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Die Kornmuhme (German Edition)

Die Kornmuhme (German Edition)

Titel: Die Kornmuhme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H. Schreiber
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bekannt werden würde, dann konnten die Worte der
Nornen nur diese eine Bedeutung haben.
    Er legte sich entspannt ins Gras
und betrachtete zufrieden, wie das Fleisch über dem Feuer vor sich hin
schmorte. Aron sann ebenfalls nach, und auch er kam immer wieder nur zu diesem
einen Schluss. Eine letzte Hoffnung blieb in ihm jedoch, nämlich dass die
Nornen vielleicht nicht die Wahrheit gesprochen hatten. Wer konnte ihnen schon
trauen. Schließlich hatte Sonnwin gesagt, dass sie ebenfalls vom Volk der Hexen
abstammten. Warum sollten gerade sie die Wahrheit sprechen.
    Wie als Antwort auf Arons
Gedanken, sagte Sonnwin plötzlich: >>Die Nornen sind neutral, Aron. Sie
haben keinen Grund uns zu belügen. Sie werden alles überleben, sogar das Ende
dieser Welt. Denn würden sie sterben, so würde die Zeit stehen bleiben und das
wird niemals geschehen! Ihre Seelen befinden sich nicht auf dem Feld der Muhme.
Ihre Seelen sitzen tief in den Wurzeln Ygdrassils. Sie sind so zeitlos wie die
Weltenesche selbst. <<
    Aron schwieg. Er fühlte sich elend
und sehnte sich einfach weit fort von hier. Bald nach ihrem Mahl, von der
Mittagssonne gewärmt, schlief er ein. Nur kurz streifte ihn beim hinüberdämmern
der Gedanke, er könnte Ranja treffen, doch er hatte wenig Hoffnung. Sie war
bestimmt gerade im Stall und mistete aus. Sie musste sich fürchterliche Sorge
um ihn machen.
    Sonnwin legte sich eingerollt in
ein Erdloch unter einem Baum, nicht weit von ihrer Feuerstelle, und schlief
ebenfalls einen tiefen, erholsamen Schlaf.
     
     

Kampf
42
     
    Am Nachmittag machten sich Aron
und Sonnwin auf den Weg. Der Schlaf hatte ihnen gut getan, und nun trotteten
sie erfrischt aber immer noch etwas abwesend einen Wildwechsel entlang, der
zufällig in die Richtung führte, in die sie gehen mussten. Der Pfad
erleichterte ihnen das Laufen durch den nun wieder dichter werdenden Wald. Ab
und an blieben sie stehen und suchten Orientierung am Sonnenstand.
    Nach einigen Stunden erschienen
erste Händler, die vom Hoxberg herabkamen, mit großen Kiepen auf dem Rücken und
mit allerlei Waren beladen, die sie dort feilgeboten hatten. Andere stiegen den
Berg hinauf in die Stadt. Aron und Sonnwin überholten so Einige, die langsam
und nach Luft ringend den Aufstieg machten, oder erschöpft am Wegesrand eine
Rast einlegten. So viele Händler! Aron war fasziniert. Seine Aufregung wuchs
von Stunde zu Stunde. Hoxberg musste im Vergleich zu Urmitz gigantisch sein. Er
fragte Sonnwin, wie viele Einwohner Hoxberg haben mochte, und dieser murmelte
zurück, dass es sicherlich etwa an die Tausend sein mussten.
    >>Tausend! <<, rief
Aron erschrocken aus und blieb stehen.
    >>Tausend! <<,
wiederholte er dann noch einmal begeistert. So eine riesige Stadt hatte er noch
nie gesehen! So viele Menschen auf einem Fleck, das musste unglaublich sein!
    >>Ja… Tausend! <<,
schimpfte Sonnwin.
    >>Tausend stinkende,
unzivilisierte Tölpel wie du, und ich mitten drin!<<
    Er war nicht wirklich begeistert
darüber, dass sie geradewegs in diese riesengroße Menschenstadt
hineinmarschieren würden, in der sie ihn alle sicherlich angafften und
womöglich begrabschen, ja, ihn vielleicht sogar totschlagen würden - nur so aus
Spaß. In seinem Kopf entstand ein fürchterliches Szenario nach dem anderen, und
jedes war noch schlimmer als das vorhergehende.
    Auch Aron dachte darüber nach, wie
sie größere Tumulte vermeiden konnten. Die Händler hatten Sonnwin bis jetzt
keine Beachtung geschenkt. Er hatte sich seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen,
und wurde von ihnen vielleicht für ein Kind gehalten. So genau schauten sie
nicht hin, waren sie doch viel zu sehr mit ihrer Last und dem beschwerlichen
Aufstieg beschäftigt.
    Aron und Sonnwin schlugen sich
seitlich ins Gebüsch des nun immer breiter werdenden Weges. Aron leerte seinen
Rucksack und blickte Sonnwin auffordernd an.
    >>Da rein? Niemals!
<<, platzte es aus dem Winzling heraus. Er war puterrot vor Wut und
stampfte, die Hände zu Fäusten geballt, wie ein Kind auf dem Boden herum. Alles
Reden half nichts, ein Zwerg würde sich niemals von einem Menschen in die
Tasche stecken und herum tragen lassen. Das wäre unwürdig. Aron überlegte
weiter. Er nahm Sonnwins Waffen und steckte sie in seinen Rucksack.
    >>So! <<, sagte er.
Wenn du die Kapuze tief genug ins Gesicht ziehst, wird im Trubel vielleicht
wirklich Keiner auf dich Acht geben. Sie werden dich für ein Kind halten. Also behalte
deine Zunge im Zaum, dass sie nicht erschrecken, wenn du

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