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Die Kreuzfahrerin

Die Kreuzfahrerin

Titel: Die Kreuzfahrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Nowicki
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bejahte. Dann drangen aber andere Überlegungen in ihr vor. „Straton“, fragte sie den Soldaten, „meinst du, wir dürfen mit unserem Wagen in die Stadt? Er ist nicht groß und wird von einem kleinen Esel gezogen. Aber werden die Wachen uns damit in die Stadt lassen?“
    Straton lächelte und warf sich stolz in seine Brust. „Ich gehöre zur Truppe, die die Mauer bewacht. Hab keine Sorge, mit mir kommst du überall hin.“
    Ursula atmete auf. „Dann sag deiner Großmutter, ich nehme ihre große Gastfreundschaft gerne und dankbar an. Ich werde zu meinem Zelt gehen und meiner Freundin davon berichten, und dann komme ich gerne mit ihr morgen wieder.“
    Straton gab Ursulas Sätze weiter und redete dann noch eine ganze Weile mit seiner Großmutter.
    „Ursula, ich denke, es ist besser, wenn ihr bereits heute in die Stadt kommt“, erklärte er. „Wir sollten kein Aufsehen erregen. Wenn ihr am hellen Tag euer Lager abbrecht, werden alle in eurer Nähe fragen, was ihr vorhabt. Und dann werden sie euch mit Sack und Pack in die Stadt folgen wollen. Es ist besser, wenn wir im Schutz der Dunkelheit eure Sachen holen und euch in die Stadt bringen.“
    Ursula verstand und nickte. Na, da wird Hilde Augen machen. Direkt an Kyrilla gewandt sagte sie: „Gut, so machen wir es.“ Und sie ergriff voller Dankbarkeit beide Hände der Alten und drückte sie fest. Kyrilla sah ihr freundlich in die Augen und drückte Ursula zurück auf den Hocker. Sie deutete auf die Wasserschale. Die Pflanze war fast ganz grün geworden und breitete ihre Zweige wie ein Stern in alle Richtungen aus. Dann deutete die Großmutter auf das Tiegelchen, welches Ursula neben sich auf den Tisch gestellt hatte. „Was ...?“, setzte sie an und vollendete den Satz dann in ihrer eigenen Sprache an Straton gewandt.
    „Woraus besteht das? Und wofür benutzt du es?“
    „Das ist Rinderfett“, erklärte Ursula. „Ich habe es vorsichtig erhitzt, so dass es flüssig wurde, dann habe ich die Blüten einer gelben Blume hineingegeben und es ziehen lassen. Bevor das Fett wieder erstarrt, muss man die Blütenblätter abschöpfen. Ihre Kraft ist dann im Fett, und die Salbe hilft bei Entzündungen und bei der Wundheilung.“
    Straton übersetzte nur wenige Worte, und Kyrilla nickte bereits. Ihr Enkel erklärte: „Meine Großmutter versteht vieles aus deiner Sprache, nur sprechen kann sie die Worte noch nicht. Aber ich denke, mit deiner und meiner Hilfe werdet ihr euch bald ganz alleine unterhalten können.“
    Beide Frauen nickten und sahen sich mit wachsender Zuneigung an.
    Nun wollte Ursula wissen, woraus das Getränk bereitet worden war, und Kyrilla nahm sie wieder mit in den Raum voller Kräuter. Ursula zeigte ihr Pflanzen, die sie kannte, und nannte sie bei den Namen, die sie wusste, oder versuchte ihren Gebrauch zu erklären. Kyrilla verstand und zeigte Ursula daraufhin Pflanzen, die ähnliche Wirkungen hatten. Ursula war wie im Rausch, schon so lange hatte sie ihr Wissen nicht mehr auf so intensive Weise mit jemanden teilen können. Sie merkte gar nicht, wie die Zeit verging. Schließlich kam Straton und mahnte zum Aufbruch. „Ursula, komm, es wird Zeit, die Dämmerung ist nahe, und wir sollten uns auf den Weg zu deinem Lager machen.“
    Er wechselte noch einige Sätze mit Kyrilla und ging dann voraus. Ursula folgte ihm. Auf ihrem Weg durch die Stadt beobachtete sie den Soldaten von der Seite. Dann fasste sie sich ein Herz und fragte: „Straton, wie alt bist du?“
    Straton sah sie verwundert an „Ich glaube, 24 Jahre“, antwortete er. „Warum?“
    „Du sagtest, Kyrilla sei deine Großmutter. Ich dachte zuerst, sie sei deine Mutter.“
    „Nein, meine Mutter starb, als ich noch klein war. Mein Vater war auch Soldat und kam von einem Feldzug vor einigen Jahren nicht mehr zurück. Seitdem ist Kyrilla alleine, und meine Schwester und ich kümmern uns um sie.“
    „Dann ist deine Großmutter schon sehr, sehr alt.“
    „Ja, es ist ein Wunder. Es gibt nur wenige, die so alt sind wie sie. Manchmal glaube ich, sie hat ein besonderes Kraut, das ihr dabei hilft.“
    „So wird es sein“, lachte Ursula. „Ich werde sie fragen.“ Straton gefiel ihr. Seine schwarzen Locken, die unter dem Helm hervortraten, sein fein geschnittenes Gesicht und seine kräftige Statur machten Eindruck auf sie.
    Es begann wirklich schon zu dämmern, als sie die Zelte erreichten. Hilde kam Ursula angesichts des Soldaten erschreckt entgegengelaufen. „Ursula, Ursula, was ist

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