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Die Krankenschwester

Die Krankenschwester

Titel: Die Krankenschwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verdammt gut wie selten zuvor in meinem Leben. Alles ist so wunderbar. Ich schwebte davon. Ich stehe jetzt über dem normalen Leben. Ich bin gesund, ich bin…
    »Sie können Ihre Augen wieder öffnen!« sagte Elfie mit normal klingender Stimme.
    Cramer ließ sie trotzdem geschlossen. Er wollte es nicht. Er bekam mit, wie das Hemd wieder nach unten gerollt wurde. Dann legte ihm Elfie die Bettdecke über, strich sie noch glatt, beschäftigte sich aber mit seinem Arm und löste dort die Kanüle, die den Körper des Mannes mit dem Tropf verbunden hatte.
    Er war frei.
    Zuerst wollte Cramer es nicht glauben. Deshalb blieb er liegen. Er dachte dabei an einen Traum und hoffte, daß dieser Traum so schnell nicht enden würde.
    »Bitte…«
    Diesmal kam er der Aufforderung nach und öffnete die Augen. Die Schwester saß noch immer neben seinem Bett und schaute lächelnd auf ihn nieder. Für ihn hatte sich ihr Gesicht in das eines Engels verwandelt.
    Selbst der kalte Ausdruck war aus ihren Augen verschwunden, und auch die Frisur kam ihm nicht mehr so steif vor, als wäre sie soeben vom Friseur gekommen.
    »Wie fühlst du dich?«
    Es war nur eine schlichte Frage gewesen, aber er hätte jubeln können.
    Eine Antwort kam ihm nicht über die Lippen. Doch auf dem Gesicht zeichnete sie sich ab. Dort konnte Elfie Gazzow die überschwengliche Freude ablesen, die auch die Seele des Patienten beflügelte.
    »Ich bin wieder gesund – wie?«
    »Voll und ganz.«
    Er atmete aus. Das mußte Cramer zunächst einmal fassen. Es gab nichts mehr, was ihn noch störte. Selbst die Anbindung an den Tropf war nicht mehr vorhanden. Er bewegte den entsprechenden Arm und stellte fest, daß er keine Schwierigkeiten damit hatte.
    »Wollen Sie sich nicht setzen, Mr. Cramer? Es kann sein, daß Sie noch einen geringen Schwindel verspüren, schließlich haben Sie lange gelegen, da muß sich der Kreislauf wieder aufbauen, aber ansonsten sind Sie okay.«
    »Ja, das glaube ich auch. Können Sie mir einen großen Gefallen tun, Schwester Elfie?«
    »Gern.«
    »Ziehen Sie bitte das Rollo hoch.«
    »Das mache ich doch glatt.« Sie stand auf und ging zum Fenster, während ihr Cramer nachschaute. Er wußte nicht, wie er sich dieser Person gegenüber verhalten sollte, die eine dreifache Mörderin war, die normalerweise im Gefängnis saß und nur auf seine Initiative hin für eine gewisse Zeit entlassen worden war.
    Er war ihr dankbar. Aber wie sollte er ihr das zeigen? Sollte er sie verlegen lassen? Sollte er versuchen, den Fall noch einmal aufzurollen, weil es ja ein Indizienprozeß gewesen war?
    Er kannte die Lösung nicht. Jedenfalls würde er ihr den Aufenthalt im Knast so angenehm wie möglich machen.
    Sie hatte das Rollo in die Höhe geschoben. Das Licht des Tages fiel durch das Fenster ins Zimmer. Auch wenn es nicht eben strahlend hell war, kam es Cramer doch vor wie der herrlichste Sonnenschein, und er zwinkerte, weil sich seine Augen erst an die Helligkeit gewöhnen mußten.
    Die Krankenschwester drehte sich am Fenster stehend wieder um. Von hinten fiel das neue Licht gegen ihre Gestalt, machte sie hell, und wieder überkam den Mann der Eindruck, einen menschlichen Engel vor sich zu haben.
    Mit langsamen Schritten ging sie wieder zurück. Mit ihren heilenden Händen strich sie über den Kittelstoff. »Ich trage ihn noch immer gern«, erklärte sie.
    »Er steht Ihnen auch gut.«
    »Aber für mich ist das Leben so gut wie vorbei«, erklärte sie und blieb am Fußende des Bettes stehen. »Ich werde wieder verschwinden und zurück in meine Zelle gehen. Sie werden sicherlich auch spätestens morgen entlassen und Ihren Arbeitsplatz wieder einnehmen. Obwohl wir in einem Gebäude sind, unterscheiden sich diese Plätze wie Tag und Nacht. Wir stehen auf zwei verschiedenen Seiten, und es wird keine Brücke geben, die uns verbinden kann.«
    »Dann müssen wir eben eine bauen.«
    »Wollen Sie das wirklich?«
    »Ja!«
    »Warum?«
    »Ich bin Ihnen sehr dankbar, Elfie. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie dankbar ich Ihnen bin, weil mir einfach die Worte fehlen, aber nehmen Sie es mir bitte ab.«
    Sie nickte. »Ja, das hat ehrlich geklungen.«
    »Bestimmt. Und wenn ich kann, dann werde ich Ihnen meine Dankbarkeit auch beweisen.«
    Elfie lächelte. »Das hört sich wirklich gut an. Meinen Sie das auch so?«
    »Könnte ich jetzt unehrlich sein?«
    »Man kann nie wissen. Ich weiß auch nicht, wie Sie in zwei oder drei Wochen darüber denken werden, Mr. Cramer. Die Zeit heilt vieles

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