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Die Kreatur

Die Kreatur

Titel: Die Kreatur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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mich apathisch und euphorisch zugleich. Ich frage mich, ob Sie vielleicht unter dem Einfluss illegaler Drogen stehen. «
    »In dem Moment, in dem ich aufgewacht bin«, sagte der Geistliche, »war er tot oder sollte es kurz darauf sein. Schlicht und einfach dadurch, dass ich aufgewacht bin, habe ich ihn getötet. «
    »Pastor Laffite, ist Ihnen klar, dass alles, was Sie jetzt zu mir sagen, vor Gericht gegen Sie verwendet werden kann?«
    »Dieser brave Mann wird niemals vor ein irdisches Gericht gestellt werden«, sagte Lulana. »Er ist nur irgendwie verwirrt. Deshalb wollte ich euch beide anstelle von irgendwelchen anderen haben. Bei euch wusste ich, dass ihr keine voreiligen Schlussfolgerungen ziehen werdet.«
    Der Geistliche hatte immer noch nicht mit den Wimpern gezuckt. Seine Augen tränten aber auch nicht. Da er nicht blinzelte, hätten sie längst anfangen müssen zu tränen.
    Von seinem Posten neben dem Herd sagte Michael: »Pastor, wen glauben Sie getötet zu haben?«
    »Ich habe Pastor Kenny Laffite getötet«, sagte der Geistliche.
    Lulana gab sich begeistert ihrer Überraschung hin; sie zog den Kopf zurück, sperrte den Mund weit auf und schlug sich eine Hand auf den Busen. »Gelobt sei der Herr, Pastor Kenny, Sie können sich nicht selbst umgebracht haben. Sie sitzen nämlich hier mit uns am Tisch.«
    Er schaltete abrupt wieder von gänzlich abwesend auf komplett überdreht. »Da sehen Sie es ja, da sehen Sie es ja, da sehen
Sie es ja, es ist eine grundsätzliche Frage. Es ist mir nicht gestattet zu töten. Aber allein schon durch den Umstand meiner Existenz, allein schon durch diesen Umstand bin ich zumindest teilweise für seinen Tod verantwortlich, das heißt, schon am Tage meiner Schöpfung habe ich gegen meine Programmierung verstoßen. Mein Programm ist fehlerhaft. Wenn mein Programm fehlerhaft ist, was könnte ich dann sonst noch tun, was ich nicht tun darf, was sonst noch, was sonst noch, was sonst noch?«
    Carson warf Michael einen Blick zu.
    Er hatte lässig an der Anrichte neben dem Herd gelehnt. Jetzt richtete er sich zu seiner vollen Größe auf.
    »Pastor Kenny«, sagte Lulana und nahm eine seiner Hände in ihre beiden, »Sie haben unter fürchterlichem Stress gestanden. Zusätzlich zu all Ihren anderen Pflichten haben Sie auch noch versucht, Gelder für den Umbau der Kirche aufzutreiben …«
    »… fünf Hochzeiten in einem Monat«, fügte Evangeline hinzu. Sie hielt das Einmachgefäß mit einem Topfhandschuh, als sie die warme Milch in ein Glas goss. »Und außerdem noch drei Beerdigungen.«
    Carson stieß ihren Stuhl vom Tisch zurück, als Lulana sagte: »Und bei all dieser Arbeit hat Ihnen nicht einmal eine Ehefrau zur Seite gestanden. Es ist kein Wunder, dass Sie jetzt erschöpft und am Ende sind.«
    Während sie Zucker in die Milch rührte, sagte Evangeline: »Unser eigener Onkel Absalom hat sich ohne den Beistand einer Ehefrau mit seiner Arbeit kaputtgemacht, sich aufgerieben, bis er eines Tages Halluzinationen hatte.«
    »Halluzinationen kann man nämlich auch ohne Rauschgift kriegen«, beteuerte Lulana dem Pastor Laffite, »da ist gar nichts dabei.«
    Carson stand von ihrem Stuhl auf und trat einen Schritt vom Tisch zurück, als Evangeline, die ein paar Tropfen Vanilleextrakt
in die Milch gab, gerade sagte: »Dafür braucht man sich doch nicht zu schämen. Onkel Absalom hatte dringend Ruhe nötig. Sowie er eine Zeit lang Ruhe hatte und liebevoll gepflegt wurde, ging es ihm wieder gut, und er hatte nie mehr Halluzinationen.«
    »Ich soll keine Menschen töten, aber schon allein durch den Umstand meiner Existenz habe ich Kenny Laffite getötet«, sagte Kenny Laffite, »und ich will wirklich noch mehr von ihnen töten.«
    »Aus Ihnen spricht nur die Ermattung«, beteuerte ihm Lulana und tätschelte seine Hand. »Irrsinnige Ermattung, das ist alles, Pastor Kenny. Sie wollen gar niemanden töten.«
    »Oh doch, das will ich«, widersprach er ihr. Er schloss die Augen und ließ den Kopf hängen. »Und falls mein Programm beschädigt ist, werde ich es jetzt vielleicht auch tun. Ich will euch alle töten, und vielleicht tue ich es.«
    Michael versperrte Evangeline den Weg, als sie das Glas Milch an den Tisch bringen wollte.
    Carson zog die Desert Eagle geschmeidig von ihrem Körper weg aus dem Halfter an ihrer linken Hüfte, packte sie mit beiden Händen und sagte: »Lulana, als wir hergekommen sind, haben Sie gesagt, Sie hätten hier vorbeigeschaut, um Pastor Laffite zwei Kuchen zu

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