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Die Korallentaucherin

Die Korallentaucherin

Titel: Die Korallentaucherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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malte Kringel auf ein Blatt Papier. Sie war tief in Gedanken versunken, ihr Kaffee war kalt geworden. Über das Summen der Klimaanlage hinweg hörte sie das Lachen und Stimmengewirr der Gäste am Empfangspult.
    Sie strich sich mit beiden Händen über die Augen. Patch hatte ihr gerade berichtet, dass das Wartungsteam Probleme mit der Reparatur an der Entsalzungsanlage hatte, die im Begriff war, den Geist aufzugeben. Zum Glück verfügten sie über Wassertanks, die noch für mehr als eine Woche reichen würden. Die Regenwassertanks waren fast leer. Arbeitskräfte, Abfall und Wasser: die drei Hauptprobleme einer Ferienanlage auf einer Insel.
    Blair erschien in weißen Shorts und einem schlichten türkisfarbenen T-Shirt mit einer aufgestickten weißen Schildkröte über seinem Namensschildchen an der Tür. Er war sonnengebräunt, und sein Charme sowie sein Selbstbewusstsein ließen ihn noch attraktiver erscheinen. Rosie überlegte flüchtig, dass Blair und Jennifer, dank seiner Anziehungskraft und ihrer goldenen Schönheit, ein wunderbares Kind bekommen würden.
    »Komm rein, Blair. Ich möchte ein paar Dinge mit dir besprechen. Sei so nett und schließ die Tür.« Das war ungewöhnlich, denn Rosies Geschäftsstrategie war ihre ständige Verfügbarkeit.
    »Klar. Was gibt’s?« Blair zog sich einen Stuhl an den Schreibtisch heran und schlug lässig die Beine übereinander, so dass nicht der Eindruck entstehen konnte, dass Rosie auf der anderen Seite des Schreibtisches ihm überlegen war.
    »Der Frachtkahn hat gerade den Wochenbedarf geliefert. Anscheinend ist das Ersatzteil für die Pumpe auch dabei«, erklärte er leutselig.
    »Weißt du, was Fanzio und Holding im Schilde führen?«, fragte sie unverblümt.
    »Im Schilde führen? Das klingt, als planten sie etwas … Illegales.«
    »Ich frage mich nur. Du hattest mehr mit ihnen zu tun als ich«, stellte sie mit Nachdruck klar. »Du hast ihnen alles gezeigt, mit ihnen auf Sooty gefeiert, du hast sie auf dem Schiff besucht. Und jetzt das hier.« Sie schob ihm ein Schreiben mit dem Logo von Reef Resorts International zu.
    »Was ist das?« Blair zeigte keine Neugier.
    »Zunächst einmal eine Anfrage von der Hauptgeschäftsstelle in London, ob wir hier einen jungen Mann einstellen können, vorzugsweise für das Tauchboot.«
    »Wessen Sohn ist er? Einer von den Bossen, der in die Kolonien geschickt werden soll, bevor er nach Eton geht?«, fragte Blair.
    »Gut möglich. Den Namen kenne ich nicht. Merkwürdig, dass die Anfrage aus der Hauptgeschäftsstelle kommt und nicht von einem Untergebenen. Die andere, noch besorgniserregendere Sache ist die Information, dass ein Team aus der Hauptgeschäftsstelle Branch Island Resort im Hinblick auf, ich zitiere: Modernisierungen inspizieren will. Was weißt du davon?«
    »Das klingt einleuchtend. Dies hier ist eine nette Öko-Ferienanlage – schick, ruhig, naturverbunden und so. Vielleicht sind sie der Meinung, wir sollten zeitgemäßer sein, ultraschick. Nach internationalem Maßstab. Und so weiter«, sagte Blair.
    Rosie fand, dass die Worte ihm ein bisschen zu geschmeidig über die Zunge kamen. »Und du hältst das für eine gute Idee?« Ihre Miene gab nichts preis, doch sie kniff ein wenig die Augen zusammen.
    Blair wählte seine Worte mit Bedacht. »Ich weiß, dass du anders denkst, aber sieh dir doch an, was anderswo auf der Welt geschieht. Bei den Reichen besteht große Nachfrage nach Ökotourismus mit Stil und Komfort. Sie würden Tausende von Dollar pro Tag für den richtigen Ort mit der richtigen Kulisse bezahlen.«
    »Großer finanzieller Aufwand ist keine Garantie dafür, dass ein Weltkulturerbe durch ein Bauunternehmen besser betreut ist, als wenn man es einfach in Ruhe lässt«, wandte Rosie ein. »Alles Ursprüngliche, von der Zeit vergessene Gegenden – und davon gibt es nur wenige – nehmen Schaden, einfach dadurch, dass Leute dorthin kommen, sei es mit dem Zelt oder zu einer Zehnsterneferienanlage.«
    »Da sind manche anderer Meinung. Es gibt Beispiele von Wissenschaftlern, die geschützte Gebiete als ihren eigenen privaten Spielplatz betrachten und sie nicht umweltschutzgerecht betreuen, weil sie nicht von außen gesteuert werden. Ein Tourismusunternehmen dagegen würde sich umfangreichen Restriktionen und Auflagen beugen müssen.«
    »Du hast offenbar gründlich über dieses Thema nachgedacht«, bemerkte Rosie ein wenig spöttisch. »Falls unser Unternehmen vorhat, diese Anlage zu modernisieren, werden die

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