Die Kraft der positiven Gefühle. Mit neuen Mentaltechniken innerlich frei werden
lernen und sich entwickeln können, um in eine neue, flexiblere, bewusstere und für freie Entscheidungen offenere Haltung zu gelangen.
„Störfaktoren“ können hier also die Funktion von „Entwicklungsfaktoren“ haben, vorausgesetzt, wir verstehen das Prinzip innerer Veränderung. Nehmen wir sie an, gehen wir mit ihnen auf neue Weise um, gelangen wir leichter zu einem positiv veränderten Bewusstsein.
Lehnen wir sie dagegen ab, verdrängen wir Negativität wie so oft und blicken lieber weg, dann stagniert in dieser Beziehung auch unsere Bewusstseinsentwicklung. Und da das wesentliche Moment des Störfaktors letztlich das unangenehme oder auch angenehme Gefühlsmoment ist, verharren wir weiter in der Verhaftung, in der Bindung an Wertgefühle, die uns wie Marionetten manipulieren.
Unsere Reaktion auf das individuelle Problem des einzelnen Störfaktors tendiert dann dazu, allgemein zu werden. Wir drohen das gleiche Verhalten auf andere Probleme zu übertragen.
Anders ausgedrückt: Ge nauso wie wir den Störfaktor in der Meditation zu vermeiden trachten, anstatt mit ihm in bewusster, zulassender, desensibilisierender, loslassender Weise umzugehen, so tendieren wir dann auch im Alltag dazu, unsere Probleme rigide, stereotyp und unflexibel zu behandeln.
INFO 12
Wie wirken Wor tklänge?
Wieso wirkt ein bedeutungsloser Wortklang? Wortklänge wirken einerseits durch ihre Lautform . Diese Wirkung ist besonders bei neuen Wortklängen ausgeprägt. [75] Wortklänge wirken im wesentlichen auch durch die Regel , wie sie angewendet werden: zulassend, indem sie sich ihre Form und Deutlichkeit und den Rhythmus ihrer Wiederholungen „selbst“ suchen.
Wortklänge wirken dadurch, dass sie auf sanfte Weise zentrieren und die Aufmerksamkeit in die eigene Mitte lenken.
Eine weitere, wichtige Funktion [76] spielt oft erst mit zunehmender Übung eine Rolle: Wortklänge wirken in gewisser Weise wie Koans.
Ein Koan dient im Zen dazu, die Aufmerksamkeit ins „Leere“ zu führen. Auf das Koan: „Wie klingt das Klatschen einer Hand?“ kann es keine rationale Antwort geben, denn eine Hand allein „klatscht“ nicht.
Rationale Antworten, Imaginationen, Assoziationen würden dazu führen, dass unsere Aufmerksamkeit in Gedanken verhaftet bleibt. Nun denken, fühlen und imaginieren wir, solange wir leben.
Aber durch die Tendenz des Koans, ins Leere zu führen, mag es einen Augenblick geben, in dem die Aufmerksamkeit „bei sich selbst“ anlangt. Nennen wir es das „Nichts“, obwohl das psychologisch gesehen ein problematischer Begriff sein mag. Nennen wir es die „Abwesenheit aller weiteren Wahrnehmungen“, und sei es nur für einen Sekundenbruchteil.
Es ist ein Augenblick, in dem das Bewusstsein „wesentlich“ wird, bei dem man den Eindruck hat, in eine mentale Dimension zu gelangen, die unsere eigentliche Bestimmung ist.
Die Bezeichnungen für diesen Zustand differieren und sind gefärbt durch die jeweilige Weltanschauung und Erwartungshaltung: Satori, Nirwana, Einheit mit oder Nähe zu Gott, „Gipfelerfahrungen“, Transzendieren, „ruhevolle Wachheit“, Umschaltung, Entspannung, „Zentrierung auf das Selbst“.
In ähnlicher Weise kann uns auch der Wortklang zu uns selbst führen. Da Wortklänge – anders als Mantras beim Yoga oder im Veda und Hinduismus, wo es sich um Namen und Anrufungen von Gottheiten handelt – keine Bedeutung haben, werden Interpretationen, Imaginationen und Assoziationen vermindert.
Ist der Wortklang angenehm, dann ist auch die Ausrichtung der Aufmerksamkeit mühelos.
Ist der Wortklang jedoch unangenehm, dann stößt das Bewusstsein auf einen Widerstand: die Monotonie, die Langeweile, das Unbehagen.
An dieser Stelle gelangen wir an eine innere Weggabelung: Wir geben auf oder nehmen hin, dass der Wortklang diesmal – wie man als Anfänger leicht glaubt – „keine Wirkung“ hat, und vertagen unsere Hoffnung auf die nächste Sitzung.
Oder aber wir erkennen, dass es genau dieser Widerstand ist, der uns in anderen Situationen scheitern lässt: die Bindung an das Angenehm- und Unangenehmsein der Gefühle.
Indem wir nun zulassen, uns desensibilisieren, uns distanzieren und abkoppeln, indem wir annehmen, was das momentane Spiegelbild unseres Bewusstseins ist, ohne zu resignieren, ohne zu erlahmen, ohne abzuwerten, verändert sich auch das Bewusstsein und wird oft in einem momentanen Durchbruch wie beim Koan
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