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Die Kornmuhme (German Edition)

Die Kornmuhme (German Edition)

Titel: Die Kornmuhme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H. Schreiber
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entspannte er sich wieder. Nun
hatte er das erste Mal Gelegenheit einen Zwerg in Ruhe aus der Nähe zu
betrachten. Er hatte sich Zwerge schon irgendwie klein vorgestellt, aber dass
sie tatsächlich so klein waren, erstaunte ihn nun doch.
    Trotz seiner geringen Größe schien
der Erdling etwas Bedrohliches an sich zu haben. Nicht nur sein missmutiger
Blick stieß ihn ab. Die winzigen Gesichtszüge hatten etwas Dämonenhaftes.
Unsympathisch wirkten sie. Der Zwerg war in einen brokatbesetzten Umhang
gewickelt und hielt einen Stock über das Feuer, an dem eine winzige Keule mit
Fleisch hing. Neben ihm lagen Waffen, die so lächerlich klein wirkten, dass sie
vielleicht gerade dazu gereicht hätten, ein Kaninchen zu erlegen. Außerdem
stand neben dem Winzling eine merkwürdige Kugel, in der es bläulich schimmerte.
Seine Haut war perlmuttern, sein Bart weiß und gepflegt und teils zu Zöpfen
geflochten. Ein großer, rotbrauner Filzhut mit einer putzigen Spitze prangte
auf seinem Kopf, unter dessen Krempe wache Augen hervorblitzten.
     Sonnwin sagte solange nichts, bis
ihm Arons Blick unangenehm wurde. Der Mensch starrte ihn mit unverhohlener
Neugierde an.
    >>Aha! <<, stieß der
Zwerg mit vollem Mund hervor, schluckte den angefangen Brocken Fleisch herunter
und aß betont lässig weiter.
    >>Der Herr ist erwacht!
<<
    Aron suchte nach Worten, fand aber
zunächst keine. Sein Kopf arbeitet noch nicht einwandfrei, sondern fühlte sich
ganz im Gegenteil benebelt und dumpf an.
    >>Ich bin Sonnwin Baldur von
Runkel, Befreier Swartalfheims<<, begann der Zwerg mit schneidender
Stimme. >> Und du bist anscheinend der dumme Tölpel, den ich hier zu
treffen hatte, wie Zagel es mir aufgetragen hat. <<
    >>Äh…ja<<, antwortete
Aron zögerlich. Er hatte keinerlei Vorstellung, was geschehen war. Seine
Erinnerungen verließen ihn etwa an der Stelle, als er den Singsang der Lurley
vernommen hatte. Er blickte sich suchend um, verstand aber nicht ganz, wo er
sich befand. Sonnwin bemerkte das.
    >>Du bist auf der anderen
Seite des Flusses. Ich hab dich gerettet. << Den letzten Satz hatte der
Zwerg nicht ohne ein selbstgefälliges Grinsen ausgesprochen. >>Möchtest
du etwas Fleisch? <<
    Er reichte Aron einen zweiten Stock
mit einer winzigen, verschmorten Keule, die wohl schon eine ganze Weile über
dem Feuer gehangen hatte.
    >>Danke…<<, sagte Aron
zögerlich. >> Ich hab wirklich Hunger. Gibt es noch mehr? <<
    Sonnwin schnaubte. >>Pfft,
noch mehr...<<, echote er. >> Ich geb dir fast die Hälfte von
meinem ganzen Fang ab! <<
    Aron zog vor, den Zwerg nicht
weiter zu verärgern, und aß das zähe Fleisch. Es schmeckte erstaunlich gut,
obwohl es einen eher fremdartigen Geschmack an sich hatte. Arons Kleider waren
fast getrocknet, doch die Feuchtigkeit war ihm unangenehm. Er rückte noch näher
ans Feuer heran, um sich zu wärmen. Die Kälte war trotz der Fürsorge Sonnwins
tief in seine Knochen gekrochen. Er blickte sich suchend um, verstand aber
nicht so ganz, wo er sich befand. Er konnte das Wasser nicht mehr sehen.
Sonnwin bemerkte seinen Blick und sagte: >>Du bist auf der anderen Seite.
Du bist fast ertrunken. Ich habe dich gerettet. <<
    Sonnwin hoffte, dass wenn er es
vielleicht ein zweites Mal wiederholte, ihm vielleicht diesmal die ihm
gebührende Dankbarkeit entgegen gebracht würde.
    >>Äh, Danke! <<,
beeilte sich Aron zu sagen. >>Vielen Dank! Du hast mir das Leben
gerettet? <<
    >>Ja, ich habe dich mit
einem mächtigen Zauber vor dem Ertrinken bewahrt. Du Tölpel! Das ich
ausgerechnet mit einem Menschen dieses Abenteuer bestreiten muss, ist doch
wirklich nicht zu fassen. Ihr seid die dümmste Wesenheit, die auf der Erdkruste
herumkreucht. Naja, kein Wunder. Ihr seid ja schließlich auch aus dem Dreck
unter Ymirs Zehennägeln erschaffen worden. <<
    Ymir war der Sage nach der
Urriese, aus dem die Götter die ganze Welt geschaffen hatten.
    Aron schaute Sonnwin verdutzt an.
Dann platzte aus ihm ein schallendes Gelächter heraus. >>DAS ist es, was
man sich bei euch über den Anfang aller Zeiten erzählt?!<< Er lachte noch
einmal herzhaft. >>Also bei uns Menschen hört sich das aber ganz anders
an! <<
    Sonnwin lachte eitel und winkte
ab, rutschte jedoch ein wenig irritiert auf seinem Platz herum. Er hatte mit
allem gerechnet, aber nicht damit, dass die Menschen sogar so dumm waren, dass
sie nicht einmal über ihre eigene, erbärmliche Herkunft Bescheid wussten.
    >>Ja, natürlich! Wieso?
<<, patzte Sonnwin zurück.
    Er war aus irgendeinem ihm

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