Die Kraft gelebter Gegenwart
Aktivitäten: das Weitergeben von Informationen an Leute, die während ihrer Abwesenheit zu Besuch kommen wollen. Aber es wäre lächerlich, wenn diese Freundin Sie bei ihrer Abreise bitten würde: »Kannst du bitte für mich fühlen, während ich nicht da bin?«
Wir sind eingeladen, in Betracht zu ziehen, dass unser eingeschränkter Erfolg bei der Integration von Schmerz und Unbehagen in der Vergangenheit damit zu tun hat, dass es nicht möglich ist, dass unsere Erfahrungen durch die Aufmerksamkeit einer anderen Person für uns integriert werden. Da es unsere Erfahrung ist, die mit Unbehagen behaftet ist, müssen wir unsere Aufmerksamkeit einsetzen, um die Integration zu erzielen.
Alle, die ihre Reise durch die menschliche Erfahrung gemeistert haben, berichten, dass in jedem von uns eine direkte Verbindung zum kreativen Prinzip, das wir als unsere gemeinsame Quelle betrachten, vorhanden ist. Wenn wir in der Lage sind, dies auf einer bestimmten Ebene zu akzeptieren, wenn auch zunächst nur als ein Konzept, öffnen wir uns für die Möglichkeit, dass unsere direkte Verbindung zur vertrauten Präsenz und die unbegrenzten integrativen Möglichkeiten dieses gemeinsamen, kreativen Prinzips in unserer eigenen, bewusst genutzten Aufmerksamkeit verborgen liegt.
Die Möglichkeiten, die in dieser Erkenntnis liegen, sind jedoch nur mentale Übungen, solange sie nicht auf der Erfahrungsebene erforscht werden. Diese Erkundung geschieht dadurch, dass wir beschließen, unsere Erfahrungen von Schmerz und Unbehagen zu integrieren, indem wir ihnen unsere bewusste Aufmerksamkeit schenken. Unsere Erfahrung im gegenwärtigen Augenblick wird also zum Versuchslabor für unsere Forschungen.
In The Presence Process nutzen wir gezielt die 15 Minuten unserer Atemübung als Werkzeug, um unsere Aufmerksamkeit zurück in unseren Körper zu bringen und sie dort im Dies-Hier-Jetzt zu verankern. Eine der Folgen dieser Übungspraxis ist, dass wir uns des Schmerzes und des Unbehagens bewusst werden, die schon seit unserer Kindheit bei uns sind, die wir jedoch erfolgreich aus unserem Bewusstsein verdrängt haben.
Das Beispiel mit der Freundin, für die wir drei Wochen lang das Haus hüten, zeigt uns, wie verdrängte Schmerzen und verdrängtes Unbehagen in unsere Aufmerksamkeit gelangen können, wenn wir unser Bewusstsein im gegenwärtigen Augenblick steigern. Stellen Sie sich vor, Sie sind daran gewöhnt, diese Freundin einmal in der Woche auf einen Kaffee zu besuchen. Dabei verbringen Sie immer etwa eine Stunde in diesem Haus. Da Sie diese Gewohnheit des wöchentlichen Besuchs schon seit Jahren pflegen, nehmen Sie an, dass Sie das Haus gut kennen. Aber nachdem Sie einen ganzen Tag in diesem Haus verbracht haben, geschieht etwas Unerwartetes: Sie bemerken Dinge, die Ihnen noch nie zuvor aufgefallen sind. Das mag ein kleiner Riss in der Decke sein oder ein Bild im Flur, das in all den Jahren noch nicht in Ihre Aufmerksamkeit vorgedrungen ist. Mit jedem Tag bemerken Sie mehr Details, die in den vielen Besuchen davor Ihrer Aufmerksamkeit irgendwie entgangen waren.
Ähnliches geschieht, wenn wir uns entscheiden, die bewusst verbundene Atmung zu praktizieren. Statt mental in das Wahrnehmungsparadigma, das wir »Zeit« nennen, hinein- und wieder herauszuflitzen, verankern wir nun unser Bewusstsein willentlich in unserem Körper. Infolgedessen geraten physische, mentale und emotionale Erfahrungen in unser Aufmerksamkeitsfeld, die uns neu erscheinen mögen. In der Tat gibt es sie schon den größten Teil unseres Lebens, wir waren uns ihrer jedoch nicht bewusst, weil wir physisch nicht lange genug präsent waren, um sie wahrzunehmen.
Wenn wir nun vor diesen Erfahrungen weglaufen, untergraben wir die Absicht, uns ihrer bewusst zu werden. Dies ist eine Situation, in der wir nichts gewinnen können, wenn wir uns nicht dem Schmerz stellen. Wir erkunden die Erfahrung bereitwillig, indem wir uns entscheiden, sie zu fühlen. Damit lassen wir alles vernebelnde Verhalten sein, das uns ermöglichen würde, weiter so zu tun, als sei alles »in Ordnung« und »okay«, als gehe es uns »gut«. Wenn wir uns tapfer dem stellen, was als notwendiger Bestandteil unserer Integrationsreise an die Oberfläche tritt, überwinden wir unseren reaktiven Reflex, vor dem Unbehagen wegzulaufen. Wir blicken mit bedingungsloser, gefühlter Wahrnehmung so tief wie möglich hinein. Indem wir diese Erfahrung annehmen und bereitwillig ihren Kern suchen, öffnen wir uns für Ein
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