Die Kraft gelebter Gegenwart
bewusst in der richtigen Art und Weise einsetzen, erlauben wir den Empfindungen des Schmerzes und des Unbehagens, den notwendigen Gang zu gehen. Jeder andere Ansatz wäre eine Rückkehr zu den feindseligen Verhaltensweisen des Ruhigstellens und Kontrollierens. Zur Erinnerung: Die Präsenz kennt keine unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade, weiß also genau, was erforderlich ist, um die Integration zu bewerkstelligen. Lassen Sie also die Präsenz das Ergebnis bestimmen, nehmen Sie alle Ergebnisse an und nehmen sie als von der Präsenz absichtsvoll verabreicht wahr.
Wir haben diesen Schmerz und dieses Unbehagen die meiste Zeit unseres Lebens ignoriert und verdrängt. Wir haben sie als Feinde behandelt und nicht als die wohlmeinenden Boten, die sie sind. Wir brauchen für unseren neuen, bewussten Ansatz also nun Geduld. Ein Kind, das über Jahre von seinen Eltern ignoriert wurde, wird sich ihnen nicht sogleich öffnen, nur weil sie plötzlich freudig ihre Arme ausbreiten. Das Kind zögert erst und wartet auf Beständigkeit. Genauso sollten wir uns nicht beeilen und keine unmittelbaren Folgen erwarten.
Bei einem integrativen Ansatz geht es nicht um eine »schnelle Lösung«. Erforderlich ist eine allmähliche Transformation der Wahrnehmung weg von einer lebenslangen Feindseligkeit und hin zu dem, was wir als Schmerz und Unbehagen wahrnehmen. Wenn wir uns in dieser Weise um uns selbst kümmern, leiten wir integrative Folgen in die Wege.
Damit schließen wir die vierte Woche ab.
Woche 5
Unsere bewusste achtsame Reaktion der nächsten sieben Tage lautet:
»Ich bin unschuldig«
Integration unserer Kindheit
In uns schlummern die drei Elemente Vater (Führung), Mutter (Pflege) und Kind (Unschuld, Freude und Kreativität). Wenn wir unsere Absicht darauf ausrichten, die Beziehung zu dem Kind in uns wiederherzustellen, indem wir unsere stark aufgeladenen Emotionen integrieren, dann aktivieren wir diese drei Elemente. Dies gibt uns außerdem die Gelegenheit, uns selbst aktiv die Art bedingungsloser Aufmerksamkeit zu schenken, die wir als Kinder gebraucht hätten, aber nicht bekommen haben.
Die Absicht, wieder eine bedingungslos aufmerksame Beziehung zu dem Kind in uns herzustellen, weckt die emotionalen Fähigkeiten, die wir brauchen, um für uns selbst die Elternrolle zu übernehmen. Wenn wir uns mit dem Kind in uns verbinden, betreten wir den Pfad, um uns selbst zu nähren und uns selbst innere Führung zukommen zu lassen. – Dies ist ein Pfad, der sich durch Mitgefühl gegen uns selbst auszeichnet. Auf diesem Pfad können wir die nicht integrierten Prägungen überwinden, die wir unbewusst noch immer mit unseren Eltern gemeinsam haben. Jede Anstrengung, die wir unternehmen, um wieder eine bedingungslos aufmerksame Beziehung zu dem Kind in uns herzustellen, wird mit gesteigerter Präsenz und Bewusstsein im gegenwärtigen Augenblick belohnt.
Das Kind in uns kommt unschuldig und gleichzeitig hilflos auf die Welt. Aufgrund seiner Hilflosigkeit bietet es seinen Eltern vertrauensvoll Gehorsam an. In der Folge erhält das verletzliche Kind Prägungen durch Erfahrungen, die nicht unbedingt liebevoll sind – nicht, weil die Eltern die Liebe absichtlich vorenthalten, sondern weil Eltern einem Kind nur die Art bedingungsloser Aufmerksamkeit bieten können, die sie selbst in ihrer Kindheit erfahren haben.
Wenn das Kind zum Erwachsenen heranwächst, wird es täglich mit Manifestationen der unbehaglichen, energetischen Prägung konfrontiert, die es im Austausch mit seinen Eltern empfangen hat. Als Erwachsener identifiziert sich das Kind so stark mit den äußeren physischen, mentalen und emotionalen Manifestationen dieser unbehaglichen Erfahrungen, dass es glaubt, »Ich bin furchtsam, wütend und traurig«, statt sich zu sagen: »Dies ist eine Manifestation der Angst, Wut und Trauer, die ich durch Prägung empfangen habe. Das bin nicht ich.«
Unsere Identifikation mit der Manifestation der unangenehmen Prägung lässt uns vergessen, dass wir in einem Zustand der Unschuld in dieses Leben getreten sind. Indem wir uns mit unserer Erfahrung identifizieren (mit unserem Zustand der Prägung, statt mit der Präsenz, die wir authentisch sind), geht uns das Bewusstsein unserer Unschuld verloren.
Indem wir uns mit unseren äußeren Projektionen identifizieren (mit der Manifestation in unserer gegenwärtigen Erfahrung als Erwachsene mit der Prägung, die wir in der Kindheit empfangen haben), gründen wir fälschlicherweise unsere
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