Die Kraft der positiven Gefühle. Mit neuen Mentaltechniken innerlich frei werden
Befindlichkeit darstellt. [24]
Das Gefühl kann überall sein: bei der Vorstellung des Problems. Oder auch im gesamten Körper. Oder lokalisiert an einem Punkt, etwa im Kopf oder Brustraum.
Sollte Ihnen dieses subtilste Gefühl nicht sofort zugänglich sein, so wiederholen Sie den Vorgang. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit gegebenenfalls auf die „Leere“, falls Sie glauben, dass momentan nicht mehr zu erkennen ist.
3) Versuchen Sie nun in einem dritten Schritt des Focusing, diesem vagsten Gefühl oder der Leere einen Namen, eine Bezeichnung zu geben.
Richten Sie dazu Ihre Aufmerksamkeit auf die „Quelle Ihrer Gedanken und Gefühle“, auch wenn Sie anfangs nicht genau wissen sollten, was damit gemeint ist.
Versuchen Sie mehrere Benennungen, bis Sie den Eindruck haben, dies seien die richtigen Worte. Es kann sich dabei um ein einziges Wort, eine Wortfolge oder auch um ganze Sätze handeln. Beispiele: „Misstrauen“; „Misstrauische Haltung“; „Ich war misstrauisch.“ „Ich bin unentschlossen.“ Oder auch: „vor allem unangenehm“; „angenehm und zugleich unangenehm“.
Die zutreffende Bezeichnung ist daran zu erkennen, dass ein deutliches – manchmal allerdings auch ein nur gerade noch merkliches – Evidenzgefühl auftritt.
Auch ein kurzer Bliss („Glücksgefühl“, „Erleichterungsgefühl“) ist möglich, als habe sich etwas gelöst. Fühlen Sie dieses Gefühl gegebenenfalls in entspannter Haltung aus. Lassen Sie sich genügend Zeit dazu.
4) Versuchen Sie nun in einem vierten Schritt, den Vorgang zu wiederholen. Lassen Sie Ihre Aufmerksamkeit zwischen der Vergegenwärtigung des Problems und der Bezeichnung wechseln.
Keine überzeugende Benennung zu finden bedeutet nicht, dass Sie erfolglos waren. Auch die bloße, neutrale Betrachtung subtilster Gefühle hat bereits eine verändernde und therapeutische Wirkung, wie wir bei der Desensibilisierung gesehen haben. Manche inneren Dinge sind unaussprechlich oder werden erst später aussprechbar. Im Buddhismus ist das Verfahren seit langem bekannt. Man spricht davon, dass es oft genüge, ein Problem dreimal in neutral betrachtender Haltung wahrzunehmen, um es seiner mentalen Kraft zu berauben.
Gleichgültig, ob eine passende Bezeichnung gefunden wurde oder nicht, fahren Sie mit folgendem Schritt fort:
5) Achten Sie wie in den vorausgegangenen Übungen auf das, was sich an subtilsten Gefühlen, aber auch an Gedanken und Vorstellungen einstellt. Nehmen Sie dazu nach der Benennung wieder die Haltung des neutralen Beobachters ein. Lesen Sie in den anderen Übungen nach, wodurch diese Methode charakterisiert ist.
Wie in allen Techniken gilt auch hier wieder: Die Wirksamkeit der Methode nimmt mit der Aufrichtigkeit Ihrer zulassenden, neutralen Betrachtung zu. Man kann sich leicht etwas vormachen, gerade auch nonverbal, also ohne Worte. Setzen Sie Ihr Gespür ein. Achten Sie auf Ihre feinsten Regungen.
Lassen Sie die Übung wie immer mit einer Ruhephase von etwa zwei Minuten ausklingen, in der Sie die Augen geschlossen halten und nichts tun.
Stehen Sie nicht unmittelbar danach auf. Reden Sie nicht, werden Sie nicht sofort aktiv, denn das könnte die Wirksamkeit beeinträchtigen. Bleiben Sie noch einige Zeit mit geöffneten Augen sitzen, bis Sie den Eindruck haben, der innere Prozess habe sich genügend „gesetzt“.
Kurzform:
Bequem sitzen oder liegen mit geschlos senen Augen; etwa eine halbe Minute alle Wahrnehmungen zulassen.
Alternativ: Entspannungstechnik vorschalten, z.B. zwanzig Minuten Wortklangmeditation.
Ein Problem oder allgemeines Problemgefühl vergegenwärtigen.
Aufmerksamkeit bevorzugt auf den feinsten, subtilsten Gefühlsaspekt des Problems lenken, gleichgültig ob deutlich oder vage, angenehm oder unangenehm. Neutral betrachtend zulassen.
Problem mit wenigen Worten benennen. Gegebenenfalls mehrere Formulierungsversuche.
Eventuelles Bliss- oder Evidenzgefühl bei „richtiger“ Benennung „ausfühlen“.
Gefühlsbetrachtung bei Problemvergegenwärtigung und anschließendes Benennen einige Male wiederholen.
Zustand nach der Benennung jeweils als neutraler Beobachter wahrnehmen.
Ausklangphase I: etwa zwei Minuten ruhiges Dasitzen mit geschlossenen Augen.
Ausklangphase II: ruhiges Dasitzen mit geöffneten Augen.
Wirkung
Auch mit dieser M ethode lassen sich sehr wirksam verschiedenste mentale Schwierigkeiten behandeln.
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