Die Kraft der positiven Gefühle. Mit neuen Mentaltechniken innerlich frei werden
könnte man in einem unendlichen Regress immer weiterfragen, warum etwas ein Wert ist.
Die Philosophie der Emotionalen Intelligenz macht daher geltend, dass ausschließlich Gefühle emotionale Lebensqualität begründen können – wobei sich ihr Wert in völliger Evidenz an sich selbst und durch sich selbst zeigt.
Unser Lebenszweck ist die Positivität des Fühlens in den zahlreichen Verbindungen, die solche Gefühle mit den Objekten unserer Erfahrung eingehen.
Einem Bewusstsein, dem eine Fülle von verschiedensten Werterfahrungen durch positive Gefühle zugänglich ist – wie Schönheit, Unterhaltung, Erfolg, Kunst, Kultur, wissenschaftliche Erkenntnis, Fürsorge, soziales Engagement, Wohlbefinden, Humor, Liebe, Sex, Genuss, Ästhetik, Zufriedenheit, Freude, Witz, Glück, Selbsterkenntnis, Selbstentfaltung –, stellt sich die Frage nach einem angeblich durch die Evolution (oder auch durch Politik, Gesellschaft, Ideologien und Religion) bedingten Lebenszweck gar nicht ernsthaft. Der Mensch findet seinen Sinn in den Werterfahrungen durch Gefühle. [33]
Dies in allen Lebens bereichen nachzuweisen, ist eine der großen Leistungen der Psychologie und Philosophie der Emotionalen Intelligenz.
Es lässt sich zeigen, dass Bewusstseinsveränderung in Richtung auf mehr Positivität und weniger Negativität dann am effektivsten ist, wenn solche elementaren Einsichten dem Übenden genügend bewusst geworden sind.
Folgerichtig streben auch mentale Techniken zur Problembewältigung und Selbstmotivation wie Desensibilisierung, Gedankensetzen, Ja-Nein-Technik und Focusing keinen weltfremden oder von außen gesetzten Lebenszweck an, sondern arbeiten unserem mentalen Hauptprinzip zu: dem Positiv- und Negativsein der Gefühle. Was darunter genau zu verstehen ist, erfahren Sie im nächsten Kapitel.
12 Psychologie und Philoso phie der Emotionalen Intelligenz an Beispielen
Stellen Sie sich vor, Sie wären unermesslich reich und befänden sich auf Ihrer Luxusyacht in der Karibik, von guten Freunden und interessanten Menschen umgeben (falls Sie Wert auf Gesellschaft legen). Das Wasser ist blaugrün, das Wetter ausgezeichnet. Die Landschaft bietet alle Reize, die man sich nur ausmalen kann. Ihre Geschäfte in der New Yorker Wallstreet gehen hervorragend. Die politischen Verhältnisse sind ebenfalls günstig, und Sie selbst fühlen sich körperlich gesund.
Wie die allgemeine Lebenserfahrung zeigt, garantieren Ihnen solche optimalen äußeren Bedingungen noch keineswegs, dass Sie deswegen auch glücklich und zufrieden sind oder wenigstens ausgeglichener Stimmung. Das alles könnte längst seinen Reiz für Sie verloren haben und Ihnen nur noch wenig bedeuten. Vielleicht fühlen Sie sich sogar trotz Ihres Reichtums gelangweilt?
Vielleicht sagen Sie: „Ich habe allen Grund, zufrieden zu sein. Ich habe alles erreicht im Leben, was ich erreichen wollte – aber ich bin trotzdem nicht glücklich.“
Was dann fehlt, ist offenkundig die positive Antwort des Gefühls. Denn Gefühle sind nun einmal kontingent , sie gehören nicht notwendig zur Sache oder Situation. Sie lassen sich nicht einfordern. Als Mensch haben wir leider keinen „Rechtsanspruch“ darauf. Kontingent bedeutet: nicht logisch notwendig. Gefühle mögen ihre Ursachen haben, und in diesem Sinne sind sie notwendige Folgen ihrer Ursachen. [34]
Eine der wichtigsten Ein sichten der Philosophie der Emotionalen Intelligenz lautet daher: Das Gefühl ist ein selbständiger subjektiver Faktor des Erlebens, der nicht zwingend zu anderen Erfahrungen, gleich welcher Art, gehört oder gemeinsam mit ihnen auftreten muss.
Es mag also Gründe für Ihre Unzufriedenheit oder Ihren Überdruss geben. Und vielleicht lassen sich diese Gründe sogar erkennen und beseitigen. Aber es ändert nichts daran, dass Gefühl und Situation nicht prinzipiell übereinstimmen müssen.
Gefühle treten auch mit einer gewissen Regelmäßigkeit und Wahrscheinlichkeit auf. Dabei mag der Grund für unsere Gefühle durchaus im Objekt liegen, weswegen es in gewissen Grenzen möglich ist, von „ästhetischen Gesetzen“ zu reden. Schönheit liegt einerseits in der Sache – ein faltiges Gesicht mit Narben und Hautunreinheiten wird kaum als schön empfunden –, das eigentliche Erlebnis von Schönheit entsteht aber erst durch die Verbindung von Gefühl und Objekt. [35]
Die ses Zusammengehen ist bei vielen Menschen ähnlich und regelhaft. Deshalb sind
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