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Die Kreatur

Die Kreatur

Titel: Die Kreatur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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beiden könnte sie nach Hause bringen«, schlug sie vor, »und einer von uns könnte bleiben, um dir Deckung zu geben.«

    »Das ist eine Angelegenheit zwischen mir und Pastor Laffite, die nur uns beide etwas angeht. Ich muss ihm einen kleinen Dienst erweisen, nur einen kleinen Dienst, und dann wird er sich lange Zeit ausruhen können.«
    Michael steckte die Magnum wieder in das Halfter und sagte: »Meine Damen, Sie sollten die Kuchen besser mitnehmen. Mit ihnen lässt sich zwar nicht zweifelsfrei beweisen, dass Sie hier waren, aber Sie sollten sie trotzdem besser mitnehmen.«
    Während die Frauen die Kuchen aus dem Kühlschrank nahmen und Michael sie aus der Küche schob, hielt Carson die Pistole auf Laffite gerichtet.
    »Wir treffen uns später bei dir«, sagte Deucalion zu ihr. »Es dauert nicht lange.«
    »›Es war finster auf der Tiefe‹«, sagte Laffite mit belegter Stimme. »Ist das eine Bibelstelle, oder kann ich mich an gar nichts mehr erinnern?«
    »Moses eins, Vers zwei«, sagte Deucalion. Dann bedeutete er Carson mit einer Handbewegung, dass sie jetzt gehen sollte.
    Sie ließ die Pistole sinken und zog sich widerstrebend zurück.
    Als sie in den Flur trat, hörte sie Laffite sagen: »Er behauptet, wir werden tausend Jahre leben. Ich komme mir so vor, als hätte ich die schon hinter mir.«

51
    In dem verborgenen Salon zog Erika in Betracht, noch einmal mit dem Bewohner des gläsernen Behälters zu reden.
    Es stand außer Frage, dass dieses Wesen sich bewegt hatte: eine verschwommene Zuckung im Innern der bernsteinfarbenen
Flüssigkeit oder des Gases. Entweder es hatte auf ihre Stimme reagiert oder sich rein zufällig ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt bewegt.
    Die Alte Rasse hatte eine Redensart: Es gibt keine Zufälle.
    Aber die Alte Rasse war abergläubisch und irrational.
    Das Universum ist nämlich, wie man es sie im Tank gelehrt hatte, nichts anderes als ein Meer von Chaos, in dem ein Zufall mit dem anderen kollidiert und Splitter von weiteren sinnlosen Zufällen wie Schrapnell durch unser Leben schleudert.
    Das Ziel der Neuen Rasse besteht darin, dem Antlitz des Chaos Ordnung aufzuprägen, die ungeheure destruktive Kraft des Universums zu zügeln und sie in ihren Dienst zu stellen, um einer Schöpfung, die seit undenklichen Zeiten sinnlos gewesen ist, einen Sinn zu geben. Und der Sinn, den sie dem Universum aufzwingen werden, ist ihr Schöpfer, die jubelnde Verklärung seines Namens und seines Angesichts, die Umsetzung seiner Vision und die Verwirklichung all seiner Wünsche, und Befriedigung werden sie ausschließlich durch die exakte Vollstreckung seines Willens erlangen.
    Dieses Credo, Bestandteil ihrer Grundprogrammierung, fiel ihr ganz von selbst Wort für Wort wieder ein, begleitet von der Erinnerung an Musik von Wagner und an Bilder von Millionen Angehörigen der Neuen Rasse, die im Gleichschritt marschierten. Ihr brillanter Ehemann hätte Poet sein können, wäre bloße Poesie seines Genies nicht unwürdig gewesen.
    Nachdem sie mit dem Geschöpf in dem Behälter geredet hatte, wurde sie von einer Urangst überwältigt, die geradezu aus ihrem Blut und ihren Knochen aufzusteigen schien, und sie wich zu dem Ohrensessel zurück, wo sie still sitzen blieb, nicht nur, um ihre Möglichkeiten abzuwägen, sondern auch, um ihre Motive zu analysieren.
    Williams Amputation seiner Finger und seine daraufhin erfolgte Ausschaltung hatten sie erschüttert. Christines Enthüllung, dass ihr, Erika, ein reicheres Gefühlsleben – Demut,
Scham und das Potential für Bedauern und tiefes Mitgefühl – zugestanden worden war als anderen Angehörigen der Neuen Rasse, hatte sie ebenfalls tief getroffen.
    Victor, dessen Genie in der Geschichte der Menschheit beispiellos war, musste gute Gründe dafür haben, all seine anderen Geschöpfe auf Hass, Neid, Wut und Gefühle zu beschränken, die nichts anderes als sich selbst hervorbrachten und keine Hoffnung wachriefen. Sie war sein untertäniges Geschöpf und nur in dem Maß von Wert, in dem sie ihm dienen konnte. Sie besaß weder die Einsichten noch das Wissen noch den erforderlichen Weitblick, um auf die Idee zu kommen, sie hätte ein Recht, sein Vorhaben zu hinterfragen.
    Sie selbst erhoffte sich viele Dinge. Mehr als alles andere hoffte sie, sie würde ihm von Tag zu Tag eine bessere Ehefrau werden und Anerkennung in Victors Augen finden. Obwohl sie gerade erst dem Tank entstiegen war und noch nicht viel erlebt hatte, konnte sie sich ein Leben ohne Hoffnung nicht

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