Die Kraft gelebter Gegenwart
Zeitreise verstanden werden. Diese Art Zeitreise ist jedoch keine Science-Fiction. Sie findet nicht »da draußen« statt, und es ist nicht das Ziel, weit entfernte Orte zu besuchen. Sie findet in uns statt. Das »Seelenziel« ist die energetische Rückverbindung mit einem Aspekt unseres Wesens, von dem wir derzeit getrennt und entfremdet sind.
Anders formuliert: Dies ist ein Insiderjob, mit dem unsere bisher nicht integrierte Vergangenheit bewusst in unsere Gegenwart integriert wird. Mit dieser Absicht rufen wir unbewusstes Verhalten auf den Plan, das jetzt durch nicht integrierte Erfahrungen aus der Vergangenheit an die Oberfläche gebracht wird, damit wir uns bedingungslos darum kümmern können. Wenn diese innere Arbeit konsequent ausgeführt wird, befreit sie das Kind in uns von seinen nicht integrierten Traumata.
Wenn wir »die nicht integrierten Aspekte des Kindes in uns retten«, hat das zur Folge, dass der gegenwärtige Erwachsene in uns von den stark aufgeladenen Emotionen befreit wird, die sich als physisches, mentales und emotionales Unbehagen manifestieren. Die Identität der nicht integrierten Aspekte des Kindes in uns und die Summe unserer nicht integrierten, stark aufgeladenen Emotionen sind gleich.
Emotional ist unsere nicht integrierte Kindheit bestimmend. Wir sind erst dann selbst federführend verantwortlich für die Art unserer Erfahrung, wenn wir diese stark aufgeladenen Emotionen integriert haben. Als Erwachsene werden wir entweder von diesen stark aufgeladenen Emotionen getrieben, oder wir übernehmen selbst die Verantwortung.
Von diesen Emotionen getrieben zu sein, bedeutet, dass unsere Erfahrung als Erwachsener von den nicht integrierten Aspekten des Kindes in uns bestimmt wird. Unter diesem Gesichtspunkt müssen wir nicht das ganze Kind in uns »retten«, sondern nur die Teile, die derzeit nicht integriert sind.
Wie ein unschuldiges Kind nimmt auch das Kind in uns alles, was es erlebt, als wahr, real und möglich an. Es kann nicht zwischen dem, was es durch unsere Erwachsenenaugen im Fernsehen sieht, und dem, was es durch uns im Alltag erlebt, unterscheiden. Es kann auch nicht zwischen dem, was wir in unserer Vorstellungskraft visualisieren, und dem, was es täglich durch uns im Erwachsenenleben erlebt, unterscheiden. Es ist also leichtgläubig und verletzlich.
Das Kind in uns nimmt alles wahr, was wir denken und sagen. Es beobachtet auch alles, was wir tun, zum Beispiel, wie wir uns anderen gegenüber verhalten, und lernt an unserem Vorbild. Wenn wir »nein« sagen, wo wir eigentlich »ja« meinen, oder wenn wir »ja« sagen, wenn wir »nein« meinen, wird es misstrauisch gegen unsere Fähigkeit, für seine Bedürfnisse zu sorgen. Weil es ein Kind ist, sieht es den gegenwärtigen Erwachsenen in uns nicht als Teil von sich selbst. Das Kind nimmt den erwachsenen Aspekt als eine Elternfigur wahr, die getrennt von ihm ist.
Wenn wir uns dem Kind in uns nähern wollen, müssen wir uns aus diesem Grund als unfehlbar erweisen. Deshalb kümmern wir uns bedingungslos und konsequent darum. Wenn wir uns nur unter bestimmten Bedingungen und nur unzuverlässig darum kümmern, verstärken wir die derzeitigen, nicht integrierten Zustände der Angst, Wut und Trauer.
Wenn wir bisher nicht bewusst mit dem Kind in uns kommuniziert haben, lässt sich unsere derzeitige Beziehung zu diesem Kind mit der von Eltern vergleichen, die ihr Kind jahrelang vernachlässigt haben. Etwa im Alter von sieben Jahren wird unsere Erfahrung gezielt in eine neue Richtung gelenkt, damit wir auf die Welt der Erwachsenen vorbereitet werden. Dazu brauchen wir die Bereitschaft, uns von unserer Kindheit abzuwenden. Im Lauf der Jahre blicken wir seltener zurück, um den Zustand des Kindes zu betrachten, das wir einst waren. Wir bedecken diesen Aspekt unserer Erfahrung mit einer Schicht der Vergesslichkeit und geben offen zu, dass wir wenig Erinnerungen an unsere Kindheit haben. Daher sind wir uns des Kindes in uns wahrscheinlich auch nicht mehr bewusst, obwohl es ständig alles beobachtet. Wir fühlen anscheinend die nicht integrierten Aspekte des kindlichen Zustands nicht mehr, obwohl unser Unbehagen als Erwachsener ein Spiegel dieser nicht integrierten, emotionalen Lasten ist. Wir haben so sehr den Kontakt dazu verloren, wie stark uns das Kind in der Gegenwart beeinflusst, dass wir unter Umständen fragen: »Warum sollte ich zurückblicken und mich der Vergangenheit stellen? Warum lassen wir die Vergangenheit nicht ruhen und
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