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Die Kornmuhme (German Edition)

Die Kornmuhme (German Edition)

Titel: Die Kornmuhme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H. Schreiber
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Adern an seinen Schläfen hervortraten.
    Als die Schatten draußen immer
länger wurden, und das Bisschen verbleibende Abendsonne schräg zur Türe des
Turms zu ihm hinein fiel, trat er unruhig hinaus ins Freie.
    >> Mit etwas füllen, mit
etwas füllen…<<, murmelte er benommen vor sich hin. Er blickte sich
suchend um, riss die Augen so weit auf, dass sie zu tränen begannen. In der
Dämmerung sah auf die vor ihm liegende Ebene. Vielleicht fand er dort
etwas…irgendetwas. Er rannte zu einer nahen Baumgruppe, die in dem endlosen
Grasmeer, das ihn umgab, aufragte. Er betete halblaut zum Heiligen Vater, in
der brennenden Hoffnung, dass er ihm helfen würde. Zwischen den Bäumen blieb er
stehen, um sich zu orientieren.
    Da hörte er Geräusche, die von der
Wiese kommen mussten, die zwischen ihm und dem Raunewald lag. Ihm wurde mulmig.
Er bückte sich hinter ein Gebüsch und wartete. Er hatte nun den Raunewald und
den davor aufragenden Turm gut im Blick. Zunächst geschah nichts, dann vernahm
er Schritte im Gras, die aus südlicher Richtung zu kommen schienen. Nun sah er
auch, wie sich die Halme nicht weit vor ihm zu bewegen begann, so als würde
etwas Kleines zielstrebig an ihm vorbei auf den Turm zulaufen. Zunächst dachte
er an ein Tier. Als es näher kam, konnte er jedoch einen Hut ausmachen, der
über den kniehohen Halmen auf und ab wippte, so als würde ein winzig kleiner
Wanderer dort vorüber laufen.
    Er hielt den Atem an und versuchte
durch das schützende Blattwerk zu erkennen, wie der Wanderer aussah, der nun
aus der Wiese heraus ins Freie auf das niedergedrückte Gras vor dem großen Turm
trat. Er erstarrte vor Schreck, als er die heruntergekommene, düstere Gestalt
des Irrgrim sah, der sich suchend umblickte. Der Zwerg hatte etwas Bedrohliches
an sich, ohne dass Aron genau fassen konnte, was genau an ihm bedrohlich war.
Irrgrim blickte sich zunächst mehrfach um, bis er entschied, vorsichtig in den
Turm hineinzugehen.
    Aron wartete. War es das, was Gott
ihm gesandt hatte? Schon einmal hatte der Herr seine Gebete erhört und ihm
einen Hirschen im richtigen Moment geschickt, der ihn geleitet hatte. Auch ihn
hatte Aron zunächst bedrohlich empfunden.
    Zögerlich machte er sich aus
seinem Versteck auf und schlich auf leisen Sohlen auf das Eingangstor zu. Er
blieb stehen und horchte, hörte aber nichts. Nach weiteren bangen Minuten
machte er ein paar unsichere Schritte in den Turm hinein.
    Seine Augen gewöhnten sich langsam
an die inzwischen weit fortgeschrittene Dunkelheit hier drinnen, und als er um
den in der Mitte aufgeschichteten Haufen herum ging und die kleine,
heruntergebrannte Feuerstelle an der gegenüber liegenden Wand in sein Blickfeld
kam, sah er den dreckigen, kleinen Mann davor hocken. Er war erstaunlich
winzig. Er würde ihm sicherlich im Stand gerade einmal bis an die Taille
reichen.
    Als er näher trat, drehte sich
dieser zu ihm herum und Aron erschrak bis in Mark und Bein. Der zerlumpte, kleine
Erdling hatte tiefliegende, bösartige Knopfaugen, verfilzte, dreckige Haare und
einen fürchterlich zerzausten Bart. Wie ein Raubtier zum Sprung bereit, hockte
er da und blickte ihn an, gerade so, als hätte er auf Aron höchst selbst
gewartet. Aron schrie, sprang zurück und rannte so schnell er konnte um den
Haufen herum zurück zur Türe. Doch der Zwerg war ebenfalls aufgesprungen und
war mit gespenstisch anmutender Schnelligkeit um die andere Seite des Haufens
gelaufen, um Aron den Weg nach draußen abzuschneiden.
    Aron bremste scharf ab, als der
Zwerg ihm den Weg versperrte, taumelte wieder zurück in die Halle hinein und
fiel geradewegs rücklings in den großen Haufen aus Ästen, Zweigen und
Baumstümpfen. Irrgrim lachte. Das Hemd über seiner Brust war zerrissen und im
Halbdunkel des Turmes war das pulsierende, blaue Licht in seiner Brust nun umso
besser erkennbar. Seine bläulich umspielten Gesichtszüge glichen denen eines
Dämons.
    Mit Schrecken blickte Aron durch
die offen stehende Türe nach draußen und erkannte, wie hinter dem schauerlichen
Winzling die nun rötliche Abendsonne in den Ästen des Raunewaldes zu versinken
begann. Seine Zeit lief ab und dies erschreckte ihn noch mehr, als der
bedrohliche Anblick des merkwürdigen Zwergs.
    Irrgrim schloss die Türe. Nun war
es fast ganz dunkel hier drinnen. Nur noch wenig Licht drang durch die Dachluke
über ihnen herein. Arons Blick saugte sich an dem blauen Licht der magischen
Pflanze fest, von dem eine ungeheure Boshaftigkeit auszugehen

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