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Die Kreuzfahrerin

Die Kreuzfahrerin

Titel: Die Kreuzfahrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Nowicki
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passiert?“
    „Nichts, nichts. Hilde, beruhige dich.“ So gut es ging, versuchte Ursula der aufgeregten Freundin in Kürze alles zu erklären. Straton stand daneben und nickte zur Unterstützung. Auch Raimund war dazugetreten und wollte wissen, wo Ursula geblieben war. Noch einmal erklärte Ursula alles und sprach die Einladung der alten Kräuterfrau aus. Hilde und Raimund verstanden langsam.
    „Ich gehe jetzt.“ Straton ließ seine Augen beredt hin und her schauen. „Ich errege bereits zuviel Aufmerksamkeit. Ich komme in der Dunkelheit zurück. Wartet noch etwas und packt dann, wenn niemand mehr schaut, leise zusammen“, sagte er und ging rasch.
    Ursula, Hilde und Raimund setzten sich ans Feuer und beratschlagten, wie sie es am besten anstellen würden, unbemerkt ihr Lager zu räumen.
    Als erstes ging Hilde den Esel holen. Das war noch vor Einbruch der Dunkelheit nötig, sonst hätte sie ihn zwischen den vielen anderen Tieren nicht gefunden. Als es schon finster war, kam sie mit dem Tier zurück. Raimund und Ursula hatten unterdessen schon begonnen, die Karre zu beladen. Nun war nur noch das Zelt abzubrechen und das Feuer zu löschen. Sie warteten. Als Straton schließlich erschien, zogen sie die Stangen unter der Plane hervor und legten alles auf den Karren, vor dem angeschirrt der Esel bereits wartete. Langsam und leise verließen sie den Platz. Wie Straton versprochen hatte, gab es keine Probleme am Tor. In der Stadt war immer noch viel los, und so gelangten sie zum Haus der alten Kyrilla. Durch eine Seitengasse kamen sie an ein Tor, das in einen Hof führte. Hier konnten sie die Karre stehenlassen. Den Esel führte Straton in einen kleinen Stall. Kyrilla freute sich, Ursula wiederzusehen, und begrüßte auch Hilde freundlich. Auf Raimund war sie nicht vorbereitet gewesen und beklagte, dass sie kein Zimmer für ihn habe. Aber Raimund war zufrieden, wenn er bei dem Esel im Stroh liegen durfte oder seinen Strohsack im Hof auslegen konnte. Nachdem man sich so geeinigt hatte, zeigte Kyrilla Ursula und Hilde das Zimmer, das sie für ihre Gäste hergerichtet hatte. Es war nicht besonders groß, aber am Boden befanden sich zwei mit feinem Stoff bezogene Lager. Das war etwas ganz anderes als die groben Strohsäcke, die Hilde und Ursula bisher gewohnt waren. Auch die Kissen, die es gab, waren für die beiden Freundinnen eine ganz neue Erfahrung. Glücklich und zufrieden wünschte ihnen ihre Gastgeberin eine gute Nacht und ließ sie allein.
    „Hilde, fühl mal.“ Ursula hatte sich auf eines der Lager gesetzt und streichelte den Stoff. Auch Hilde ließ sich nieder und fühlte den Bezug des Lagers.
    „Auf solch feinen Stoff können wir uns aber nicht mit unseren schmutzigen Kleidern legen. Wir sollten uns morgen wohl als erstes waschen. Oh, ich bin so müde. Doch eine Sache musst du mir noch beantworten, Ursula. Sag, was schleppst du da in deiner Tasche umher. Hast du unseren Kessel da hineingestopft?“
    Ursula sah auf ihre Ledertasche und musste lachen. „O je, das habe ich ganz vergessen. Ich habe auf dem Markt eine ganz erstaunliche Frucht gefunden und uns gekauft.“ Sie klappte den Deckel der Tasche zurück und holte die dunkelgrüne Kugel hervor. Hilde machte große Augen.
    „Warte!“ Ursula holte ihr Messer hervor, stieß es in die Frucht und schnitt sie auf. Das rote Fruchtfleisch erschien im Schein der Öllampe. Ursula schnitt ein Stück ab und reichte es Hilde. „Hier, koste. Das rote Fleisch schmeckt einfach köstlich und ist so saftig, als würdest du trinken und nicht essen.“ Auch sich selber schnitt sie ein Stück ab und biss genüsslich hinein. Hilde folgte etwas zögernd ihrem Beispiel und war ebenso begeistert. Sie hatte nicht mit so viel Saft gerechnet, und es tropfte aus ihren Mundwinkeln. „Hm, das ist wirklich gut. Und so süß. Das ist so saftig, wir sollten uns erkundigen, wie lange die Frucht haltbar ist. Dann können wir sie als Ersatz für Wasser nehmen.“ Wie immer dachte Hilde sehr praktisch. „So“, sie streckte sich und wischte mit dem Handrücken über ihren Mund, „jetzt bin ich wirklich müde.“ Sie zog sich ihr Kleid über den Kopf und legte sich auf das Bett. Ursula stand auf, verräumte die aufgeschnittene Frucht, löste ihren Gürtel und ihre Schürze. Auch sie zog ihr Kleid aus und legte sich im Hemd auf den weichen Stoff ihres Lagers. Durch die kleine Fensteröffnung der Kammer drangen nur gedämpft Geräusche der Stadt ein. Ursula löschte die Öllampe, und kaum,

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