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Die Krankenschwester

Die Krankenschwester

Titel: Die Krankenschwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und läßt auch einiges vergessen, sogar die Dankbarkeit. So gut kenne ich die Menschen.«
    »Aber nicht bei mir.«
    »Ja, kann sein, und ich will auch nicht daran zweifeln, aber ich gehe gern auf Nummer Sicher.«
    Mitchell Cramer hatten die Worte verwirrt. »Was meinen Sie denn damit?«
    »Das ist im Prinzip sehr einfach. Wenn Sie eine gewisse Dankbarkeit und Ehrlichkeit mir gegenüber spüren, dann werde ich Ihnen sagen, daß auch ich Ihnen gegenüber ehrlich sein will.«
    »Das sollen Sie auch.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, Schwester, warum fragen Sie?« Elfie hob die Schultern.
    »Ich muß es eben genau wissen, da auch ich meine Pläne habe.«
    Cramer setzte sich hin und nickte. »Es ist gut, wenn ein Mensch Pläne hat, auch wenn er von der übrigen Gesellschaft ausgeschlossen worden ist – so wie Sie.«
    »Das möchte ich ja ändern.«
    Cramer schwieg. Plötzlich fühlte er sich befangen, daß ihm keine Antwort darauf einfiel. Aber er war nicht dumm, er dachte über den Satz nach und wußte auch, was er im Endeffekt bedeutete.
    Elfie Gazzow wollte nicht mehr zurück in die Zelle. Es war aus ihrer Sicht verständlich und sogar aus seiner, denn er stand tief in ihrer Schuld. Auf der anderen Seite mußte er an seine Arbeit denken. Er war der Direktor einer Anstalt, in der Verbrecherinnen verwahrt wurden. Er wußte, welche Verpflichtung er damit gegenüber der Gesellschaft eingegangen war.
    »Warum sagen Sie nichts, Mr. Cramer?«
    Der Mann hob die Schultern. »Ob Sie es glauben oder nicht, mir fallen nicht die richtigen Worte ein.«
    »Aber Sie ahnen etwas?«
    »Ja.«
    »Und was wollen Sie tun?«
    Mitchell Cramer senkte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich weiß es, verdammt noch mal, nicht. Ich fühle mich in die Pflicht genommen und bin Ihnen gegenüber verpflichtet. Das ist ein Widerspruch in sich selbst, mit dem ich nur schlecht zurechtkomme.«
    »Das denke ich mir.«
    Cramer war ins Schwitzen geraten. »Um direkt zu fragen, Schwester Elfie: Sie wollen also fliehen?« Die Frau lächelte.
    Dann hob sie die Schultern. »Fliehen ist vielleicht nicht der richtige Begriff. Ich möchte nur nicht mehr zurück in die Zelle.«
    Da mußte sogar Cramer lachen, als er die Worte gehört hatte. »Ob Sie es glauben oder nicht, dafür habe ich sogar Verständnis, aber es gibt schon gewisse Sachzwänge, denen wir beide uns leider beugen müssen. Ich kann daran nichts ändern.«
    »Das weiß ich, Mr. Cramer. Sie kennen mich. Sie haben mich erlebt. Und ich frage Sie jetzt, wie wertvoll ich bin, wenn ich in einer Zelle sitze.«
    »Dort können Sie mit Ihren Kräften nichts anfangen.«
    »Eben.«
    »Und Sie wollen weg?« Elfie lächelte nur.
    »Wie?«
    Sie legte zunächst einen Finger auf die Lippen. »Ich kann es Ihnen nicht sagen, aber in die Zelle werde ich nicht mehr zurückgehen.« Sie hatte ihren Kopf gesenkt, um den Mann direkt ins Gesicht schauen zu können, und er wich dem Blick auch nicht aus, aber er fragte nicht, wie sie es anstellen wollte.
    Der Mann wußte nicht, wie er sich verhalten sollte. Auf der einen Seite war er Elfie Gazzow so unglaublich dankbar, daß sie ihm die Schmerzen genommen und die Wunde in seinem Körper geheilt hatte, aber er mußte sich auch als einen Menschen sehen, der dem Staat gegenüber seine Pflicht tun mußte. Er war ein Diener des Staates und der Bürger, und er konnte eine verurteilte Mörderin doch nicht einfach fliehen lassen.
    Oder doch?
    Seine Zweifel brannten in ihm. Er kam nicht damit zurecht. Sie waren wie eine Säure, die ihn verbrannte. Seine Zunge fuhr über die trockenen Lippen hinweg, während er überlegte und sich fragte, weshalb eine dreifache Mörderin so etwas tat. Einen fremden Menschen, mit dem sie nichts zuvor zu tun gehabt hatte, einfach heilte? Wer oder was gab ihr die Kraft?
    Oder war sie doch unschuldig?
    Ihm kam es zumindest vor, als hätte er Stunden im Bett gesessen und über dieses Thema nachgedacht, dabei waren es nicht einmal zwei Minuten gewesen.
    Die Krankenschwester unterbrach das Schweigen. »Nun, zu welch einem Entschluß sind Sie gelangt, Mr. Cramer?«
    »Ich weiß es nicht«, gab er flüsternd zur Antwort. »Ich weiß überhaupt nicht mehr, was mit Ihnen und mit mir los ist. Wenn Sie wirklich unschuldig sind, werde ich mich persönlich um ein Wiederaufnahmeverfahren bemühen. Ist das eine Basis, auf der wir uns einigen können, Mrs. Gazzow?«
    Elfie lächelte. Aber ihr Lächeln war hart und abweisend. Es war zugleich Teil einer Antwort, die sie noch durch

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