Die Kraft gelebter Gegenwart
meinen törichten und arroganten Feldzug zur Heilung der Welt einzustellen, begann ich, aus der Grube des »verwundeten Heilers« herauszukrabbeln. Ich sah in den Spiegel und erkannte deutlich, dass mein Leben an einem dünnen Faden hing und jede weitere Arroganz diesen dünnen Faden durchtrennen konnte. Ich erkannte, dass ich nicht in der Lage war, irgendeine andere Person zu heilen, und ich musste zugeben, dass niemand in meiner Welt die Heilung dringender nötig hatte als ich selbst.
Wie immer spielte die Welt die Rolle meines vertrauten und gehorsamen Spiegels. Solange ich davon überzeugt war, dass die Welt meine Hilfe brauchte, spiegelte sie mir diese Täuschung. Sie rief aus jedem Winkel nach meiner Unterstützung. Sie überwältigte mich mit ihren mitleidserregenden Hilferufen. Jammer und Elend hatten kein Ende. Aber in dem Augenblick, in dem ich erkannte, dass tatsächlich ich die Hilfe nötig hatte, und meinen Stolz und meinen Hochmut lange genug zurückstellte, um um Hilfe zu bitten, bekam ich auf vielfältige Weise authentische Unterstützung, die mir aus meiner Grube der Selbstherrlichkeit heraushalf. Erst dann zeigte mir meine Welt weise Lehrer, die mir offenbarten, wie ich mich selbst nähren, anleiten, heilen und unterrichten konnte. Alle diese Lehrer vermittelten mir ihre Lektion für mich und verschwanden dann so rasch, wie sie gekommen waren, damit ich nicht von ihnen abhängig werden konnte. Sie zeigten mir die Aufgabe, überließen es aber mir allein, sie auszuführen. Da war kein Auffangen. Keine Einmischung. Sie breiteten liebevoll ihre Lektion vor mir aus und traten dann leise zurück, sodass jede Entscheidung allein von mir getroffen wurde. Sie traten ohne Mitleid oder Verständnis an mich heran und gingen ohne Sorge. Sie boten mir authentische Selbststärkung an und wollten nichts dafür.
Das wurde zur Grundlage meiner Herangehensweise an und die Entwicklung von The Presence Process. Ab dem Augenblick, in dem ich mich zur Unterstützung dieser Reise bereiterklärte, war ich nichts mehr als ein bereitwilliger Studierender des Bewusstseins im gegenwärtigen Augenblick. Ich bin kein Lehrer. Ich bin ein williger, aber mittelmäßiger Schüler. – Jetzt weiß ich das. Es ist unsere gemeinsame Präsenz, die für jegliche Errungenschaften verantwortlich ist, die nun meine Erfahrung schmücken.
Ich habe mich sehr bemüht, die Tür meines Herzens und meines mentalen Körpers offenzuhalten, damit andere Menschen weiterhin meine Lehrer sein können. In der Tat war jeder, der gekommen ist, um diesen Prozess unter meiner persönlichen Anleitung zu durchlaufen, mein Lehrer. All diese Menschen kamen und haben mir ihre Lehre zu Füßen gelegt. Durch ihre Bereitschaft, ihre Erfahrung des Bewusstseins im gegenwärtigen Augenblick zu aktivieren, haben sie die Integrität dieses Prozesses gefestigt. Oberflächlich betrachtet scheint es, als hätte ich die Moderation für sie gemacht und den Prozess gestaltet, aber so war das nicht. Ich war bereit zu entdecken, wie sich das Bewusstsein im gegenwärtigen Augenblick durch den Aufbau einer authentischen Beziehung zu unserer gemeinsamen Präsenz effizient aktivieren lässt – und sie sind gekommen, von der Präsenz geschickt, um mir den Weg zu zeigen.
So gesehen hat jede Person, die diesen Prozess durchlaufen und mir gestattet hat, dabei als Moderator zu dienen, das Schreiben dieses Buches ermöglicht. Sie sind und bleiben die wahren Helden in diesem Unterfangen. Dieses Buch ist ein Geschenk, das durch jeden Einzelnen von ihnen in Ihre Hand gelegt wird. Keinen Augenblick lang glaube ich, dass ich sie von irgendetwas geheilt habe. Ich habe zu jedem Zeitpunkt versucht, mir in meinem Herzen darüber klar zu sein, dass ich meine eigene Erfahrung integriert habe und dabei so viel wie möglich über das Bewusstsein im gegenwärtigen Augenblick gelernt habe, indem ich die beobachtete und auf sie hörte, die zu mir gekommen sind, um mir zu zeigen, wie sich dieser Prozess weiter verbessern lässt. Das Leben ist mein Lehrer, und ich bin sein Schüler.
Heute benutze ich, wie ich bereits gesagt habe, auch nicht mehr den Begriff »Heilung«. Ich bevorzuge den Begriff »Integration«. Ich könnte mich niemals, unter keinen Umständen, wohl damit fühlen, als »Heiler« bezeichnet zu werden. Wenn eine Bezeichnung für meine Aktivität vergeben werden muss, bevorzuge ich jedoch »Integrationist.«
Der Prozess, den wir The Presence Process nennen, hat sich entwickelt –
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