isobel erzählt. Und auch, was ich vermute. Und von dem Buch, das du für diesen Professor schreibst.«
    »Und was würdest du gern tun? Für dich selbst?«, fragte Isobel mit blitzenden Augen.
    »Wenn ich das wüsste. Ich beneide euch alle … um eure interessanten Projekte und Pläne«, begann Jennifer.
    »Worum geht es in dem Buch?«
    »Ach, es ist eine Arbeit von einem Professor an der Universität von Sydney, wo ich studiert habe. Er forscht über die Ostaustralische Strömung …«
    »Oh, die kenne ich! Ich war drin. Ich nenne sie die Schlange«, sagte Isobel. »Sie beginnt hier im Korallenmeer, oft mit ungefähr vier Knoten Geschwindigkeit, und bildet enorme Strudel und Strömungen.« Sie machte eine schlängelnde Armbewegung. »Wie eine Schlange. Sie wirbelt das nährstoffreiche Wasser aus der Tiefe auf. Und das macht die Fische glücklich.«
    »Apropos Meeresbewohner, gibt es hier viele Wale?«, fragte Jennifer.
    »Immer mehr. Als ich zuerst hierherkam, haben wir kaum welche gesehen. Aber die Riffgewässer sind ihre Kinderstube, dort gebären sie ihre Jungen«, erklärte Gideon. »Ihre Anzahl ist gewachsen, seit wir sie beobachten statt sie zu töten.«
    »Hast du die Wale schon einmal singen hören?«, fragte Isobel, an Jennifer gerichtet.
    Sie schüttelte den Kopf. »Vielleicht auf einer CD . Kann man sie unter Wasser hören?«
    »O ja. Du kannst mitkommen und sie belauschen, wenn du magst.«
    »Unter Wasser? In der Nähe von Walen? Im Leben nicht!« Jennifer lachte.
    Isobel sah sie forschend an. »Einer vom Macs Graduierten führt ein Forschungsprojekt über die DNA -Steuerung der Wale durch. Eine genetische Studie zur Klärung der Frage, ob es Familiengruppen gibt und in welcher Beziehung sie zueinander stehen. Das werden die DNA -Proben zeigen. Wir nehmen dich mit, wenn wir Hautproben sammeln. Jedes Mal, wenn sie die Oberfläche durchbrechen, lassen sie kleine Hautstückchen zurück. Wir nennen sie ›abgelöste Haut‹.«
    »Jennifer fühlt sich auf dem oder im Meer nicht wohl«, merkte Gideon an.
    »Vielleicht ändert sich das«, sagte Isobel. »Du kommst mir wie eine junge Frau vor, die vor einer großen Veränderung in ihrem Leben steht.«
    »Ah, Isobel, die Hellseherin. Sie ist sehr scharfsichtig«, sagte Gideon.
    »Ja, wirklich«, sagte Jennifer. »Ich stehe wahrhaftig vor einer großen Veränderung. Ich bekomme ein Kind.«
    »Wow, das ist ein Ding! Wunderbar, wunderbar!« Isobel klatschte in die Hände.
    Gideon ergriff Jennifers Hände und rief nach Mac und Rosie. »Kommt alle her, kommt her. Einen Trinkspruch!«
    »Bitte, bitte, Gideon, kein Aufsehen«, sagte Jennifer peinlich berührt.
    »Diese Neuigkeit ist schon einiges Aufsehen wert.«
    Als aller Aufmerksamkeit sich auf Gideon, Jennifer und Isobel richtete, trat Rosie vor und hob ihr Glas. »Auf Jennifers Baby … vorerst bekannt als Baby Branch, bis sie oder er auf der Welt ist.«
    »Und auf dass sie genau hier schwimmen lernt«, sagte Isobel und hob ihr Glas in Richtung der im Mondlicht schimmernden Lagune. Weitere Gratulationen folgten, die Musik wurde aufgedreht, Gläser wurden nachgefüllt, und Jennifer stand im Zentrum der Aufmerksamkeit. Isobel saß neben ihr, sah zu und lächelte.
    Später, als Jennifer mit Rosie, Lloyd und Carmel im Boot zurückfuhr, ließ sie den glücklichen Abend Revue passieren. Sie freute sich darüber, dass so viel Aufhebens gemacht worden war. Die Neuigkeit war heraus, und sie hatte die Feier genossen. Blair würde wahrscheinlich nicht sehr glücklich darüber sein, dass die ganze Insel nun Bescheid wusste. Aber es hätte sich ohnehin nicht für immer verbergen lassen. Jennifer streichelte ihren Bauch und dachte an Isobel. Welch eine starke Persönlichkeit! Sie wurde ihrem Ruf auf jeden Fall gerecht. Jennifer hatte versprochen, den kommenden Nachmittag mit der Taucherin und Wissenschaftlerin zu verbringen. Und Jennifer hatte das merkwürdige Gefühl, dass sich ihr Leben, wie Isobel prophezeit hatte, tatsächlich verändern würde.

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    Kapitel elf
    Unter Wasser
    R osie saß an ihrem Schreibtisch und

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