Die Kraft der Mitfuehlenden Kommunikation
mit körperlicher und emotionaler Gewalt reagieren. 17
Ist Kritik überhaupt je sinnvoll?
Außer in ganz wenigen Fällen zeigen die Belege, dass Kritik nichts bringt, besonders in Paarbeziehungen. Kaum jemand erträgt kritische Worte, vor allem nicht von nahen Verwandten. 18 Wenn es bereits einen Konflikt in der Partnerschaft gibt, führt Kritik nur zu mehr Unzufriedenheit und größerer Belastung, 19 und wenn Sie eine Zunahme kritischer Bemerkungen feststellen, ist das ein sicheres Zeichen, dass die Beziehung in Gefahr gerät. 20
Man muss sich unbedingt klarmachen, dass die Toleranzschwelle für Kritik bei jedem Menschen unterschiedlich hoch ist. Manche überreagieren scheinbar auf Kritik, und das kann ein Hinweis auf eine verborgene Depression sein. 21 Andere sind sich gar nicht klar darüber, dass ihre Äußerungen für die meisten anderen Menschen eine Kritik darstellen, sie sind emotional einfach dickfelliger.
Negative oder schädliche Kritik ist genau das, was ihr Name besagt: Sie äußern einen Widerspruch oder eine Beschwerde, die im Grunde den Adressaten für unfähig oder böse erklärt, ohne etwas zur Lösung beizutragen. Negative Kritik ist ein direkter Vorbote partnerschaftlicher Zerwürfnisse und psychischer Erkrankungen, während konstruktive Kritik vom Adressaten nicht als negativ, kritisch oder abwertend empfunden wird. 22
Konstruktive Kritik erfordert, dass man von Beschwerden oder Ablehnungen Abstand nimmt. Bieten Sie stattdessen eine positive Alternative an, von der Sie glauben, dass Sie für alle Seiten Vorteile bringt. Sie können das Gespräch zum Beispiel so eröffnen: »Ihre Idee finde ich sehr interessant, aber darf ich trotzdem etwas anderes vorschlagen?« Eine solche Frage lädt zu einer positiven Antwort ein, und der Adressat dieser Worte wird meistens zustimmen. Wenn man Probleme so angeht, zeigt man seinen Respekt für die Meinung und das Verhalten des Gegenübers, selbst wenn sie von den eigenen grundsätzlich abweichen.
Kritik an anderen führt fast nie zu Kooperation und Vertrauen, aber das wirkliche Problem liegt im inneren Dialog des Alltagsbewusstseins, denn hier entspringt die Selbstkritik. Je selbstkritischer man ist, desto wahrscheinlicher verfällt man in Unsicherheit, 23 sodass es wichtig ist, diese Stimmen zu erkennen und um jeden Preis zum Schweigen zu bringen. Forschungen zeigen, dass die effektivste Strategie ist, sich selbst zu mögen und wertzuschätzen, sich zu akzeptieren und sich seine Fehler zu vergeben, aber man muss es täglich üben, wenn man die Macht der Selbstkritik auslöschen will. Die erste Priorität der Mitfühlenden Kommunikation ist, den eigenen inneren Stimmen beizubringen, dass sie miteinander auskommen.
Wer kommuniziert besser, Männer oder Frauen?
Männer und Frauen verarbeiten Sprache unterschiedlich, ihre Gehirne sind unterschiedlich groß, und die Neurochemie ist anders ausbalanciert, aber alle diese Unterschiede führen nicht zu großen Diskrepanzen in Verhalten, Gedächtnis, Kognition oder Sprachgewandtheit. 24 Männer und Frauen denken, fühlen und sprechen im Wesentlichen gleich. 25 Die Unterschiede, die wir trotzdem sehen, sind rein oberflächlich – kulturell konditioniert, durch Sozialisation in der Kindheit
und durch Vorurteile der Erwachsenen hervorgerufen. Jeder Mensch, ob männlich oder weiblich, hat eine eigene, individuelle Denkweise und Gefühlswelt, denn keine zwei menschlichen Gehirne sind gleich gebaut.
In einem Bericht der Smithsonian Institution heißt es, dass die angeblichen Unterschiede stark übertrieben werden: »Bei den meisten Tätigkeiten unseres Gehirns und die meiste Zeit über – wenn es um das Erkennen der Umgebung, die Ausrichtung der Aufmerksamkeit, das Aneignen neuer Kenntnisse, das Speichern von Erinnerungen, die Kommunikation (nein, Frauen reden nicht mehr als Männer) oder das Einschätzen von Emotionen (doch, Männer können das auch) geht – überschneiden die Fähigkeiten von Männern und Frauen sich fast vollständig und innerhalb des Normbereichs.« 26
Kapitel 11
Mitfühlende Kommunikation am Arbeitsplatz
Kommunikation am Arbeitsplatz ist entscheidend für den persönlichen wie unternehmerischen Erfolg und beginnt, sobald zwei Menschen einander ins Auge fassen. Im Berufsleben zählt der erste Eindruck. Kürzlich ergab eine Hirnscanstudie, dass man schon durch einen Blick ins Gesicht eines CEO erkennen kann, ob er oder sie vertrauenswürdig ist, gute Führungsqualitäten hat und das
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