Die Kraft der positiven Gefühle. Mit neuen Mentaltechniken innerlich frei werden
Gefühlsantworten über weite Strecken vorhersagbar – jedoch eben nicht mit letzter Sicherheit, nicht ausschließlich. [36]
Es macht keinen Sinn zu sa gen: Früher hat mich das alles begeistert. Früher war ich glücklich und zufrieden, früher fand ich dies oder das schön – deshalb müssen gleiche Lebensumstände und gleiche Objekte auch gleiche Gefühlsantworten hervorrufen! Sie müssen es nicht – und man darf deshalb allenfalls darauf hoffen .
Reichtum, Schönheit, Gesundheit usw. – kurz: optimale äußere Lebensumstände – garantieren also nicht zwingend positive Gefühle. Doch positive Gefühle sind unentbehrlich für echte Werterfahrungen. Sonst handelt es sich nur um Wertbekundungen, um Äußerungen, Meinungen.
Verstehen Sie mich nicht falsch: Reichtum, Wohlstand, Schönheit usw. begründen sehr häufig positive emotionale Erfahrungen. Aber eben nicht notwendigerweise. Ohne positive, angenehme, attraktive, lustbetonte Gefühle – ohne die „Gefühlsbrille“, durch die wir die Welt wahrnehmen – wird keine emotionale Lebensqualität erfahren. Und ohne Lebensqualität ist das Leben nichts weiter als eine Folge neutraler Ereignisse.
Um das zu ändern, reicht es meist auch nicht aus, an unsere eigene Zufriedenheit zu appellieren und uns „glücklich zu denken“. So, als müssten wir uns nur die guten – weil gewohnten – Gründe für unsere positiven Gefühle vor Augen führen, dann erlebten wir diese Gefühle auch bereits. Das mag manchmal funktionieren, aber eben wiederum nicht zwangsläufig.
Sie mögen vielleicht denken: „Das Leben ist wundervoll!“ Oder: „Phantastisch, dass ich kein armer Schlucker, sondern Milliardär bin!“ Doch sind mit diesen Werturteilen nicht die entsprechenden positiven Gefühle, Stimmungen und Emotionen verbunden, dann handelt es sich um nichts anderes als „leeres Gerede“.
Dasselbe gilt umgekehrt auch für negative Werturteile. Wenn Sie z.B. denken: „Das Leben ist traurig!“ – und dies durchaus ernst meinen –, so bedeutet es noch nicht zwangsläufig, dass Sie dabei auch ein Gefühl von Traurigkeit empfinden. Das liegt daran, dass das gedankliche oder begriffliche Urteil nicht einfach mit dem Gefühl gleichgesetzt werden kann.
Das eine ist das Erfassen einer Bedeutung, eines Sachverhalts, das andere ein tatsächlich erlebtes Gefühl. Es mag sein, dass Sie das Gefühl der Traurigkeit empfinden, wenn Sie „Das Leben ist traurig!“ denken, aber eben zusätzlich zur erfassten Bedeutung.
Sie sollten daher möglichst bald den wichtigsten „generalisierenden Gedankenschritt“ Ihres Lebens tun und im VIELEN aller Lebenserfahrungen DAS EINE erkennen – nämlich unser mentales Hauptprinzip der Werterfahrungen . Dazu ist es erforderlich, theoretisch und praktisch vor allem dreierlei für sich selbst zu entdecken:
1. dass ausschließlich Angenehmsein und Unangenehmsein (Attraktivsein, Unattraktivsein) von Gefühlen, Emotionen, Stimmungen, Affekten und Wert- und Sinnerfahrungen das Wertvollsein unserer Lebenserfahrungen begründen (gedachte Werte sind eben nur gedachte Werte).
2. dass diese beiden Momente in einer Vielzahl von so unterschiedlichen Erfahrungen wie Freude, Schönheit, leiblicher Genuss, Witz, Wohlgeschmack, gute Laune, Orgasmus, Anmut, Zufriedenheit, Begeisterung, Glück, Hochgefühl, Entzücken, Unterhaltung einerseits und Trauer, Kummer, Unwohlsein, Panik, Sodbrennen, Melancholie, Ärger, Eifersucht, Hautjucken, Angst, Befangenheit, Depression, Sorge, Lampenfieber, Unzufriedenheit, Kopfschmerz, schlechte Laune andererseits immer dasselbe sind: entweder positive (attraktive, lustbetonte, angenehme) Gefühlstönungen oder negative (unattraktive, unlustbetonte, unangenehme, schmerzhafte) Gefühlstönungen.
Gefühle können darüber hinaus noch weitere Tönungen haben, wie z.B. das Unheimliche, Fröhliche, Lustige, Melancholische, Bedrohliche. Aber für unser Leiden und Glück und unser Wohlbefinden sind offenbar Angenehm- und Unangenehmsein zuständig.
Fehlt dieses – bei aller übrigen Verschiedenartigkeit der Erlebnisse – gleiche Erfahrungsmoment, dann ist unsere Erfahrung auch nicht werthaft.
3. dass Erfahrungen, die keinerlei Bezug zu Gefühlen haben, leere Erlebnisse ohne emotionale Qualität sind. Es sind Erfahrungen, die Ihnen letztlich wenig bedeuten, die Ihnen gleichgültig sind, es sei denn, Sie hängen fixen Ideen an und bewegen sich in Gedankenkäfigen, in
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