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Die Kornmuhme (German Edition)

Die Kornmuhme (German Edition)

Titel: Die Kornmuhme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H. Schreiber
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sie ihr ein Zeichen geben sollte, wenn sie sie verstehen konnte, doch
Mara reagierte nicht.
    Ranja beugte sich zu der Alten
hinunter und hielt ihr Ohr direkt vor Maras Mund, um zu verstehen, was sie
murmelte - und erstarrte. Mara sprach in einer ihr völlig unbekannten Sprache.
Doch nicht was Mara sprach, ließ sie erschauern, sondern wie sie es tat! In
ihrer Stimme lag Hass und Abscheu, und manchmal grenzenlos boshafte Freude.
Ranja sprang auf, rannte aus dem Zimmer in ihre Kammer, schlug die Türe hinter
sich zu und verriegelte sie.
     
     

35
     
    Sie waren bei Sonnenaufgang
erwacht und hatten fröstelnd und schweigend ihre Sachen gepackt. Die Tiere
waren verschwunden. Trotzdem hatte Aron ein mulmiges Gefühl, als Sonnwin den
Schutzkreis auflöste. Das Feuer war erloschen, und Aron hatte noch ein wenig
auf der Glut herum getreten, bevor sie losgingen.
    Sonnwin hatte in der Nacht die
Karte studiert und ging nun sicheren Schrittes in westliche Richtung. Nach
mehrfachem Nachfragen erst erzählte er Aron, dass das Tagesziel der Syselwald
war. Er wollte sein Wissen nicht allzu gern teilen - das untergrub seine
Wichtigkeit bei dieser Mission. Schon nach wenigen Stunden erreichten sie ein
erstes Wirtshaus, das ein nahendes Dorf ankündigte. Aron hatte Hunger, und er
machte Sonnwin unmissverständlich klar, dass er keine Diskussion darüber
tolerieren würde, ob sie dort einkehrten.
    >>Zudem können wir fragen,
ob wir noch richtig sind, nach dem Weg fragen …<<, suchte Aron nach
Ausreden, während er fest entschlossen auf das windschiefe Häuschen zuschritt.
    >> Nach dem Weg
fragen…<<, keuchte Sonnenwind verächtlich, der mit seinen kurzen Beinen
schon den ganzen Morgen Mühe gehabt hatte, Aron zu folgen. Er blieb stehen.
    >> Wofür bin ich denn hier?
Ich weiß den Weg! Ohne mich wärst du völlig verloren. Du kannst ja nicht mal
den Stand der Sonne ablesen – bist noch nie herausgekommen aus deinem kleinen,
verdreckten Dorf. Du bist völlig unvorbereitet auf diese Reise gegangen, mit
ein paar mickrigen Silberunzen, die schnell ausgegeben sein werden. <<
    Aron warf ihm einen warnenden
Blick zu. Wenn er Hunger hatte, sollte man ihn besser nicht reizen. Außerdem
machte es ihn wütend, dass der Zwerg nicht verstanden zu haben schien, was Aron
ihm in der Nacht zuvor erzählt hatte. Sein Schicksal und das von Urmitz schien
dem Erdling vollkommen gleichgültig zu sein. Wieso half er ihm überhaupt? Weil
Zagel es ihm aufgetragen hatte?
    >>Ich mag nicht viel
Erfahrung haben<<, antwortete Aron gereizt, >> aber eines weiß ich.
Ich würde, wenn ich so alt wie du wäre, nicht so ein einfältiger Tor sein. Es
ist immer wichtig die Einheimischen nach der Umgebung zu fragen. Du kommst auch
nicht von hier, genauso wenig wie ich. Und genauso wie wir jedem, der nach
Urmitz kommt, gewisse Dinge raten, so müssen auch wir uns bei den Einheimischen
kundig machen.<<
    >>Reite doch ins nächst
gelegene Dorf und kaufe Proviant, ich warte hier <<, entgegnete Sonnwin.
>> Aber in eine Wirtschaft sollen wir einkehren! <<
    >>Hast du Angst? <<,
fragte Aron spöttisch.
    >>Angst? Ich? <<, der
Zwerg schrie nun fast.
    >>Also ich gehe jetzt da
hinein<<, schimpfte Aron mit aller Entschlossenheit und deutete auf die
Türe. >>Und dann werde ich ein vernünftiges warmes Mal zu mir nehmen. Danach
werden wir ins Dorf reiten und Proviant kaufen, basta! <<
    Sonnwin zeterte noch ein wenig
weiter, doch Aron ging geradewegs auf das vor ihnen liegende Haus zu. Unter dem
Türsturz hing ein in der Form eines Sterns geflochtenes Amulett aus Schafgarbe.
Aron hatte so etwas schon einmal gesehen. Es war dafür da, den Tod abzuhalten.
Die Pflanze hatte an ihren vielgliedrigen Blättern wiederum eine Vielzahl
weiterer, kleiner Blätterreihen. Es waren so viele, dass Aron sich fragte, ob
man sie überhaupt zählen konnte. Der Tod sollte, wenn er vorüber kam, seiner
Lieblingsbeschäftigung, eben dem Zählen, verfallen und darüber sein Vorhaben
vergessen, einen Bewohner dieses Hauses zu holen.
    Auch eine Menge anderer
Gegenstände hingen an der Türe. Schädel von Nagetieren, Sicheln, Nägel,
Hasenfüße und Federn. Anscheinend hatten die Besitzer der Schenke großen
Respekt vor magischen Wesen. Aber wer hatte das heutzutage nicht!
    Auch Sonnwin hatte großen Respekt
vor den Menschen, auch wenn er es nicht zugeben mochte, und es zudem völlig
unbegründet war. Außer ihrer Größe hatten sie ihm nämlich nichts
entgegenzusetzen. Er bebte vor Aufregung, als Aron die Tür

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