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Die Kornmuhme (German Edition)

Die Kornmuhme (German Edition)

Titel: Die Kornmuhme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H. Schreiber
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mit mir sprichst.
<<
    Sonnwin passte das alles nicht,
aber er hatte auch keine bessere Idee, und fügte sich in sein Schicksal. Und
Aron hatte auch keine Lust mehr, seine Zeit mit den Eitelkeiten des Zwergs zu
verschwenden. Er ignorierte dessen Gezeter. Aron wollte vor Anbruch der
Dunkelheit Hoxberg noch unbedingt erreichen.
    Nach einer weiteren Stunde
kreuzten erste Hoxberger ihren Weg, und ab und zu säumten kleinere Höfe den
Pfad, der den Berg hinauf mäanderte. Nur selten waren sie noch alleine. Einmal
jedoch, als sie um eine Kurve bogen und Sonnwin niemanden erspähte, lüftete er
seine Kapuze und knurrte Aron an.
    >>Wir können doch einfach
jemanden fragen, wo das Feld ist, wieso müssen wir denn in diese vermaledeite
Stadt? <<
    Ein Blick in Arons glühendes
Gesicht war jedoch Antwort genug.
    >>Denkst du, ich lass mir
das entgehen? <<, fragte dieser, stülpte Sonnwin die Kapuze wieder über
den Kopf und stapfte nun noch schneller voran. Der Weg wurde bald darauf zu
einer richtigen Straße, und jetzt befanden sie sich schon in einem Strom von
Menschen, die sich aus oder in die Stadt bewegten. Aron hatte eine befestigte
Straße zuvor noch nie gesehen, und war fasziniert über die saubere Arbeit der
Steinmetze und das Geräusch der Hand- und Pferdekarren, die mit ihren
hölzernen, kupferbeschlagenen Rädern über das Kopfsteinpflaster polterten.
Sonnwin zupfte an Arons Hemd und flüsterte etwas zu ihm hoch. Aron beugte sich
herab, um ihn besser verstehen zu können.
    >>Ob du auch findest, dass
die Hoxberger ein merkwürdiges Völkchen sind, habe ich gefragt<<,
flüsterte Sonnwin gereizt. Erst jetzt blickte sich Aron bewusst um und musterte
die Gesichter der Umhereilenden. Zunächst fiel ihm auf, dass sie alle lächelten.
Irgendetwas schien sie enorm zu erheitern, so als freuten sie sich auf etwas.
Dann bemerkte er ihre grauen Haare.
    Sie alle hatten graue Haare, sogar
die Kinder. Und auch ihre Gesichter waren gespenstisch blass. Ein kleiner Junge
lief vorbei. Aron hielt ihn am Ärmel fest, um ihn etwas zu fragen. Der Kleine
drehte sich blitzartig zu ihm um, und seine Gesichtszüge entglitten für den
Bruchteil einer Sekunde ins Boshafte. Wut blitzte in seinen Augen auf. Er riss
sich aus Arons Griff los. Aron schreckte vor der ungewohnt aggressiven Reaktion
des Kindes zurück und entfernte sich instinktiv ein paar Schritte von ihm. Der
Ausdruck wich jedoch in derselben Sekunde wieder aus dem Gesicht des Kindes und
verschwand hinter einem maskenhaften Lächeln.
     >>Ja? <<, fragte der
Junge freundlich.
    Aron war irritiert und suchte
zunächst nach Worten.
    >>Äh, … gibt es heute hier
etwas Besonderes oder warum seit ihr alle so vergnügt? <<, fragte er.
    >>Ja, wir Kinder dürfen
heute Nacht lange auf bleiben, denn es ist doch Sonnwendfest.<< Aron
erschrak. Sommeranfang! Im Syselwald hatte er das Zeitgefühl verloren. Der
Sommeranfang war da! Wie gut, dass er nicht in Urmitz war, in dieser Zeit.
Sofort dachte er jedoch an Ranja und hoffte, dass sie bei Mara gut geschützt
war. Erstaunlicherweise wurde die Sommersonnenwende in Hoxberg gefeiert,
anstatt, wie in Urmitz, gefürchtet.
    Aron blickte in die lachenden
Gesichter der Menschen um sie herum, und auf die prächtigen, farbig bemalten
Fassaden der Häuser. Er dachte das erste Mal mit Scham an Urmitz, an dieses
winzige, verdreckte Nest mit seinen nicht mal hundert Bewohnern. Graue,
windschiefe Hüttchen mit lehmigen Straßen, in denen die Pferdekarren an
regnerischen Tagen im Morast stecken blieben, und dessen oft von Armut und
Hunger geplagte Bewohner ihm nun auf einmal völlig hinterwäldlerisch,
verlottert und närrisch vorkamen.
    Sie liefen weiter, und Aron war
überwältigt von dem was er sah. Die Straßen wurden breiter und voller, die
Häuser höher und höher. Musik konnte man fast an jeder Ecke hören, denn so
mancher spielte eine Flöte oder Laute. Kaufleute boten lautstark ihre Ware
feil, Kinder tollten umher, Lampions wurden in die Fenster gehängt, und bald,
als der Abend dämmerte, leuchtete die ganze Stadt in pergamentbunten Farben.
Aus jeder Gasse strömte ein anderer, verführerischer Duft - sei es von Backwerk
oder Gebratenem. Mehrfach stockte Aron beim Anblick der immer größer werdenden
Gebäude der Atem, und auch Sonnwin war tief beeindruckt. Die Kinder bekamen für
eine Unze gezuckerte Äpfel, und die Leute schwenkten Fähnchen und sangen.
    Mitten in diesem Trubel ließ Aron
sich anstecken von der guten Laune und der ekstatischen Vorfreude

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