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Die Kornmuhme (German Edition)

Die Kornmuhme (German Edition)

Titel: Die Kornmuhme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H. Schreiber
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und landete kraftlos im Gras.
    Er schnaubte und schimpfte noch
eine Weile vor sich hin, bis er sich langsam beruhigte. Dann schritt er grimmig
in den Turm hinein und blickte nach oben. Weit über ihm erhob sich das
Dachgebälk, und es war eine Luke zu sehen, durch die Licht drang, und die
erahnen ließ, wo sich die Decke des Turms befand. Aron verließ bei diesem
Anblick nun endgültig der Mut, und Tränen der Wut stiegen in seine Augen. Wie
konnte Zagel ihm eine solche Aufgabe stellen. Wo war die vielzitierte
Spielerehre des Zagels geblieben?
    Zwar ging dieser Turm nicht bis in
die Wolken, doch er war so breit und so hoch, dass Ansgars Gastwirtschaft
bestimmt siebenmal übereinander gestellt darin Platz gefunden hätte.
    >>Was ist das für eine
Aufgabe du Feigling!?<<, brüllte Aron und seine Stimme überschlug sich an
den Wände des Turms.
    Panik stieg in ihm auf. Wie ein
gehetztes Tier rannte er hinaus auf die Weide, blickte sich suchend um, nahm
Äste und Zweige, Blätter und Moos, und alles, was er finden konnte, alles was
auf dem Boden verteilt lag.
    Unzählige Male rannte er hinein
und hinaus und brachte, was seine Hände tragen konnten. Dann - er mochte nicht
zu sagen wie lange es gedauert hatte - als er wieder einmal in den Turm
hereingerannt kam, blieb er mit einem Mal schwer atmend stehen und ließ
entmutigt seine Arme sinken, so dass ihm das soeben Gesammelte entglitt und
geräuschvoll auf den Steinboden fiel. Er betrachtete das in der Mitte der Halle
kümmerlich wirkende Häufchen Unrat, das gerade einmal ihn selbst überragte.
Dann blickte er bis unter die Decke und ein Gefühl der Ohnmacht brach sich nun
Bahn.
    Er fiel auf die Knie und vergrub
sein Gesicht in den Handflächen. Er sah Ranja vor sich, und ihren hoffnungsvollen
Blick, er sah Reinulf und Lioba und den kleine David, der so auf ihren Plan
vertraut hatte. Wie naiv war er gewesen. Sie alle!
    >> Was bist du für ein
Feigling! << kreischte Aron verzweifelt in den Turm hinauf. Doch seine
Worte verhallten irgendwo über ihm. Zagel tiefes, dröhnendes Lachen rollte wie
zur Antwort die Wände herab, so als hockte er dort oben irgendwo unter dem
Dach, um sich köstlich über ihn zu amüsieren.
    Ein Scharlatan war dieser
Waldgeist, ein Dämon höchst selbst, wie alle aus seinem Geschlecht, dachte
Aron.
    Er fühlte deutlich, wie die
Hoffnung, die ihn all die Jahre getragen hatte, und die ihn hatte bis hierher
kommen lassen, in tausend Stücke zerbarst, und einer übermächtigen Verzweiflung
Platz machte. Wie von einem Schlag getroffen fiel er vornüber auf den
steinharten Boden. Er kauerte sich zusammen und krümmte sich stöhnend.
    Einige Stunden lag er so da auf
dem Boden des Turms und horchte nur seinem Atem, ließ seinen Tränen freien Lauf
und dachte an Ranja und seine Schwester, und all die anderen, die er so gerne
gerettet hätte. Alles woran er geglaubt hatte, jede Hoffnung war zerstört. Wie
konnte er so dumm gewesen sein? Hatte er sich wirklich angemaßt, zu glauben,
sie alle retten zu können? In welcher Welt hatte er gelebt? Seine naiven
Träumereien hatten Ranjas Familie das Leben gekostet, und nun würde auch er
hier sterben.
    Als es dunkler wurde, und das
Licht im Turm abnahm, drang ein Kichern aus der Turmspitze zu ihm herunter, um
ihn zu verspotten. Er fror, und seine Verzweiflung begann sich nun wieder in
Wut zu wandeln. Trotz stieg in ihm auf. Er riss sich zusammen, erhob sich
langsam, klaubte ein paar Zweige und Äste zusammen und stapelte sie zu einer
kleinen Feuerstelle in einer Ecke des Turms auf.
    An seinem Gürtel hing ein kleiner
Beutel. Er entnahm Zunderschwamm und Reisig, einen Feuerstein und den kleinen,
metallenen Schlagring, den Reinulf ihm einmal vermacht hatte. Er schlug
mehrfach auf den Stein bis ein Funke sich im Zunder verfing und blies solange,
bis das Reisig sich knisternd entzündete. Dann schob er das brennende
Zundernest unter die Zweige und bald loderte ein wärmendes, kleines Feuer vor
ihm auf, das ihm wohlige Wärme schenkte.
    Seine Gedanken kreisten und nahmen
Fahrt auf.  Er wird dir nicht eine Aufgabe stellen, die nicht lösbar ist, hörte
er sich zu sich selber sagen. Eine winzige Hoffnung begann nun wieder in ihm zu
keimen, ein letzter, verzweifelter Funken, den er versuchte, am Glimmen zu
halten. Er ging alles noch einmal durch, alles, was ihm einfiel.
    Aron, reiß dich zusammen, sei
schlau! Denkt nach! Er schrie sich im Geiste an, Ohrfeigte sich, lief im Kreis
und dachte so krampfhaft nach, dass die

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