Die Kraft der positiven Gefühle. Mit neuen Mentaltechniken innerlich frei werden
Focusing wirkt vor allem bei Problemen, die nur in geringerem Maße bewusst sind oder an den Rand des Bewusstseins gedrängt wurden, z.B. uneingestandene Minderwertigkeitsgefühle.
Mit dem Bliss oder dem Evidenzgefühl bei der Benennung verliert das Problem oft seine emotionale Dynamik und Bedeutung. Es erscheint weniger bedrängend, weniger wichtig. Dieser Effekt verstärkt und stabilisiert sich, je öfter Sie üben.
Focusing kann als Fortsetzung und Erweiterung der Problem-Desensibilisierung verstanden werden: In der Desensibilisierung wird die Aufmerksamkeit auf das unangenehme oder angenehme Gefühl gelenkt. Beim Focusing benennen wir genauer die Bedeutung des Problems.
Vermischen Sie jedoch beide Techniken nicht, sondern üben Sie Problem-Desensibilisierung und Focusing gegebenenfalls in separaten Arbeitsgängen, um die jeweilige Wirkung voll zur Entfaltung kommen zu lassen.
Da Gefühle und Gedanken das Material unserer mentalen Konflikte bilden, erscheint es nicht weiter verwunderlich, dass sich beide Techniken ergänzen.
Focusing ist auch ein ausgezeichnetes Instrument, um den Erfolg anderer Techniken wie der Desensibilisierung, des Gedankensetzens und der Ja-Nein-Technik zu überprüfen.
Dabei lenken Sie die Aufmerksamkeit auf Ihre bereits geleistete Bearbeitung des Problems – d.h., Sie vergegenwärtigen sich Ihre Übung oder das Resultat, indem Sie einfach „pauschal“ daran denken, ohne deswegen noch einmal in Details zu gehen – und versuchen, die sich daraufhin einstellenden subtilsten Gefühle zu benennen. Das Aussprechen – die begriffliche Symbolisierung – verschafft Ihnen Klarheit darüber, worum es sich handelt und wie Ihre Situation verstanden werden kann.
Lesen Sie in Kapitel 22, „Focusing B“, welche Feinheiten und Erweiterungen die Wirkung dieser Methode verstärken und wie sie entstanden ist.
9 Entspannung als Grundlage mentaler Techniken
Aus der Verhaltenstherapie, dem Autogenen Training, den Yoga-Meditationen oder der Transzendentalen Meditation ist seit langem bekannt, dass Desensibilisierung und formelhafte Vorsätze am besten in tiefer Entspannung wirken.
Die Verhaltenstherapie nutzt die Methode der Desensibilisierung, bei der Ängste und Phobien verlernt und ausgeschliffen werden, indem kleine Portionen von Angst in tiefer Entspannung – beispielsweise durch Progressive Muskelentspannung – wahrgenommen werden.
Wichtigstes Prinzip ist dabei die duale (bzw. wechselnde) Wahrnehmung des Übenden von sich selbst in entspanntem Zustand mit einer neutralen, zulassenden Betrachtung der angstauslösenden Situation oder des Angstgefühls. Angst soll immer bis nach ihrem Höhepunkt „ausgefühlt“ werden.
Verstärkt wird dieses Wirkprinzip durch ein klareres Verständnis der Gefühle: nämlich dass Gefühle, Affekte, Emotionen und Stimmungen sich vor allem durch ihr Angenehm- und Unangenehmsein auszeichnen, dass sie nicht notwendig zur Sache gehören, sondern ihre Verbindung erlernt wurde und auch wieder verlernbar ist.
Entspannung und neutrale Wahrnehmung des Problems oder auch einfaches akzeptierendes „Mitlaufenlassen“ führen meist automatisch zum Abbau der Angst.
Umgekehrt führt bewusstes oder auch unbewusstes Vermeidenwollen der Angst fast zwangsläufig zur Verstärkung. Unbedingtes Vermeiden gehört wesentlich mit zur Konditionierung, bei der eine Phobie überhaupt erst entwickelt bzw. fixiert wird.
Dieses Prinzip lässt sich auch auf andere Arten von negativen Gefühlen anwenden!
Alle hier angebotenen Übungen gehen daher von einem entspannten Zustand aus, bei dem wir auf unkonzentrative Weise gesammelt sind und uns nicht in Gedanken verlieren. Sollte tiefe Entspannung nicht ohne weiteres erreichbar sein, ist es sinnvoll, den einzelnen Mentaltechniken eine entsprechende Entspannungsphase vorzuschalten.
Eine vorgeschaltete Entspannungstechnik erhöht fast immer die Wirksamkeit von Mentaltechniken.
Bei der Problem-Desensibilisierung ist es immer ratsam, eine Entspannungstechnik vorzuschalten, weil meist nur so das Gegenüber von tiefer Entspannung einerseits und Wahrnehmung des negativen Gefühls andererseits erreicht wird, durch das unerwünschte Gefühle im Sinne der Verhaltenstherapie ausgeschliffen werden.
Sie können selbst wählen, welche Entspannungsmethode Sie einsetzen. Die Wirkung ist jeweils sehr ähnlich, und die Unterschiede sind geringer als die Gemeinsamkeiten,
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